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in Baisingen
Baisingen (Stadt
Rottenburg am Neckar, Kreis Tübingen)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Baisingen wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Übersicht:
Allgemeine Beiträge
Zur
Geschichte der Juden in Baisingen (Artikel von 1927)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. September
1927: |
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Aus der Geschichte der jüdischen
Lehrer und der Schule
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1926
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Oktober 1926: "Die Stelle eines ständigen
Volksschullehrers an der privaten israelitischen Volksschule
Baisingen, Oberamt Horb am Neckar, Bahnstation Ergenzingen ist wieder zu
besetzen. Der Volksschullehrer hat neben dem Unterricht den Vorbeterdienst
und die Schechitah zu übernehmen. Die Stelle wird lebenslänglich
besetzt. Besoldung nach Gruppe VII, nach längerer Dienstzeit nach Gruppe
VIII. Dienstwohnung ist nicht vorhanden. Bewerber, die die beiden
Volksschuldienstprüfungen abgelegt haben, wollen sich unter Vorlegung
ihrer Zeugnisse und eines Lebenslaufs bis zum 31. Oktober 1926 bei der
unterzeichneten Stelle melden.
Der Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs,
Stuttgart." |
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Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Oktober 1926: |
25-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer
Karl Kahn
(1885)
Es handelt sich um Karl (Kallmann) Kahn, geboren 2. Februar 1824 in Nordstetten.
Dieser studierte 1841 bis 1844 am Lehrerseminar in Esslingen. Seine ersten
Stellen waren in Unterdeufstetten (1844),
Gerabronn (um 1850) und Mühlen
(1854-1860), bis er 1860 nach Baisingen kam. Er war verheiratet mit Babette geb.
Guggenheimer und starb am am 29. April 1889 in Stuttgart, wo er im
Israelitischen Teil des Pragfriedhofes beigesetzt wurde.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai
1884: "Baisingen (Württemberg). Am Sabbat den 16. dieses Monats
soll die jetzt 25-jährige Amtierung unseres Herrn Lehrer Kahn hierselbst,
der übrigens bereits 42 Dienstjahre zählt, festlich begangen werden. Bei
der ungemeinen Beliebtheit, deren sich dieser wackere Mann hier und in
weiteren Kreisen erfreut, dürfte die Beteiligung an der Feier eine recht
rege und ehrenvolle werden, wie wir es dem verdienten Jubilare von Herzen
gönnen." |
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Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Juni 1885: "Stuttgart,
27. Mai (1885). Nach der Statistik der evangelischen Landeskirche Württembergs
sind im Jahre 1884 zu derselben 3 Israeliten übergetreten: es sind Ausländer,
die in Württemberg dazu vorbereitet werden.
Die israelitische Gemeinde Baisingen feierte das 25-jährige Jubiläum
ihres Lehrers Kahn in höchst würdiger Weise. Den Gottesdienst leitete
Bezirksrabbiner Dr. Jarazewsky in Mühringen. Der Bezirksschulinspektor
und der katholische Ortsgeistliche beteiligten sich ebenfalls am
Gottesdienst und an der Feier. Dem Jubilar wurden wertvolle Geschenke überreicht
und briefliche und telegraphische Glückwünsche überbracht." |
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Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni
1885: "Baisingen, 19. Mai (1885). Am Schabbat
Paraschat BaMidbar (Schabbat mit der Toralesung BaMidbar, d.i.
4. Mose 1,1 - 4,20, das war am 16. Mai 1885) feierte die hiesige
israelitische Gemeinde das 25-jährige Ortslehrerjubiläum ihres Lehrers
und Vorsängers Kahn. Dem Bilde der Eintracht und Verträglichkeit fehlt
niemals das Gepräge des Erhabenen, so auch hier, wo es sich uns im
bescheidenen Rahmen der gegenseitigen Beziehungen einer Landgemeinde und
ihres Lehrers darbot. Ein Vierteljahrhundert hindurch widmete Herr Lehrer
Kahn seine bewährte Kraft mit Ausdauer und Gewissenhaftigkeit der
Ausbildung unserer Jugend in religiösem und weltlichen Wissen, sowie
seinem geistlichen Amte, und wie er mit der Gemeinde, so teilte diese mit
ihm, sich stets rat- und hilfsbereit zur Seite stehend, die freud- und
leidvollen Geschehnisse einer solch langen Reihe von Jahren. Einer
gottgesegneten, glücklichen Ehe ist solches Verhältnis zu vergleichen.
Welchem Gedanken denn auch Herr Rabbiner Dr. Jaraczewski, anlehnend an die
Hafthoraworte 'und ich habe mich mit dir verbinden in Ewigkeit', in
formvollendeter alle Herzen bezwingender Rede, Ausdruck zu verleihen
wusste. Vom Geiste echter Humanität und Duldsamkeit durchweht, verfehlte
diese Rede ihres erhebenden Eindrucks weder bei den jüdischen noch
christlichen Zuhörern, von welch letzteren sich Ortspfarrer und
Gemeinderat eingefunden hatten. Der Predigt folgte ein vom Jubilar
gesprochenes, ergreifendes Gebet. Nach beendigtem Gottesdienste wurde der
Jubilar in feierlichem Aufzug, Rabbiner
und
Pfarrer zur Seite, so wie er abgeholt worden, auch wieder in seine Wohnung
geleitet, die sich alsbald von Glückwünschenden füllte. Der Nachmittag
ward sodann einer geselligen Vereinigung im jüdischen |
Gasthofe
zur Rose gewidmet, die von Ortsangehörigen und Auswärtigen überaus
zahlreich besucht war. Wenn wir hierbei des Erscheinens verschiedener
Herrn christlicher Geistlichen und Lehrer, sowie der Ortsbehörde und
deren loyalen Anteilnehmens an Trinkreden und Gesängen gedenken, so muss
das Gefühl des Dankes gegen Gott in uns aufsteigen, dessen Gnade den
Umschwung der Zeiten zu unseren Gunsten herbeigeführt hat. Welcher
Gegensatz zwischen jenem Baisingen des 16. Jahrhunderts, von dessen unglücklicher
jüdischer Gemeinde uns der verehrte Herausgeber dieser Zeitschrift in
seiner berühmt gewordenen Erzählung 'Rabbi Joselmann von Rosheim'
ein solch schaurig fesselndes Bild entrollte, zwischen dem Baisingen
ferner, das noch 1848 seine Judenhetze schlimmster Art hatte und dem
heutigen, dessen Israeliten sich des konfessionellen Friedens, der
unbeschränkten bürgerlichen Rechte und eines blühenden Wohlstandes
erfreuen! Doch
kehren wir zu unserem Feste zurück. Die Reihe der Trinksprüche eröffnete
Herr Rabbiner Dr. Jaraczewski nach Verlesung anerkennender Dekrete seitens
der vorgesetzten Behörden, mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf
unsern viel geliebten Landesvater. Es folgten dann ernste und heitere
Vorträge in buntem Wechsel und versetzten alle Anwesenden in die
gehobenste Stimmung. Herr Ortspfarrer Gulden feierte den Jubilar unter
sinniger Verknüpfung auf den 'Cohen gadol' (Hoher Priester). Herr
Lehrer Strauß, Nordstetten, trug ein humoristisches, Schillers Glocke
parodierendes Gedicht auf den Jubilar vor. Letzterer dankte in gerührten
Worten für so viele Ehrenbezeugungen und brachte sein Hoch allen
Bewohnern des Ortes. Es
soll nicht unerwähnt bleiben, dass der Jubilar mit reichen Ehrengaben von
der Gemeinde Baisingen sowohl, als auch von Einzelnen bedacht wurde.
Selbst die Nachbargemeinde Mühlen, in der derselbe früher angestellt
war, bewies durch Überreichung eines silbernen Bechers und regen Besuch
des Festes ihre treue Anhänglichkeit zu ihrem ehemaligen Lehrer.
In jeder Hinsicht wohl gelungen, wird dieses Fest allen, die ihm
anwohnten, in freundlichster Erinnerung bleiben. Wir schließen unseren
bericht mit dem aufrichtigsten Wunsche, der Allgütige möge ferner diese
Gemeinde in seine schützende Obhut nehmen und dem Jubilar Gesundheit und
Rüstigkeit verleihen, seinem Berufe noch lange Zeit in gedeihlicher
Wirksamkeit vorstehen zu können." |
Lehrer
Max Straßburger sucht eine Stelle für ein Mädchen der
Gemeinde (1908)
Es handelt sich um Max Straßburger, geboren am 29. November 1861 in Rexingen.
Er studierte von 1878-1881 am Lehrerseminar in Esslingen,
wurde danach zweiter Lehrer am Israelitischen Waisenhaus
"Wilhelmspflege" in Esslingen. Von 1891 bis 1926 war er Lehrer an der
Israelitischen Volksschule in Baisingen.
