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"Synagogen in Unterfranken"
Sickershausen (Stadt
Kitzingen, Kreis Kitzingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Sickershausen bestand eine kleine jüdische Gemeinde
im 18./19. Jahrhundert. Sie entstand vermutlich nach Ausweisung der Juden aus Kitzingen
im Jahr 1763, doch lebten bereits in den Jahrhunderten zuvor einzelne jüdische
Personen / Familien am Ort: 1462 werden im Gerichts- und Achtbuch der
Stadt Kitzingen (von 1452-1497) ein Jude namens Sanwel oder Sauwel (= Samuel)
von Sickershausen sowie ein Jude Eisack (= Isaak) von Sickershausen genannt
(Quelle: StA Würzburg Standbuch 1114 S. 130-131; Hinweis von Gerd Mentgen
vom 22.9.2014).
1714
lebten drei jüdische Familien in Sickershausen. 1803 wurden neun
Familien mit zusammen 28 Personen gezählt. 1840 waren es 31 jüdische
Einwohner (von insgesamt 580 Einwohnern).
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Sickershausen auf insgesamt
vier Matrikelstellen folgende jüdischen Haushaltsvorsteher genannt (mit neuem
Familiennamen und Erwerbszweig): Jacob David Meyer (Viehhandel und Schächten),
Jacob Loew Wolf (Handarbeit), Seeligmann Raphael Guthmann (Schmusen), Moses
David Meier (Viehhandel).
Nachdem seit
1864/64 wieder ein Zuzug jüdischer Personen nach Kitzingen möglich war, ist innerhalb weniger
Jahre ein großer Teil der jüdischen Einwohner dorthin verzogen. Die jüdische
Gemeinde in Sickershausen wurde um 1900 aufgelöst.
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk
Mainbernheim, seit 1871 Kitzingen. Die
Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Rödelsee
beigesetzt.
Von den in Sickershausen geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Sophie Berck (1863),
Therese Liebenstein geb. Mayer (1890), Ferdinand Mayer (1884, siehe Dokumente
unten), Leopold Mayer (1883), Rosa Mayer (1896),
Siegfried Mayer (1896).
Dokumente zu Ferdinand Mayer (1884 Sickershausen - 1942 Ghetto Lodz)
Anmerkung: Ferdinand Mayer ist am 14. August 1884 als Sohn des Moses Mayer
und seiner Frau Fanny geb. Reuss in Sickershausen geboren. Er wurde am 3.
November 1941 von Prag aus in das Ghetto Lodz (Litzmannstadt) wo er am 9. April
1942 umgekommen ist (Dokumente freundlicherweise erhalten von Silke Lehsten,
Wilhelmshaven am 28.2.2020).
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Gedenkseite von
Yad Vashem, Jerusalem
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Dokument der
Polizeidirektion Prag
vom 8. Mai 1940
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Polizeiliches Zeugnis
(Prag) zwecks
der beabsichtigten Auswanderung
nach Shanghai am 10. Mai 1940 |
Todesanzeige für
Ferdinand Mayer
aus dem Ghetto Lodz / Litzmannstadt
(Tod am 9. April 1942) |
Aus der Geschichte der
jüdischen Gemeinde
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Spendenliste über den Ertrag der Sammlung bei einer
Verlobungsfeier in Sickershausen (1877)
Spendenliste
"Für die Abgebrannten in Brückenau (Bayern) in der Zeitschrift "Der
Israelit" vom 7. Februar 1877: "Amalie Helft in Derenburg 6. – Ungenannt
6. – Eine Ungenannte in Mainz 10. – Durch Gabriel Marx in Felleringen:
von ihm selbst 3, Lazare Marx in Urbes 3, zus. 6. – Durch Dr. Engelbert
in St. Gallen in der dortigen Gemeinde gesammelt 40. – Durch Kohn in
Trabelsdorf gesammelt 20. – Moritz Heßlein in
Bamberg 3. – L. Strauß