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1908: "Suche für ein
tüchtiges Mädchen, 18 Jahre alt, das die bürgerliche Küche versteht
und die häuslichen Arbeiten versieht, passende Stellung in religiösem
Hause. Süddeutschland bevorzugt. Offerten mit Angabe eventueller
Belohnung nimmt entgegen
Lehrer Strassburger Baisingen,
Württemberg." |
Lehrer
Max Straßburger wird zum Oberlehrer ernannt
(1922)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
9. November 1922: "Baisingen, 7. November (1922). Laut
Staats-Anzeiger für Württemberg wurden durch Entschließung des Herrn
Staatspräsidenten die Herren Hauptlehrer: Oberndörfer in Niederstetten,
Preßburger in Creglingen,
Straßburger in Baisingen, zu Oberlehrern in Gruppe 8 der
Besoldungsordnung ernannt." |
Oberlehrer
Max Straßburger tritt in den Ruhestand (1926)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni 1926: |
Lehrer
Heimann Unikower wird nach Baisingen berufen
(1927)
Anmerkung: Lehrer Heimann Unikower ist nach dem Familienregister Baisingen am 5. Juni 1888 geboren als Sohn von Raphael Unikower und der Dorothea geb. Pick. Er war seit 16./17. September 1911 verheiratet mit Johanna geb. Schacher, die am 18. Dezember 1889 geboren ist als Tochter von Julius Schacher (Berlin) und der Friedricke geb. Simon. Die Familie hatte fünf Kinder (Albert geb. 1913, Helene geb. 1915, Ruth geb. 1917, Rudolf Viktor geb. 1919 und Dorothea geb. 1923). Lehrer Unikower war nur 1927 Lehrer in
Spangenberg und wechselte in diesem Jahr nach
Baisingen, wo er bis Ende Juni 1931 geblieben ist. Von 1931 bis 1937 war Unikower Lehrer in
Simmern.
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
8. September 1927: "Baisingen, 30. August (1927). Herrn Lehrer
Unikower in Spangenberg wurde zum 1. November (1927) die Stelle eines
ständigen Lehrers an der hiesigen Volksschule vom Oberrat der
Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs übertragen." |
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Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. September 1927: |
Schulentlassfeier
- drei Schüler der israelitischen Volksschule werden entlassen (1928)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1928: |
Buchbesprechung von Lehrer
Heimann Unikower
(1928)
Die sehr ausführliche
Besprechung eines Lehr- und Übungsbuches der Sprache des Talmuds usw. von
Rabbiner Dr. Daniel Fink wird hier nicht wiedergegeben, da dies über den
Rahmen der jüdischen Geschichte Baisingen hinausgeht |
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Zum
Tod von Oberlehrer Max Straßburger (1930)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1930: |
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Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1930: |
Nachruf
auf Oberlehrer Max Straßburger von Religionsoberlehrer Uhlmann (Schwäbisch
Gmünd) (1930)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. August 1930: |
Lehrer
Heimann Unikower wechselt von Baisingen nach Simmern (1931)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juli 1931: "Baisingen. Am 1. Juli
verließ Hauptlehrer Unikower seinen hiesigen Wirkungskreis, um einem Rufe
als Religionslehrer und Kantor in der Gemeinde Simmern
zu folgen. Aus diesem Anlass wurde ihm von seiner Gemeinde am 27.
Juni ein ehrender Abschied bereitet. Nachdem der Scheidende im
Morgengottesdienst den Segen Gottes für den Bestand der Gemeinde erfleht
hatte, versammelte sich die Gemeinde am Abend, um die letzten Stunden das
Sabbats um ihren Lehrer geschart zu verbringen. Hier ergriff der Gemeindevorsitzende,
Hermann Kahn, das Wort und brachte namens der Gemeinde den Dank und
die Anerkennung für die amtlich und außeramtlich geleisteten Dienste
Unikowers zum Ausdruck; er hob insbesondere die Gründung und Führung des
Israelitischen Frauenvereins als Verdienst des Scheidenden und seiner
Gattin hervor, erwähnte auch die allsabbatlichen Lehrvorträge, denen die
Gemeinde immer gern gelauscht habe, und erinnerte an die privatwissenschaftlichen
Bestrebungen des Scheidenden, die von der Gemeinde nicht unbeachtet
bleiben konnten. Hauptlehrer Unikower dankte für de ehrenden
Abschiedsworte und sprach die Hoffnung aus, dass die religiöse
Beschaulichkeit, in welcher die Gemeinde hier leben dürfe, ihr allezeit
eine Quelle der Glückseligkeit bleiben
möge." |
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Nach
einer "historischen Erzählung" werden auf Grund eines angeblichen
Ritualmordes in Baisingen 36 Juden verbrannt (Artikel von 1930)
Anmerkung: zu Rabbi Joselmann von Rosheim (1476-1554) siehe Wikipedia-Artikel
"Josef von Rosheim".
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 4. Juli 1930: aus einer "Historischen
Erzählung aus der Zeit der Reformation. Von Dr. M. Lehmann: Rabbi
Joselmann von Rosheim'.". Im 64. Kapitel spielt Baisingen eine
Rolle, ob der Vorgang historisch ist und Dr. Lehmann sich auf
Archivalien stützen kann, ist dem Webmaster unklar.
"Vierundsechzigstes Kapitel. Kaum war die große Gefahr von
den Juden des Elsasses abgewendet, als ein Eilbote kam und Rabbi Joselmann
nach Baisingen berief.
Baisingen ist ein Dorf im Oberamte Horb im württembergischen
Schwarzwald. Dort befindet sich heute noch eine fromme israelitische
Gemeinde, die sich namentlich durch große Wohltätigkeit auszeichnet.
Auch dieser Boden ist, wie fast jedes Flecken Erde Deutschlands, getränkt
mit dem Blute jüdischer Märtyrer.
Eine Bauersfrau hatte im Schlafe ihr Kind zerdrückt. Aus Furcht vor ihrem
Manne, der in jener Nacht abwesend war, hatte sie das tote Kind, nachdem
sie ihm einige Schnitte beigebracht, in den Hof eines Judenhauses gezogen
und hatte behauptet, das Kind sei ihr gestohlen worden.
Das ganze Dorf geriet in Aufruhr; die Häuser der Juden wurden durchsucht,
die Kindesleiche wurde gefunden, und nun stand es bei den Leuten fest,
dass die Juden das Kind geraubt hatten, um ihm das Blut abzuzapfen. Die
Häuser der Juden wurden demoliert und sämtliche Juden des Dorfes,
sechsunddreißig Personen, Männer, Frauen, Greise und Kinder, ins
Gefängnis geworfen.
Schrecken und Angst ergriffen die Bewohner der ganzen Gegend, und sie
wussten nichts Besseres zu tun, als einen Eilboten an Rabbi Joselmann zu
senden, damit er das Unglück von den Eingekerkerten abwende. Rabbi
Joselmann machte sich auch sofort auf den Weg, ritt Tag und Nacht, und als
er in Baisingen ankam, da waren die Holzstöße schon aufgerichtet,
auf denen die dem Tode geweihten sechsunddreißig unschuldigen Menschen
erbrannt werden sollten. Sie waren auf die Folter gespannt worden und
hatten ausgesagt, was man von ihnen verlangt hatte.
Vergebens bat und fleht Rabbi Joselmann, dass man die Prozedur aufschieben
möge, bis er die Angelegenheit vor den Erzherzog Ferdinand oder vor den
Kaiser selbst gebracht hätte; vergebens drohte er mit dem Zorn und der
Strafe des Kaisers, vergebens zeigte er die kaiserliche Verordnung vor,
die ihn zum Befehlshaber und Regierer sämtlicher Juden des Deutschen
Reiches ernannte, vergebens reklamierte er seine Untertanen - man hörte
nicht auf ihn. Die sechsunddreißig unschuldigen Männer, Frauen, Kinder,
Greise wurden aus dem Gefängnis herausgeführt und an die Holzblöcke
gebunden.
Es war ein herzzerreißender Anblick! Rabbi Joselmann wollte schier
verzweifeln; da ermannte er sich; konnte er die Unglücklichen nicht
reden, so wollte er doch wenigstens ihre Todesqual lindern. 'Meine Lieben
Freunde', redete er die Beklagenswerten an, 'ihr alle, Männer und Frauen,
Jünglinge und Jungfrauen, und ihr, liebe Kinder, ihr Nachkommen unseres Vater
Abraham; der Augenblick ist gekommen, da ihr euer Leben hingeben sollt zur
Heiligung des göttlichen Namens! Ich weiß, dass ihr unschuldig seid,
dass ihr jenes abscheuliche Verbrechen nicht begangen habt - Gott hat es
euch zugeschickt, dass ihr sterben sollt für ihn. Denn nur weil ihr Juden
seid, Bekenner des einzigen Gottes, verfolgt man euch, tötet man euch. So
heiligt denn hier öffentlich den Namen des Allheiligen. Sagt mir nach,
Wort für Wort!'
Eine tiefe Stille lagerte rings umher. Tausende von Menschen waren
versammelt. Keiner wagte sich zu regen. Rabbi Joselmann sprach die Widdui,
das Sündenbekenntnis, in deutscher Sprache, damit alle Welt ihn verstehe.
Er hub an zu reden, und die an die Holzstöße Gefesselten sprachen jedes
einzelne Wort nach:
'Herr, mein Gott und Gott meiner Väter, die Seele, die du mir gegeben
hast, war rein und lauter und ohne Fehl; ich aber habe sie durch meine
Sünden befleckt und verunreinigt. Chotoßi, owißi, poschati.'
Die letzten drei Worte - ich habe gesündigt, ich habe gefehlt, ich habe verbrochen
- die dem jüdischen Munde so geläufig sind, sprach Rabbi Joselmann
hebräisch, und die von den Flammen schon Umzüngelten wiederholten sie
unter herzzerreißenden Weherufen.
'Ich habe deine heiligen Gebote', sprach Rabbi Joselmann weiter vor,
'übertreten, bin abgewichen von deinen erhabenen Lehren, und es hat mir
kein Heil gebracht. Siehe, jetzt ist die Stunde gekommen, da du, o Gott,
diese Seele mir wieder nimmst, und dass ich sie zurückgebe in deine Hand
zur Heiligung deines Namens, einziger Gott! Du bist gerecht in allem, was
über uns kommt, denn du tust nur Wahrhaftes; ich aber habe gefrevelt.
Deine Gerichte und Urteile sind Gerechtigkeit und Wahrheit. Du, o Gott,
wirst mir die Seele einst wieder zuführen in der künftigen Welt. Solange
aber ein Hauch in mir ist, danke ich dir und bekenne ich dich und bin
bereit zu tun, wie es steht in deiner Tora: Und du sollst lieben den
Ewigen, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele,
mit deinem ganzen Vermögen. Gelobt seist du, Ewiger, unser Gott, der uns
geheiligt hat durch seine Gebote und uns befohlen hat, Ihn, den
Allmächtigen und Allherrlichen, der da ist und war und sein wird, zu
lieben mit unserem ganzen Herzen und mit unserer ganzen Seele, und Seinen
großen und furchtbaren Namen vor aller Welt zu heiligen. Gelobt seist du,
Ewiger, der du deinen Namen öffentlich heiligst.'
Und als Rabbi Joselmann das alles auf deutsch gesprochen, da wiederholte
er es in hebräischer Sprache, und dann ließ er sie alle das 'Schema'
beten, das erhabene jüdische Bekenntnis der Einheit Gottes; und dann ging
Rabbi Josefmann zu jedem einzelnen und sprach ihm Mut zu, dass er die
grässlichen Schmerzen freudig ertrage. 'Siehe', sprach er zu einem achtzigjährigen
Greis, 'in kurzer Zeit wärst du ja doch gestorben! Welch ein Glück, dass
Gott dich begnadigt, seinen Namen öffentlich zu
heiligen!'
Und schmerzlos, verklärt, fühlte der Greis die Flammen das Mark seines
Rückgrats verzehren.
Und zu einem jungen Mädchen sprach Rabbi Joselmann: 'Du glückliches
Kind, wie viele Schmerzen, Kummer und Elend sind dir erspart geblieben! In
jungen Jahren schon wird dir das Höchste zuteil, was ein Mensch zu
erreichen vermag: die Liebe zu Gott mit dem Tod zu besiegeln. Freue dich,
deiner harret die ewige Seligkeit.'
Und zu einer - aus acht Personen, Vater, Mutter und sechs Kindern,
bestehenden - Familie sagte er: 'Ihr Beneidenswerten, die ihr nicht
getrennt werdet voneinander, die ihr gemeinsam eingehet zum ewigen
Leben!'..." |
Die
Annahme fester Familiennamen durch die Juden der Schwarzwaldgemeinden 1827 -
Übersicht über die Veränderungen in den Gemeinden Rexingen, Baisingen,
Mühringen und Mühlen (Beitrag von Oberlehrer Straßburger, 1927)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Dezember
1926: |
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Über
den Judenpogrom an Pessach 1848 (Kurzer Bericht von 1848)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juli 1848: "Aus Württemberg,
im Mai (1848). In mehreren früheren Artikeln der Allgemeinen Zeitung des
Judentums war die Rede auch von Judenverfolgungen in Schwaben und es könnte
dadurch den Anschein gewinnen, als ob in württembergischen orten solche
Verfolgungen in größerer Zahl vorgekommen wären. Dem muss aber aufs
Bestimmteste widersprochen werden. Bloß in einem einzigen Ort, Baisingen
im Schwarzwald, kamen derartige, freilich betrübende Exzesse der Rohheit
und Barbarei vor, wo aber ebenfalls manche besondere Umstände mit
unterliefen. Die Nachricht hinsichtlich Mergentheims muss dahin berichtigt
werden, dass gegen die dortigen Israeliten durchaus Nichts unternommen
werden sollte, sondern die Wut einer rohen Odenwälder Bande wollte die
von dem nahen badischen Ort Unterschüpf,
wo freilich gegen die dortigen wenigen Juden arg gehaust worden ist, nach
Mergentheim geflüchteten Juden ausgeliefert haben, welchem Ansinnen
jedoch natürlich von Seiten der Behörde nicht nachgegeben worden…".
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Über den Judenpogrom an Pessach 1848
(aufgeschrieben in der 'Megilah Baisingen', zitiert in einem Bericht von 1918)
Links:
Beginn der 'Megilat Baisingen' (ausgesprochen auch: Megilas;
Megillat = Schriftrolle) zur Erinnerung an die Ausschreitungen gegenüber
den Juden Baisingens im April 1848.
Quelle: Titel (Ausschnittsvergrößerung) der Publikation von
Karl-Heinz Geppert: Jüdisches Baisingen - Einladung zu einem Rundgang.
Haigerloch 2000. |
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Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung der Judentums" vom 27. März 1918: "Megilas
Baisingen. Von befreundeter Seite wird mir ein hebräisches und
deutsches Manuskript unter dem genannten Titel übersendet, das die
Schicksale einer kleinen jüdischen Gemeinde in Württemberg während der
Pessachtage 1848 schildert. Ich lasse es im Auszuge hier folgen.
Nachdem kurz von den Unruhen berichtet worden, die infolge der
Pariser Februarrevolution in Europa im allgemeinen und in Deutschland im
besonderen ausgebrochen waren, ferner davon, dass in Begleitung solcher
Unruhen mancherlei Aufstände gegen die Juden erfolgt waren, heißt es:
'Auch wir, die jüdischen Einwohner des Dorfes Baisingen, kamen in große
Not. Es war das Gerücht verbreitet, dass die christlichen Einwohner
benachbarter Dörfer uns überfallen, berauben und misshandeln wollen.
In der Nacht auf den 13. März waren wir ängstlich ein jeder in seinem
Hause, da kamen hiesige Christen und warfen in zehn Häusern von Juden die
Scheiben ein. Die Nachtwächter sahen es mit an und halfen dazu.
So sehnsüchtig wir auch dem Anbruch des Tages entgegen sahen, so wussten
wir uns dennoch auch am Tage nicht zu raten, denn das gemeine Volk war
ganz gesetzlos und die Macht der Beamten im Augenblicke äußerst geschwächt.
Die Politik riet uns, das Unrecht schweigend zu tragen.
Nun aber waren am Mittag sieben ledige christliche Burschen aus dem nahen
Dorfe Vollmaringen in den Ort gekommen und spazierten mit Beilen und
Messern in den Händen in die Haushöfe der Juden und sprachen anmaßend
und frech und höhnten: Heute Nacht kommen wir mit noch vielen über euch.
Die Christen im Orte hörten wohl teilweise diese Reden und sahen das
Benehmen dieser Buben; allein niemand regte sich, und beizustehen, niemand
hatte ein tröstendes Wort.
Die Vorsteher der Jüdischen Gemeinde wandten sich dieserhalb bittend an
den Pfarrer, sich zu unserer Sicherheit zu verwenden. Dieser sandte auch
zugleich einen Extraboten an den Schultheiß, welcher heute in Geschäften
in einem benachbarten Orte war. Dieser kam auch gegen Abend und
veranlasste im Verein mit dem Pfarrer, dass die ganze christliche Gemeinde
heute Nacht bewaffnet wache, auf dass die Juden vor einem auswärtigen
Anfalle geschützt seien. Wir Juden waren aber bereits zu ängstlich, und
als es Abend wurde, flohen viele der unseren in benachbarte Orte, und
viele von denen, die im Orte blieben und die Veranstaltungen des Schultheißen
sahen, getrauten sich doch nicht, in ihren Wohnungen zu verbleiben, und flüchteten
sich und ihre Wertsachen in christliche Häuser des Ortes, denen sie
vertrauten. In derselben Nacht regte sich nichts. Von dem nächsten Tage
an bezahlte die jüdische Gemeinde mehrere christliche Personen aus dem
Orte, dass sie Nachtwache halten müssten, und auch von den Juden selbst hüteten
immer einige mit.
Die Ereignisse der Zeit waren nicht tröstlich, und einsichtige Leute fürchteten
sich nicht ohne Grund. Dennoch gab es auch in unserem Kahal (Gemeinde)
Leute, welche nach einigen |
Wochen
seit Anordnung der nächsten Wache vermeinten, man dürfte jetzt nicht
mehr besorgt sein und könne die bezahlten Wächter entbehren und habe
nicht nötig, selbst Wache zu halten. Es wurde auch dieserhalb im
versammelten Kahal beschlossen, dass die Wache nur bis Ende Pessach
bestehen sollte.
In der Nacht auf acharon schel Pessach (letzter Tag), dieses ist auf den 25.
April, rotteten sich ungefähr vierzig christliche Einwohner des Ortes
zusammen, sie waren teils verheiratet, teils ledig und begann damit, dass
sie zuvörderst die von uns bestellten jüdischen und christlichen Wächter
aus der Straße verjagten und dann hingingen und in den meisten Häusern
der Juden die Türen einschlugen und die Läden der Fenster erbrachen.