in Heilbronn 0,80. – K. Loewenstein in
Sontra 6. – Wolf Wolf in
Lengfeld 1,50. – Levi Meyerhoff in
Volkmarsen 0,50. – H. Fabian in
Hochzeit 3. – A. in München 4. – B. in München 2. – Durch Rabbiner
Adler in Kitzingen: von ihm selbst 6, durch Sußmann Mayer in
Sickershausen bei der Verlobung des Seligmann Gutmann mit Fräulein
Karoline Meyer gesammelt: von Seligmann Gutmann 3, Löb Meyer 3,
Lichtenauer 6, Sußmann Meyer 6, = 18, zusammen 24. – Durch Bär
Zopp,
Lehrer in Sickenhofen: Sal. Fuld II. 1, Ungenannt 2, zusammen 3. –
Ungenannt aus Stuttgart 1,50. – Carl Seligmann in
Karlsruhe 10. – Gumpel Ephraim in Neudamm 3. – Durch H. Bär in
Ahrweiler von der
dortigen Gemeinde 3. – H. Levi in Windecken 15. – Durch Lehrer Wolf in
Buttenheim ges. 14. – Lehrer Strauß in
Gensingen 1. – Frau Hellmann
in Mainz 6. – Frl. Salm in
Oppenheim 3. – Gumpel Ephraim in Neudamm 3.
– J.B. Kahn in Montabaur 5. -
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Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Über den aus Sickershausen stammenden Lehrer Josef Mayer
(Bericht zu seinem Tod 1895)
Anmerkung: 1895
starb in Windsbach Josef Mayer, der
dort 33 Jahre lang als Lehrer, Vorbeter und Schochet tätig war. Zu seinem Tod erschien ein
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit":
Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1895:
"Windsbach. Dahier starb unlängst Josef Mayer, 33 Jahre lang
Religionslehrer der Kultusgemeinde Windsbach, im Alter von 69 Jahren. Zu
Sickershausen in Unterfranken geboren, war er zuerst in Lehrberg und kam dann
hierher; vor 2 Jahren zog er sich ins Privatleben zurück. Stets der streng
orthodoxen Richtung angehörend, tat er sich besonders hervor durch seine
Mithilfe bei Kranken und bei Sterbefällen. An seinem Sarge widmete ihm Lehrer
Hubert im Namen der Gemeinde ehrende Worte des Nachrufs. Möge die Erde ihm
leicht sein!" |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge, die vermutlich noch im 18. oder in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut / eingerichtet wurde, war vorhanden. Nachdem einige der jüdischen
Familien nach 1864 wieder in Kitzingen zuziehen konnten, besuchten diese
zunächst weiterhin die Synagoge in Sickershausen, bis 1867 eine Synagoge in
Kitzingen eingeweiht werden konnte. Torarollen und Ritualien kamen großenteils
in die Synagoge nach Kitzingen. 1908 befanden sich in der Kitzinger Synagoge:
eine Torarolle aus der Gemeinde Sickershausen sowie zwei Toramäntelchen.
Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde um 1900 wurde das Gebäude verkauft und
zu einem Wohnhaus umgebaut. Es ist in den vergangenen Jahrzehnten
mehrfach umgebaut worden. "Bei den Grundmauern und einem Teil des
Mauerwerks des Erdgeschosses handelt es sich noch um Original-Mauerwerk der
Synagoge" (Schwierz 1988).
Adresse/Standort der Synagoge: Michelfelder
Straße 1
Foto
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| S. Haenle: Geschichte der Juden im ehemaligen
Fürstentum Ansbach. 1867. Nachdruck 1990 (Bayerische jüdische Schriften.
Hgg. von Karl W. Schubsky und Hermann Süß Band 1). |
| Naphtalie Bamberger: Geschichte der Juden von
Kitzingen. 1908. Reprint 1983. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen
Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für
politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 74. |
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