Sie waren mit schweren Steinen, mit großen und kleinen Prügeln, mit Äxten
und Beilen bewaffnet. Sie warfen durch die zerschlagenen Fenster in die
Wohnungen und riefen: 'Geld oder Tod!' Nur
in ein Haus, in das Haus der Meier Weil, der mit auf der Wache war, waren
die Krawaller eingedrungen, nachdem sie die Türen, Läden und Fenster
zerschlagen hatten, und zerstörten vieles im Hause. Mutter und Tochter,
das einzige Kind, flohen; allein die Tochter wurde ereilt, arg geschlagen
und gefährlich verwundet. Viele von uns hörten ihr jämmerliches
Schreien, allein niemand konnte ihr zu Hilfe kommen. Sie ward wieder
hergestellt. Im Hause des Wolf Kiefe hatte dieses Gesindel auch bereits Läden
und Fenster zerschlagen und war bemüht, die Türen zu erbrechen. Dieser
Mann hatte diesen Leuten auch bereits über 400 Gulden durchs Fenster
zugeworfen und gebeten, dass sie von ihm ablassen sollten; allein sie
sollten noch mehr und warfen schwere Steine in die Stube und trafen die
Hausfrau, die längst taub geworden, und verwundeten sie gefährlich am
Kopfe. Sie ist indes wieder geheilt von ihren Wunden. Bei dieser
Gelegenheit wurden auch in der nahe stehenden Synagoge Fenster zerschlagen
und Steine und Prügel hineingeworfen. Auch bei dem Herrn Kirchenvorsteher
Salomon Kiefe waren Haustür, Fensterläden und Fenster erbrochen, man
musste jeden Augenblick fürchten, die Rotte werde eindringen und das
Leben gefährden; er entfloh daher mit seinem Weibe, seinen zwei Töchtern,
seinem jüngsten Sohne, seiner jüdischen und christlichen Magd durch eine
Hintertür und entkam glücklich nach Bonndorf. Seinen Knaben von elf
Jahren aber vermisste man; denn es hatte sich dieser aus Furcht auf den
Boden geflüchtet und sich daselbst versteckt und den Ruf der Seinen nicht
gehört. In welcher Angst wir alle waren, und in welcher Betrübnis diese
Leute ihr Haus und ihre Habe verließen und welche Sorge ihr Herz erfüllte
wegen des Kindes, das fehlte, ist leicht zu erachten.
Herr Wolf Kiefe hatte während des Tumultes vor dem haus seine jüdische
Magd durch eine Hintertüre aus dem Hause entsandt, damit sie den
Schultheißen zu seiner Hilfe herbeirufe. Als die Magd vor dem Hause des
Schultheißen angekommen war und ihn angerufen hatte, machte dieser sich
sogleich aus seinem Hause, rief noch einige Bürger herbei und verfügte
sich an den Ort, wo der Krawall stattfand. Die Krawaller hörten den
Schultheiß kommen und flohen; nachgesetzt wurde ihnen nicht.
Zu dieser Zeit ward es ruhig im Orte, wir gingen aus unseren Häusern
bewaffnet mit Äxten, Hämmern, Beilen und dergleichen und blieben auf der
Straße beisammen, um einen möglichen Überfall vereint abzuwehren. Noch
vor Tag jedoch gingen drei von uns zu dem Schultheißen und verlangten von
ihm ein Schreiben an das Königliche Oberamtsgericht über das, was diese
Nacht sich ereignet. Der Schultheiß willfahrte, und so gingen denn zwei
dieser Männer, Herr Hirsch Kiefe, Kirchenvorsteher und Vorsänger, und
Schullehrer Michel Hirsch mit Tagesanbruch, acharon
schel Pessach, vor das Königliche Oberamtsgericht und drangen in den
Beamten, eilig an Ort und Stelle sich zu begeben und für unseren Schutz
Sorge zu tragen. Noch bevor gedachte zwei Männer vor das Königliche
Oberamtsgericht gelangten, hatte bereits der erwähnte Herr Salomon Kiefe
von Bonndorf aus in der Nacht einen Boten mit einem Schreiben an das Königliche
Oberamtsgericht entsandt und Hilfe für die Zurückgebliebenen dringend
verlangt. Die zwei Männer stellten nun mündlich vor, und das Gericht
versprach alles Mögliche zu unserem Schutze anzuordnen und dieserhalb
sich noch heutigen Tages an Ort und Stelle zu begeben. Das Gericht sandte
drei Landjäger voraus und folgte bald selbst nach. Eben kamen genannte Männer
von Horb zurück, als Herr Wolf Kiefe und Herr Lehmann Kiefe mit Frau eine
Kutsche bestiegen, um nach Stuttgart sich zu begeben, daselbst zu
verbleiben und auch, um möglichst durch die höchsten Männer im Staate für
künftig unsere Ruhe zu sichern. Die Ehefrau des Erstgenannten musste,
weil sie an ihren Wunden gefährlich krank war, bis zu ihrer Genesung zurückbleiben.
An diesem Tage nun begann die gerichtliche Untersuchung, und bereits am
folgenden Tage wurden zwei der Verdächtigen nach Horb in das Kriminalgefängnis
gebracht. Hierüber wurden viele christliche Weibsen des Ortes arg
aufgebracht, und wurde von ihnen den ganzen Tag hindurch auf öffentliche
Straßen arg gemault darüber, dass das Gericht wegen Juden ihre Leute zur
Verantwortung ziehen wolle. Auch christliche Männer ließen drohende
Reden hören, dass die Haare der Unsrigen zu Berge stiegen. Nicht zu
verwundern, dass viele von den Unsrigen gegen Abend aus Furcht vor den
christlichen Einwohner des Ortes mit ihren Weibern und Kindern in die
benachbarten Orte flüchteten. Wir Männer aber und die ledigen, rüstigen
Leute, wir versammelten uns heimlich in dem Hause des Herrn Hirsch Kiefe
und versahen uns mit Steinen, eisernen Stangen und anderen Waffen, um nötigenfalls
gegen Feinde uns zur Wehr zu setzen.
Um Mitternacht wurde dem Herrn Salomon Wolf Kiefe im Vertrauen angesagt,
dass morgen in aller Frühe die gesamte Judenschaft auf das Rathaus
geboten werde und daselbst unterschriftlich zu erklären habe, dass sie
erstlich für sich und ihre Nachkommen auf alle Zeit freiwillig auf Bürgerrecht
und gemeindebürgerlichen Nutzen verzichte, und dass es zweitens ihr
Wunsch sei und ihr Verlangen, das Königliche Oberamtsgericht sollte die
zwei Inhaftierten aus ihrer Haft entlassen und alle Untersuchungen wegen
der Begebenheiten in der Nacht auf den 25. April niederschlagen.
Es wurde auch angesagt, dass sofern die Juden in dieses Verlangen nicht
einwilligen, dieselben dahier ihres Lebens nicht sicher seien.
Als wir dieses Vorhaben erfuhren, sandten wir noch in der Nacht durch zwei
Männer aus unserer Mitte ein Schreiben an unseren Rabbiner, Herrn Dr.
Wassermann, Hochwürden in Mühringen,
ihn ersuchend, er solle alsogleich nach Horb zu den Beamten sich begeben,
damit genügend Schutz uns eilig zukomme. Nachdem Herr Dr. Wassermann mit
den Beamten geredet hatte, kam er in der Frühe hier an und gab uns zu
verstehen, dass wir nur immer unterschriftlich einwilligen dürfen in das
ungerechte Verlangen; es unterliege solche Verhandlung der Genehmigung der
höheren Behörden und diese werde nicht erfolgen. Wir gingen also auf das
Rathaus und fertigten daselbst die verlangte Schrift, während unsere
Feinde drohend und mordlustig auf der Straße sich bewegten.
Zwar wurde besagtes Schreiben eilig dem Königlichen Oberamtsgericht
zugefertigt, allein diesem war schon Weisung von dem Königlichen
Ministerium zugekommen, keinen Zwang gegen die Juden zu dulden, die
gesamte christliche Gemeinde verbindlich zu machen für den Schutz der
Juden und deren Habe, und wenn das nicht eingegangen werde oder nicht genügen
sollte, Militär zu bestellen. Als die christlichen Einwohner den Ernst
und |
die Kraft
einer gerechten Regierung erkannten, verbürgten sie sich sämtlich, wie
verlangt wurde, und die gerichtliche Untersuchung wurde ungestört fortgeführt.
Wir dürfen nicht unerlassen zu erwähnen, dass die öffentliche Stimme,
die laute wurde, ganz zu unseren Gunsten war und dass die christlichen
Einwohner dahier von ihren Glaubensgenossen, den Katholiken und den
lutherischen Christen in der Gegend, sehr getadelt wurden.
Infolge gerichtlicher Untersuchung wurden 31 verdächtige Personen
inhaftiert. Einige wurden bald aus der Haft entlassen, einige erst nach
mehreren Monaten, nachdem die Untersuchungen geschlossen waren und die Bürgschaft
geleistet war, dass keiner der Schuldigen der gerichtlichen Strafe, welche
das Hohe Gericht bestimmen werde, durch die Flucht sich entziehen
wolle.'
Diese anspruchslose Schilderung, die zum Teil von Mitgliedern hoch
angesehener Familien spricht, die seitdem in Württemberg und anderwärts
hervorragende Stellungen erworben haben, mag für sich allein sprechen. Es
ist ein interessantes Kulturbild, das wohl der Veröffentlichung wert ist.
Nach der Darstellung der schweren Ereignisse, die, wie gesagt, an den
letzten Tagen des Pessachfestes sich vollzogen, folgen nur noch kurze
Mitteilungen darüber, dass die vor zehn Jahren aufgelöste Chewra
wiederhergestellt wurde und dass alle Gemeindemitglieder, die ihr angehörten,
sich verpflichteten eifrig Almosen zu geben.
Genau 70 Jahre trennen uns von jener Zeit. Wir dürfen sagen: derartiges
ist seitdem in Deutschland nicht wieder vorgekommen, und wir dürfen daran
den Ausdruck der Hoffnung und des Vertrauens schließen, dass solches
nicht wieder vorkommen werde. Es ist ja freilich leider gewiss, dass die
Antisemiten rüstig am Werke sind. Aber so traurig auch ihre Bestrebungen
genannt werden müssen, so richten sie sich nicht auf die Zerstörung des
Eigentums und die Bedrohung persönlicher Freiheit, sondern sie beziehen
sich nur auf die Schädigung unserer festgelegten Stellung. Aber wir sind
erfüllt von der Überzeugung, dass alle diese Bemühungen, mögen sie
auch noch so kühn und zuversichtlich sich gebärden, erfolglos bleiben müssen,
dass der gerade Sinn unseres Volkes und die erleuchtete Anschauung unserer
Regierenden solchem Ansinnen widerstreben und uns überall, wo wir auch
wohnen, den Schutz zubilligen werden, der uns gebührt, und die Freiheit
und das Recht uns Gewähr leisten werden, die uns von der Verfassung
gegeben ist und deren wir uns in jahrzehntelanger Pflichterfüllung würdig
gemacht haben. L.G." |
Der
Baisinger Judenkrawall vor Gericht (Beitrag von Oberlehrer M. Straßburger)
(1928)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar 1928: |
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Restaurierung des rituellen Bades (Mikwe)
(1877)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1877: "Baisingen (Württemberg).
Folgender interessante Vorfall verdient der weitesten Öffentlichkeit übergeben
zu werden. In der hiesigen Gemeinde, die circa 60 israelitische Familien zählt,
war die Mikwe schon seit
mehreren Jahren in einem solch traurigen, verwahrlosten Zustande, dass es
fast nicht mehr möglich war, dieselbe zu benutzen. Der Vorstand, zum
wiederholten Male durch Herrn Isaac Kahn um Herstellung ersucht, wies die
Sache immer ab, als Motive angebend, die Mikwe
sei gut genug, gar nicht mehr nötig, da sie ja doch nur von wenigen
Frauen benutzt werde, man brauche eine derartige Institution überhaupt
nicht mehr, es käme zu teuer und dergleichen. Zur richtigen
Charakteristik dieser Motivierung möge besonders in Bezug auf den letzten
Punkt erwähnt werden, dass die Herstellung nur einige hundert Gulden
kosten sollte, während unsere Gemeinde notorisch die reichste im ganzen
Lande ist. Nachdem nun Herr Kahn mit allen Vorstellungen vom Vorstand
abgewiesen wurde, wandte er sich beschwerend an das königliche
Oberamtsgericht. Dieses ließ die Mikwe
durch einen Techniker prüfen, welcher die Beschwerde des Klägers
vollkommen gerechtfertigt fand, und 'das Oberamtsgericht verurteilte den
Vorstand zur sofortigen rituellen Herrichtung der Mikwe,
wozu ein Plan ganz nach ritueller Vorschrift beigefügt wurde, sowie zur
Tragung sämtlicher Kosten." |
Antijüdisches aus dem Munde eines evangelischen
Dekans (1878)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1878: "Aus Württemberg. In
den jüngsten Wochen forderte ein evangelischer Dekan seine Gläubigen von
Haus zu Haus und in der Zeitung salbungsvoll auf, künftig ihre Laufläden
an den christlichen Sonn- und Festtagen den ganzen Tag zu schließen. Die
katholische Geistlichkeit schloss sich auf Einladung der frommen Bitte in
kurzen Worten an. Soweit wäre alles in Ordnung. Aber auch an den Rabbinen
wagte der eifrige evangelische Vorstand des Pfarrgemeinderats sein Gesuch
um Anschluss zu richten, dass dieser die israelitischen Kaufleute
veranlassen möge, auch an den genannten christlichen Feiertagen ihre Läden
zu schließen, da die Gottesfurcht bei den Israeliten ja doch von Tag zu
Tag ab-, bei den Christen hingegen zunehme. Da der Rabbiner zu seiner
solchen contradictio in adjecto sich nicht herabwürdigen konnte, sondern
auf die Statistik der Strafkammern und Schwurgerichte hindeutete,
versuchte der Missionär sein Glück bei den einzelnen jüdischen
Kaufleuten, natürlich mit derselben Erfolglosigkeit. – Kein Märchen
– sondern pure Tatsache." |
Über die Zedokoh-Stiftung der Gemeinde (1878)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Juni 1878. "Bonn,
2. Juni (1878). Aus Horb in Württemberg
schreibt das Stuttgarter 'Neue Tagblatt' vom 24. Mai: 'In welchem
großartigen Maßstabe in manchen israelitischen Kirchengemeinden Unterstützungen
an Arme, die doch eigentlich Sache der politischen Gemeinden wären,
verabreicht werden, davon legt die in Baisingen, Oberamt Horb,
befindliche israelitische Gemeinde ein beachtenswertes Zeugnis ab.
Dieselbe besitzt ein Stiftungsvermögen von nahezu 24.000 Mark, deren
Zinsertrag, nach geringfügigen Abzügen für kirchliche Leistungen und
Verwaltungen, den dort befindlichen israelitischen Armen zugute kommen. Da
nun aber in der höchstens 50-60 Familien zählenden Gemeinde sich nur
sehr wenige Arme vorfinden, so kann man sich vorstellen, mit welchen
ansehnlichen Summen dieselben hierbei beteiligt werden können. Es ist übrigens
die Aussicht vorhanden, dass dieses Stiftungsvermögen im Laufe der Jahre
noch bei Weitem mehr anwächst, da wohlhabende Gemeindemitglieder, deren
sich in dieser Gemeinde sehr viele finden, vor ihrem Ableben bedeutende
Legate zu Wohltätigkeitszwecken zu stiften pflegen, die dann dem
Stiftungsvermögen einverleibt werden. Selbstverständlich steht die
Verwaltung dieser Stiftungen unter der Aufsicht des Königlichen Oberamts." |
Gerichtsverhandlung gegen fünf jüdische Feuerwehrleute,
die zur Löschübung am Schabbat fehlten (1887)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. September 1887: "Horb (Württemberg),
5. August (1887). Vor dem Königlichen Schöffengericht wurde heute
Vormittag folgender Fall verhandelt, der gewiss für viele von Interesse
ist und deshalb verdient, veröffentlicht zu werden. Auf der Anklagebank
befinden sich fünf Israeliten von Baisingen, die von dem Schultheißenamt
daselbst mit je 3 Mark bestraft wurden, weil dieselben als Mitglieder der
in Baisingen bestehenden Pflichtfeuerwehr von der auf Samstag den 21. Mai
dieses Jahres abends 6 Uhr anberaumten Feuerwehrübung unentschuldigt
ausblieben. Gegen die Strafverfügung des Schultheißenamtes stellten die
fünf Angeklagten Antrag auf gerichtliche Entscheidung und so kam die
Sache vor das Königliche Schöffengericht zur Verhandlung. Von den
Angeklagten waren nur vier persönlich erschienen, einer davon ließ sich
vertreten. Nach Aufruf der Sache und Verlesung der schultheißenamtlichen
Strafverfügungen begann die Vernehmung der Angeklagten und des als Zeugen
geladenen Feuerwehrkommandanten Bernhard von Baisingen und ist das
Wesentlichste hiervon folgendes: Nach verschiedenen vorher auf Sonntag
anberaumten Feuerwehrproben wurde eine solche Probe auf Samstag den 21.
Mai dieses Jahres abends 6 Uhr festgesetzt und dies vorschriftsmäßig
bekannt gemacht; da mehrere Israeliten in Baisingen in die Feuerwehr
eingereiht sind, so kamen einige von denselben am 10. und 20. Mai zu dem
Kommandanten und wollten um Abbestellung der Übung bitten, teilweise sich
des Sabbats wegen von der Übung dispensieren lassen. Beides konnte der
Kommandant nicht tun. Unter den um Dispensation Nachsuchenden befanden
sich die Angeklagten, wobei zu bemerken ist, dass bei einem der
Angeklagten noch als weiterer Entschuldigungsgrund das Vorhandensein eines
Geschwüres am Kopf hinzutrat. Trotzdem nun die Angeklagten von der Übung
nicht dispensiert waren, erschienen sie bei der Übung nicht und unterließen
es auch, innerhalb der im Feuerlöschgesetz vorgeschriebenen drei Tage
nach der Übung sich schriftlich zu entschuldigen und so kam es, dass sie
dem Gesetz gemäß vom Schultheißenamt bestraft werden mussten. Die
Angeklagten führten aus, dass sie nicht mutwilliger Weise, sondern aus
rein religiösen Gründen der Übung fernblieben, denn eine derartige Übung
sei für sie eine grobe Sabbatentweihung und ein großer Verstoß gegen
das mosaische Gesetz. Der Herr Staatsanwalt führte aus, wie die
Angeklagten gegen das Gesetz in formeller und materieller Beziehung sich
verfehlt haben und stellte den Antrag auf Bestrafung der Angeklagten wegen
Übertretung im Sinne des $ 368 Ziffer 8 des Strafgesetzbuches und zwar
jeden derselben zu 10 Mark eventuell drei Tage Haft mit Ausnahme des einen
der Angeklagten, der wegen eines Geschwüres am Kopf sich für
entschuldigt hielt, bei diesem letzteren aber 3 Mark Geldstrafe, eventuell
1 Tag Haft. Nach kurzer Beratung verkündigte das Gericht sein Urteil
dahin: dass jene vier Angeklagte zu je 5 Mark und dieser letztere
Angeklagte zu 1 Mark Geldstrafe und je den Kosten verurteilt seien. Die Gründe
heben hervor, dass die Einwendung der Angeklagten, die Übung habe am
Sabbath stattgefunden und an diesem Tage dürfen sie nach ihren religiösen
Vorschriften solche Übungen nicht vornehmen, zu verwerfen war, da sämtliche
Staatsangehörige ohne Unterschied der Religion dem Gesetz, betreffs das
Feuerlöschwesen vom 7. Juni 1886 unterworfen seien und dieses Gesetz
keine Bestimmungen enthält, dass derartige Übungen an bestimmten Tagen
nicht vorgenommen werden dürfen, oder dass gar Angehörige irgendeiner
Religion am Sonntag oder Sabbath oder irgend einem anderen Tag von den
vorgeschriebenen Pflichten befreit wären, überdies hatten die
Angeklagten versäumt, sich genügend zu entschuldigen und waren somit
schon formell strafbar."
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Derselbe
Bericht erschien in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5.
September 1887. |
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Gründung des Vereins Doresch Tow (1889)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1889: "Baisingen. Die
Herren Moses Kahn, Hermann Marx, Isaac Kahn, Hirsch Kahn in Baisingen,
Veit Kahn in Cannstatt und Heinrich
Herz in Hall haben einen Verein 'Doresch
Tow' gegründet, um die Ausbildung eines jüdisch religiös gebildeten
Lehrerstandes (innerhalb Württemberg) für das Königreich Württemberg
zu erstreben.
Zu diesem Zwecke sollen Württemberg Kinder, die sich dem Lehrerfache
widmen wollen und die durch Lust und Liebe, durch Begabung und Leistungsfähigkeit,
durch Moralität und sittlichen Ernst sich dazu qualifizieren, aus den
Mitteln der Vereins materiell unterstützt werden.
Die Unterstützung findet nur dann statt, wenn die Zöglinge zu
ihrer Ausbildung eine solche Anstalt (Präparandie und Seminar) besuchen,
in welcher gründliches jüdisches Wissen, echte Religiosität in
Verbindung mit wahrer, allgemeiner Bildung gelehrt und anerzogen wird.
Da eine solche Lehranstalt in Württemberg vorerst nicht besteht, so sind
die Zöglinge, welche aus Mitteln des Vereins unterstützt sein wollen,
gehalten, ihre Vorbildung an der israelitischen Präparandenschule zu Burgpreppach
in Bayern, welche den Charakter der Öffentlichkeit hat und die
bekanntermaßen ihre Zöglinge in der oben bezeichneten Weise erzieht, zu
genießen.
Wir wünschen dem Verein das beste Gedeihen; sein Streben wird dazu
beitragen, in religiöser Beziehung einen bessern Geist in die Württemberger
Judenheit zu bringen." |
Anzeige des Vereins
Doresch Tow (1890)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1890: "Religiös erzogene
Knaben, Kinder religiöser Eltern, welche sich als Elementarlehrer für Württemberg
ausbilden willen, können vom Verein 'Doresch-Tow' materiell unterstützt
werden. Nähere Auskunft über jede Anfrage erteilt
der Vorstand Moses Kahn, Baisingen." |
Anzeige des Vereins Doresch Tow (1891)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 5.
Januar 1891: "Der Verein Doresch Tow hat den Zweck, Knaben, welche
sich dem Lehrerstande widmen wollen, materiell zu unterstützen, auf dass
sie in streng religiösen Präparandie-Anstalten und Seminarien
ausgebildet werden können. Ein jeder religiös ausgebildeter Lehrer kann
wieder mehrere hundert religiöse Kinder erziehen. Der Verein kann aber
leider nicht viel leisten, da es ihm an Mitteln fehlt. Wir bitten jeden,
dem die Förderung der Lehre und des religiösen Lebens am Herzen liegt,
diesen Verein nach Kräften zu unterstützen und seinen ihm beliebigen jährlichen
Beitrag dem Vorstande des Vereins dessen Vertreter Moses Kahn in Baisingen
(Württemberg) anzuzeigen.
Das Komitee:
Dr. J. Hildesheimer, Rabbiner, Berlin.
Moses Kahn, Baisingen.
Louis Marx, Baisingen.
Hirsch Kahn, israelitischer Kirchenvorsteher, Baisingen.
Veit Kahn, israelitischer Kirchenvorsteher, Cannstatt.
Heinrich Herz, israelitischer Kirchenvorsteher, Hall." |
Über die Aktivitäten des Vereins Doresch Tow
(1891)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1891: "Baisingen in Württemberg,
15. März (1891). Der hiesige Verein Doresch
Tow hat sich zur Aufgabe gemacht, Knaben, die sich als
Elementar-Lehrer für Württemberg heranbilden wollen, durch ansehnliche
Unterstützung zu veranlassen, dass sie hierzu die Präparandie Burgpreppach
und das Seminar Köln oder Würzburg wählen, wo sie nebst dem profanen
auch das jüdische Wissen besser als in dem württembergischen Seminar (sc.
Esslingen) lernen und als gute Jehudim
herangezogen werden. Wenn man bedenkt, wie in unserem Württemberg unsere
heilige Religion im Zerfall ist, dagegen erwägt, wie schon ein einziger
echt religiöser Lehrer hunderte von Kindern streng religiöse erziehen
kann, so dürfte jeder, dem unsere Religion gleichgültig ist, diesem
Verein beitreten. Beitrittserklärungen, wozu wir auch Nichtwürttemberger
dringend einladen, sind mit Angabe eines beliebigen jährlichen Beitrags
an den Doresch Tow Verein in Baisingen in Württemberg zu richten." |
Versammlung des "Verbandes der
Sabbatfreunde" (1908)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 7. Mai
1908: "Baisingen, 4. Mai (1908). Am 2. Mai fand eine Versammlung des 'Verbandes der Sabbatfreunde' statt, die sehr stark besucht war. Die
Versammlung wurde vom zweiten Vorsitzenden, Herrn Max Kahn, in Vertretung
des verhinderten ersten Vorsitzenden, Herrn Lehrer Straßburger eröffnet
und Herr Dr. Alfred Kahn, Baisingen, hielt ein belehrendes und mit großem
Beifall aufgenommenes Referat über die Psalmen, in welchem er auf den
kostbaren Schatz, den wir in Psalmen
haben und auf die dringende Pflicht, sich mit unserem heiligen Schrifttum
zu beschäftigen, hinwies. An der Diskussion beteiligten sich Herr L. Kahn
und Rabbiner Dr. Kahn, Esslingen. Der letztere wies darauf hin, wie die
Psalmen Gemeingut der ganzen zivilisierten Welt wurden und wie überall
neues Leben die jüdischen Kreise durchdringe, das in den Organisationen
wie 'Freie Vereinigung für die Interessen des orthodoxen Judentums', 'Verband der Sabbat-Freunde' etc. seinen Ausdruck findet, wie selbst
in den der Orthodoxie fern stehenden kreisen, wie 'Hilfsverein der
deutschen Juden', Logen etc. immer mehr die Tatsache zum Durchbruche
kommt, dass nur durch die Rückkehr zum orthodoxen Judentum (?) das
Judentum erhalten werden kann, und dass das Nichterfüllen der Gebote im
Laufe der Generationen zum Abfall, zu Mischehen, zur Taufe führen würde.
– Mit einem schönen Schlussworte endigte die glänzend verlaufene
Versammlung." |
Neubegründung
des Jüdischen Jugendvereines (1927)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Januar 1928: |
Mitgliederversammlung des Israelitischen Frauenvereins (1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. März 1929: |
Vortrag
von Oberlehrer Adelsheimer über "Gegenwartsfragen der jüdischen
Jugend" (1928)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1928: |
Purimveranstaltung
im "Gasthaus zum Löwen" (1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Mai 1929: |
Generalversammlung des Israelitischen Frauenvereins
(1930)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März 1930: |
Vortragsabend des Israelitischen Frauenvereins mit Hauptlehrer Unikower
(1931)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar 1931: |
Treffen
der Frauenvereine von Horb und Baisingen mit einem Vortrag von Lehrer Unikower
(1931)
Hinweis intern: auch zu Horb einstellen
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juli 1931: |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Hirsch Kahn wird mit der Verdienstmedaille des
Friedrich-Ordens ausgezeichnet (1884)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. September 1894: "Württemberg,
19. August (194). Der heutige 'Staatsanzeiger für Württemberg'
meldet: 'Seine Königliche Majestät haben am 12. dieses Monats allergnädigst
geruht, dem israelitischen Kirchenpfleger Hirsch Kahn in Baisingen
die Verdienstmedaille des Friedrich-Ordens zu verleihen'. Herr Kahn führt
schon seit fünfzig Jahren ununterbrochen das Amt des Gemeinderechners und
es herrscht unter den Mitgliedern der israelitischen Gemeinde zu Baisingen
einmütige Freude über die Auszeichnung, die dem alten Herrn widerfahren
ist, der in früheren Jahren auch Mitglied des Kirchenvorsteheramtes war
und in beiden Ämtern durch Treue und Gewissenhaftigkeit sich nicht nur
die allgemeine Achtung und Beliebtheit bei seinen Gemeindegenossen,
sondern auch bei den Orts- und Staatsbehörden erworben hat. Mögen dem
Jubelgreise noch viele Jahre geschenkt sein, in denen er rüstig seines
Amtes weiter walten und seiner Auszeichnung sich freuen kann!" |
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Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. September 1884: "Der 'Staatanzeiger für Württemberg' meldet:
'Seine Königliche Majestät
haben am 12. August allergnädigst geruht, dem israelitischen
Kirchenpfleger Hirsch Kahn in Baisingen die Verdienstmedaille des
Friedrich-Ordens zu verleihen.' Herr
Kahn führt schon seit fünfzig Jahren ununterbrochen das Amt des Gemeinderechners."
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Zum Tod von Isak Kahn (1898)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1898: "Aus Württemberg,
22. Mai (1898). Einen herben Verlust hat die Württembergische Judenheit
zu beklagen. Samstag, 14. dieses Monats starb Herr Isak Kahn in Baisingen,
in weiten Kreisen geschätzt und geachtet. Seine große Wohltätigkeit
erstreckte sich nicht allein auf die jüdischen und christlichen Einwohner
seines Heimatortes, ganz Deutschland sowie das Heilige Land besonders
erfreuten sich ihrer. Aber auch die höhere Wohltätigkeit
übte der Verstorbene in bedeutendem Maße. Er eilte zu Kranken, tröstete
sie, ordnete an, was notwendig war, denn er verstand es und sorgte für
alles, dessen sie bedurften. Die Pflicht von Gastfreundschaft
übte er in idealer Weise; so milde und bescheiden, zuvorkommend und zartfühlend
gegen Arme und Bedürftige wie er war, ist wohl nicht leicht jemand zu
finden. Seine Fürsorge erstreckte sich nicht allein auf seine eigene
Familie und die seiner Anverwandten, die zu ihm wie zu einem gütigen,
hingebenden Vater verehrend emporblickten, sondern auf alle Menschen, die
sich ihm näherten, wes Standes und Bekenntnisses sie waren. Und Alles
ging zu Isak Kahn; er war Ratgeber für Alle. Er stiftete Frieden zwischen
den Parteien, vermittelte in allen Streitigkeiten, sein Wort galt wie
Richterspruch.
Es war eine Wonne mit dem Manne zu verkehren. Seine ruhige
Gelassenheit, die nie getrübte Heiterkeit, seine wohltuende aufrichtige
Freundlichkeit taten jedermann wohl. Diese Eigenschaften waren von einer
unermüdlichen Energie und Ausdauer begleitet, wo es galt, das Gute und
Rechte zu erreichen. Seine Klugheit und Umsicht war von Allen gesucht.
Diese seine Vorzüge kamen nicht allein den Baisingern, sondern allen württembergischen
Juden zugute. Für das Judentum in Gemeinde und Land hat er viel getan.
Selbst nahm er es mit der Beobachtung der Mizwaus (Gebote) sehr genau und
scheute dabei keine Opfer irgendwelcher Art, die in Folge des mit einem
Berufe verbundenen beschwerlichen Lebens sehr zahlreich waren; auf seine
Familie und Gemeindegenossen wirkte er dadurch beispielgebend. Er war jahrzehntelang
Mohel (Beschneider); lernte und lehrte soviel wie ihm möglich
war, Tora und begeisterte andere dazu., Er war auch unter denjenigen, die
eine mehr konservative Leitung der jüdischen Angelegenheiten in Württemberg
und zwar mit Erfolg anstrebten.
Dem angesehenen Manne gab eine stattliche Anzahl Einheimischer und Fremder
das letzte Geleite, darunter viele Andersgläubige. War ja wegen des
Leichenbegängnisses von dem toleranten Ortsgeistlichen die Abendkirche um
eine Stunde hinausgeschoben worden, ein schönes Zeugnis des
konfessionellen Zusammenlebens und der Achtung, die der Verstorbene
genossen hat.
'Ihre Zierde hätten die Familie und Gemeinde verloren' klagten die
vier Herren, die am Sarge sprachen und sie haben Recht. Möge Gott die um
ihn Trauernden trösten und viele seinesgleichen in Israel erstehen
lassen." |
Über
die Verdienste des israelitischen Kirchenpflegers Hirsch Kahn (1891)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1891: "Baisingen.
Die Spalten des 'Israelit' standen von jeher einem wohlgemeinten
Vorschlage offen, wie wir ihn heute auf dem Herzen haben. Herr Hirsch
P. Kahn hier versieht ununterbrochen schon seit mehr denn 48 Jahren
und auch jetzt noch das unbesoldete Ehrenamt des Kirchenpflegers. (Vermögensverwalters
der israelitischen Gemeinde.) Lange Zeit war er auch Vorsteher. Indem wir
zunächst Wunsch und Hoffnung hegen, der Lenker der Geschicke möge dem
hochbetagten Greise noch Jahre der Rüstigkeit und Frisch zulegen,
möchten wir uns die Frage verstatten, ob es sich nicht wohlgeziemte,
diesem alten Herrn für seine unverdrossene Pflichttreue einmal Dank und
Anerkennung der Gemeinde durch Widmung einer Ehrengabe zu bezeugen? Es
sollte uns freuen, als Antwort hierauf demnächst von berufener Stelle die
Verwirklichung unserer Anregung in die Hand genommen zu
sehen." |
Zum Tod von Hirsch Kahn (1904)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. Mai 1904: "Rexingen
(Württemberg). In der nächstgelegenen Gemeinde Baisingen ist vor
einigen Tagen der bisherige israelitische Gemeinde- und Stiftungspfleger
Hirsch Kahn im hohen Alter von 92 Jahren gestorben. Mit Ausdauer,
Pflichttreue und Sorgfalt verwaltete er seinen Dienst ca. 60 Jahre und
erhielt in wohlverdienter Anerkennung vom König die goldene
Verdienstmedaille mit dem Friedrichs-Orden. Kahn war bis zu seinem
Lebensende in ungetrübter Gesundheit."
|
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Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11.
Mai 1904: "Baisingen. (Hohes Alter). Gestern wurde hier der
israelitische Kirchenpfleger H. Kahn beerdigt, der ein Alter von 94
Jahren erreichte und 49 Jahre lang das Amt des Kirchenpflegers verwaltete.
In dieser Eigenschaft hatte er als Anerkennung die silberne
Verdienstmedaille erhalten." |
Zum Soldatentod von Max Weinberger (1915)
Max Weinberger war zum Zeitpunkt seines Todes noch jung verheiratet und hatte
zwei Kinder, 2 und 4 Jahre alt (Irene später verheiratet Kahn und Leopold).
Seine Frau und seine beiden Kinder wurden in Konzentrationslagern
ermordet.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. November 1915: "Max
Weinberger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen
-.
Baisingen, 6. November (1915). Eine schmerzliche Lücke riss der
Weltkrieg in unsere Gemeinde. Max Weinberger, einer unserer besten
jüngeren Gemeindeglieder, ist vor Ypern, 35 Jahre alt, auf dem
Felde der Ehre gefallen. Hervorgegangen aus einer echt jüdischen Familie,
erzogen von einer Mutter, die zu den frommen Frauen gehört, wurde Max
Weinberger nach Verlassen der hiesigen Volksschule, trotzdem er für den
Beruf eines Viehhändlers bestimmt war, auf längere Zeit auf die
Präparandenschule nach Burgpreppach
geschickt, um sein jüdisches Wissen zu vergrößern. Ein Beispiel,
welches dann bei mehreren jungen Leuten hier Nachahmung fand und
unbeschreiblichen Segen stiftete. Um das 'Lernen' unter den
Gemeindemitgliedern zu erhalten, besteht hier eine Chewra, in
welcher statutengemäß nur 'Laien' vorlernen dürfen. Hier hat Max
Weinberger oft die verschiedenen Schiurim (Lernstunden), die je am Schabbat
stattfinden, geleitet. Besondere Liebe hatte er für das Leinen (Vorbeten)
und Chassanut (Vorsingen, Kantordienst) und wusste am Jom Kippur
seine Gemeinde durch seine tiefe Stimme fortzureißen.
Am letzten Jom Kippur, den er im Felde verbrachte, veranstaltete er
in einem großen Saale einen eigenen Gottesdienst, an dem er sämtliche Gebete
vorbetete und an dem über 100 Soldaten teilnahmen. Wie beglückt schrieb
er nach Hause, dass es ihm möglich war, den Jom Kippur in echt
jüdischer Weise zu feiern. Bis zum letzten Tage hat er trotz großer
Entbehrungen streng koscher gelebt. Eine Gemeinde weint um ihrer
Besten einen, der ihr in allen Zeiten unvergessen bleiben wird. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum
Unfalltod von Isak Kahn
(1927)
Anmerkung (Quelle: Joachim Hahn: Jüdisches Leben in Esslingen S.
276-277): Der Viehhändler Isaak Kahn (geboren am 2. August 1878 in Baisingen)
war ein jüngerer Bruder des Mergentheimer Rabbiners Dr. Moses Kahn. Er war
verheiratet mit der aus Hochberg stammenden
Julie geb. Falk. Das Ehepaar lebte 1906/08 in Esslingen,
danach in Baisingen, wo die Kinder Recha und Erwin geboren sind. Isaak Kahn
starb am 5. Juli 1927 in Nebringen, wo er auf dem Bahnhof unter einen Zug geriet
(vermutlich Suizid).
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juli 1927: |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juli 1927: "Danksagung.
Für die überaus zahlreichen Beweise herzlicher Teilnahme beim Heimgange
unseres in so tragischer Weise verunglückten Gatten, Vaters und
Bruders
Isak Kahn Baisingen
sagen wir hiermit unseren tief empfundenen Dank.
Julie Kahn geb. Falk und Kinder - Rabbiner Dr. Kahn - Louis Kahn - Bertha
Wolff geb. Kahn.
Baisingen, Mergentheim,
Frankfurt am Main, Nürnberg." |
Zum Tod von Moses Kahn (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1927: "Moses Kahn
– seligen Andenkens. Baisingen,
20. Oktober (1927). Am Tage vor Erew Jaum Kippur kam in Baisingen Herr
Moses Kahn, fast 78-jährig zur letzten Ruhe. Ein Mann von
unwiderstehlicher Energie und Ausdauer, hat er in seinem Geschäfte, das
er früher mit seinen ihm in den Tod vorausgegangenen ähnlich veranlagten
Brüdern Isak und Veit Kahn – sie
ruhen in Frieden – betrieben hat, dank seines unermüdlichen Fleißes
und großer Umsicht und Klugheit viele Erfolge errungen und in der Geschäftswelt
sich großes Ansehen und große Bedeutung erworben. Trotz seiner wohl
ausgebildeten Verstandeskräfte war auch sein Empfindungs- und Gefühlsleben
nicht verkümmert, im Gegenteil, ein ganz merkwürdiges feinfühliges Gemüt
und eine geradezu kindliche Weichheit des Herzens war ihm eigen. Vor allem
eine ungemein tiefe Religiosität lebte in ihm von frühester Kindheit bis
zu seinem Tode, die sich nicht allein in Gedanken und Reden äußerte,
sondern in einer peinlich gewissenhaften Erfüllung der Toragebote und
–Verbote, unter meistenteils sehr schwierigen, Entbehrung und Opfer
heischenden Verhältnissen auslebte. Aber nicht allein, dass er für seine
eigene Person und seine Familienangehörigen und Kinder darauf bedacht
war, dass sie den Mizwaus (Geboten) und der Tora gehorchten und treu
blieben, auch auf die Mitglieder seiner Gemeinde, auf seine
Standesgenossen, auf alle Juden, mit denen er zusammentraf, suchte er
durch Ermahnung und Belehrung einzuwirken und sehr oft mit Erfolg und
nicht allein vorübergehender, sondern sehr häufig mit dauernder und
nachhaltiger Wirkung. An jedem Sabbat und Jaumtauw (Feiertag) sammelte er
die Schuljugend und auch die Erwachsenen um sich und lernte mit ihnen
Chumisch (Pentateuch) mit Raschi und Kizzur schulchan aruch, und redete
ihnen zu Herzen. Seine Bemühungen machten aber nicht Halt bei den Grenzen
seiner Gemeinde, auch auf die Bekämpfung der reformerischen und
indifferenten Tendenzen in der württembergischen israelitischen
Religionsgemeinschaft und auf die Erringung und Schaffung besserer, das
heißt der Orthodoxie und Tradition entsprechenden Zustände und Maßnahmen
suchte er hinzuwirken und alle
dahin zielenden Bestrebungen zu unterstützen. Und zwar persönlich und
finanziell. War er ja persönlich außerordentlich anspruchs- und bedürfnislos
und sehr sparsam, dort, wo es sich um Linderung von Not, Leid und Armut
handelte, oder um einen guten Zweck menschenfreundlicher Art von geradezu
großzügiger Freigebigkeit. So hat er auch durch persönliche Bemühungen
durch Schrift und Werbung und auch durch Geldmittel die Friedensbewegung
vielfach unterstützt, da seinem weichen und humanen Gefühl Krieg und
Kriegsvorbereitung ein Gräuel war. – Seinem weiteren Familienkreis,
seinen Orts- und Standesgenossen, war er infolge seines weiten Blickes,
seiner Klugheit und seines sicheren Instinktes ein vortrefflicher Ratgeber
und mehr als ein vortrefflicher Ratgeber und mehr als einen Mann haben
seine weisen, einen juristisch geschulten Fachmann übertreffenden Angaben
vor bösen und schlimmen Dingen behütet. Denn er war hilfsbereit und
gefällig und oft widmete er seine gemessene Arbeitszeit rat- und
hilfesuchenden Leuten von nah und fern. Dass an seinem Tische und in
seinem Hause Gastfreundschaft an Arm und Reich geübt wurde, versteht sich
von selbst.
Seinem Leichenbegängnis wohnte nicht nur eine große Anzahl von
Glaubensgenossen von nah und fern an, sondern auch der Bürgermeister und
Gemeinderat von Baisingen und viele Ortsbürger. Am Grabe sprachen der
zuständige Bezirksrabbiner, Herr Rabbiner Dr. Schweizer - Horb,
der Sohn des Verstorbenen Dr. Alfred Kahn - Fürth,
der Neffe Rabbiner Dr. M. Kahn - Mergentheim
und der Schwiegersohn Louis Kahn - Frankfurt. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
87. Geburtstag von Rebekka Marx (1928)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar 1928: |
Zum
Tod des Viehhändlers Siegmund Kahn (1928)
Artikel
in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom
1. Mai 1928: " Baisingen. Hier wurde am Tage nach Pessach der in
weiten Kreisen des Landes bekannte Viehhändler Siegmund Kahn zu Grabe
getragen. Nach langjähriger Leidenszeit erlag er den Verwundungen, die er
sich als Stoßtruppführer im Kriege zugezogen hatte. Die Beliebtheit, deren
sich der nunmehr Entschlafene allerwärts erfreute, bekundete sich in der
herzlichen Teilnahme der Ortsbewohner wie der auswärtigen Freunde. Ein
Trauergefolge von hier nur selten zu verzeichnender Stattlichkeit zeugte von
der Wertschätzung des Dahingegangenen. Der hiesige Kriegerverein erwies ihm
die üblichen militärischen Ehren, obgleich der Kamerad seit einiger Zeit in
Böblingen wohnte und, wie
immer an den religiösen Festtagen, mit seiner Familie die Pessachtage hier
verbrachte. Rabbiner Dr. Schweizer, Horb,
Hauptlehrer Unikower, Baisingen, Oberlehrer Kahn,
Laupheim, als Bruder, sowie ein
Vertreter eines Böblinger Freundeskreises widmeten dem Verstorbenen
herzliche Gedenkworte." |
Louis Marx wird
Ehrenvorsitzender der Gemeinde (1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1930: "Baisingen,
12. Mai (1930). Bei der letzten Vorsteherwahl hat der Vorsitzende der
letzten Wahlperiode, Herr Louis Marx, sich zur Annahme einer
Wiederwahl nicht entschließen können. Da er 27 Jahre als Mitglied
beziehungsweise Vorsitzender des Vorsteheramts für die Gemeinde
verdienstvoll gewirkt hatte, beschloss das Vorsteheramt einstimmig, Herrn
Louis Marx zum Ehrenvorsitzenden zu ernennen und bat ihn, auch
fernerhin mit beratender Stimme an den Sitzungen teilzunehmen, sodass die
Gemeinde auch in Zukunft seinen Schatz an Erfahrungen und seinen von
tiefer Religiosität erfüllen Sinn nciht entbehren müsse. In der Herrn
Marx durch das Vorsteheramt überreichten Ehrenurkunde heißt es ferner,
dass sein ruhig abwägende Urteil bei allem Jugendeifer für die heilige
Sache des überlieferungstreuen Judentums, ihm in der Gemeinde diesen
Ehrenplatz erwirkt habe." |
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Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Mai 1930: |
Zum
Tod von Rebekka Marx geb. Levi (1930)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Januar
1931: |
87.
Geburtstag von Hirsch Benedikt (1932)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober
1932: |
Zum
Tod von Auguste Wolf geb. Wolf (1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni 1934: |
Zum Tod
von Abraham Erlebacher (1936)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar 1936: |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und
Privatpersonen
Anzeige von Schuhmacher Simon Rödelheimer (1878)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. September 1878:
"Ich suche einen braven Jungen in die Lehre zu nehmen. Samstag und
Feiertage geschlossen. Kost und Wohnung im Hause.
Simon Rödelheimer, Schuhmacher, Baisingen
(Württemberg)." |
Benedikt Kahn sucht Lehrstelle für seinen Sohn
(1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Februar 1902:
"Suche für meinen 14 Jahre alten Jungen, in einem größeren
Kolonialwaren-Geschäft, womöglich mit Kost und Logis im Hause, Lehrstelle,
und sehe gefälligen Offerten mit Bedingungen entgegen.
Benedikt Kahn, Baisingen bei Horb, Württemberg". |
Anzeige von Julius Erlebacher (1921)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1921: "Enthaarungspulver
Ia. per kg 30 Mark Netto nicht unter 1 kg versendet an Unbekannte unter
Nachnahme
Julius Erlebacher Baisingen, Württemberg." |
Verlobungsanzeige von Erna Kahn und Salomon Grünwald
(1934)
Anmerkung: Erna Kahn ist als Tochter des Isaak Kahn und der
Julie geb. Falk (siehe oben Todesanzeige zu Isak Kahn, 1927) am 14. Oktober 1910
in Baisingen geboren. Nach ihrer Verlobung (siehe Anzeige) hat sie am 30.
November 1934 in Luzern Salomon Grünwald (aus
Sopron/Ungarn) geheiratet und wohnte zunächst in Basel, dann in Luzern, später
(noch 1992) in Zürich. 1992 konnte Erna Grünwald von fünf Kindern, zwanzig
Enkeln und einigen Urenkeln berichten (Quelle: Joachim Hahn, Jüdisches Leben in
Esslingen. 1994. S. 277).
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1934:
"Statt Karten - Gott sei gepriesen -
Erna Kahn - Salomon Grünwald. Verlobte.
Baisingen (Württemberg) / Basel - Luzern. Gibraltarstraße 11. 8. Elul
5694 (= 19. August 1934)" |
Verlobungsanzeige
von Sara Kahn und Ludwig Adler (1936)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September
1936:
"Gott sei gepriesen.
Sara Kahn - Ludwig Adler. Verlobte.
Bad Mergentheim / Baisingen
- Markelsheim bei Bad
Mergentheim". |
Nach
der Emigration: Hochzeitsanzeige von Moritz Manasse und Leoni geb. Marx (USA,
1942)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 30. Januar 1942: "Statt Karten.
Zu unserer am 1. Februar 1942 stattfindenden Trauung laden herzlich
ein
Moritz Manasse Leoni Manasse geb. Marx
früher Talheim - früher Baisingen
650 W. 177. Str., Apt. 43, N.Y.C.
Trauung Sonntag, 1. Febr., 1:00 Uhr
K'HALL ADATH JESHURUN 90 Bennett Ave., zw. 185. u. 186.
Str." |
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