Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Fegersheim (Dep. Bas Rhin /Alsace / Unterelsass) 
Jüdische Geschichte  /  Synagogue / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte des Rabbinates in Fegersheim   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule 
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur  

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  (english version)   
   
In Fegersheim bestand eine jüdische Gemeinde, deren Entstehung in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurückgeht. 1784 wurden bereits 175 Juden am Ort gezählt. 
  
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner von 262 (1807) bis zur Höchstzahl von 475 (1844) zu, um danach durch Aus- und Abwanderung zurückzugehen. 
 
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (israelitische Elementarschule/öffentliche Volksschule), ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben in der Gemeinde war (neben dem für den Bezirk zuständigen Rabbiner) ein Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. unten den 1898 genannten Lehrer M. Wolf; Wolf war auch bereits 1887 und noch 1900/06 in der Gemeinde). Doch gab es zeitweise auch einen eigenen Kantor/Vorbeter/Schochet, so um 1889 M. Weill (Weil). Die Schule wurde 1894 noch von 44 Kindern besucht (1897 35 Kinder). Synagogendiener war 1897 ein Herr Freimann.  
     
Fegersheim war Sitz eines Rabbinats, das 1909 nach Erstein übertragen wurde (siehe Artikel unten). Rabbiner in Fegersheim waren: 1834 bis 1874 Rabbiner Alexander (Alexandre) Aron, 1875 bis 1886 Rabbiner Félix Blum, 1887 Rabbiner Dr. Salomon Singer, 1889 bis 1891 Rabbiner Dr. Isaak (Isidore) Dreyfuß, 1892 bis 1897 Rabbiner Dr. Ernst (Ernest) Weil (Weill), 1899 bis 1905 Rabbiner Dr. Lucian Ury (Uhry), um 1906 Rabbiner Dr. Edmund Weill, später Rabbiner in Erstein.  
  
Im Krieg 1870/71 fiel von den jüdischen Kriegsteilnehmern aus Fegersheim Eberhardt Sohn (Mobilgardist, fiel beim Bombardement von Straßburg, Angabe nach "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 13.2.1872 S. 137).
    
1885 wurden noch 337 jüdische Einwohner in 60 Familien gezählt, 1897 242 (in 62 Familien), 1926 noch 129, 1931 83. 1936 45. 
  
Als Gemeindevorstehern werden genannt: 1887 ein Herr Levy. 1889/93 J. Meyer, A. Wildenstein, E. Rosenstiel, S. Dreyfuß; 1897 S. Klein, Ledermann, Mannberger, Weill, Weill. 
 
An jüdischen Vereinen gab es: 1888/93 den Verein "Concordia" ("Gegenseitiger Unterstützungsverein" unter Leitung von M. Weill, L. Klein, A. Klein; 1897 unter Leitung von M. Weill, Wildenstein und Mannberger, 1905 unter Leitung von M. Weil), die "Israelitische Abfertigungsgeldkasse" für durchreisende Arme (1893/97 unter Leitung von J. Klein und S. Werdenschlag), den "Israelitischen Frauenverein" (1893/97 unter Leitung von Frau Neumann und D. Meyer, 1905 unter Leitung der Frau von Rabbiner D. Uhry). 1905 werden genannt die unter Leitung von Rabbiner Dr. Uhry stehenden Unterstützungsvereine für Ortsarme und für Wanderbedürftige sowie zwei religiöse Vereine mit wöchentlichen Belehrungsvorträgen unter Leitung von Rabbiner Dr. Uhry. Zudem gab es eine Israelitische Schulbibliothek (1896 genannt). (Angaben nach dem Statistischen Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes, Berlin).
    
Unter der deutschen Besatzung wurden 1940 die noch am Ort verbliebenen jüdischen Personen nach Südfrankreich deportiert. 
   
Von den in Fegersheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem): Marcel Bloch (1892), Gaston Bloch (1898), Emma Blum geb. Ledermann (1904), Fernand Dreyfus (1884), Robert Dreyfus (1925), Odette Dreyfus (1923), Marguerite Dreyfus geb. Weyl (1890), Sylvain Gross (1895), Leonce Kahn (1878), Armano Ledermann (1897), Ivan Metzger (1920), Nathan Metzger (1879), Jerome Meyer (1867), Louis Meyer (1899), Alphonse Meyer (1893), Gaston Neumann (1878), Suzanne Reins (1900), Jeanne Rosenstiehl (1880), Minette Rosenstiehl (1879), Laura Roth (1887), Adolphe Ruff (1881), Marcel Weil (1882), Madeleine Weill (1905), Jacques Werdenschlag (1877), Georges Wildenstein (1907), Paul Wildenstein (1876), Robert Wildenstein (1885).    
    
Nach 1945 ist keine neue Gemeinde am Ort entstanden. 1965 wurden acht jüdische Einwohner in Fegersheim gezählt.  
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
   
Aus der Geschichte des Rabbinates in Fegersheim 
 
Zum Tod von Rabbiner Anselm Schopple Levy in Hagenau (Anselme Schopflich-Levy, 1846; vor 1831 Rabbiner in Mutzig und Fegersheim)  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Februar 1846: "Hagenau (Elsass), 24. Januar. (Privatmitteilung) Der Tod hat soeben dem mosaischen Kultus einen seiner eifrigsten Verteidiger und den Israeliten von Hagenau einen der gelehrtesten Gesetzkundigen geraubt. Herr Anselm Schopple Levy, Sohn des berühmten Rabbiners von Rosheim, schien die Eigenschaften und die Talenten seines Vaters geerbt zu haben. Im Alter von 13 Jahren war er schon im Talmud bewandert; zu 25 Jahren ward er zum Rabbiner in einer Stadt Deutschlands ernannt. Aber ungeduldig nach Frankreich zurückzukehren, opferte er der Liebe für's Vaterland die glänzendsten Stellungen und nahm allmählich als Rabbiner die bescheidenen Plätze von Mutzig und Fegersheim ein. Gegen Ende von 1831 hatten die Hagenauer Israeliten das Glück seines Besitzes.
Sein argloses Gemüt, sein sanfter und wohlwollender Charakter, seine tiefe Gelehrsamkeit in der jüdischen Theologie zogen eine große Anzahl junger Leute um ihn, welche aus dieser ergiebiger Quelle zu schöpfen kamen, und von denen die meisten heute einen ehrenvollen Rang unter den Rabbinern Frankreichs und Deutschlands inne haben.
Im Alter von 73 Jahren seiner Familie beraubt, wird dieser würdige Beamte nicht bloß von seinen Oberen, von seinen Kollegen, seinen Zöglingen, sondern von allen jenen, die ihn kannten, bedauert.
Die israelitische Schule eröffnete den Leichenzug; der Vorsänger und der Chor in Kostüm gingen vor dem Sarge. Die Gegenwart des Herrn Rabbiners von Straßburg, mehrere Mitglieder des Munizipalrates, des öffentlichen Unterrichts und verschiedener Verwaltungskorps erhöhte die Pracht dieses imposanten Trauerzuges. Mehr als 500 Personen folgten dem Sarge. In dem Tempel angekommen, welcher schwarz ausgeschlagen war, wurde die Bahre auf den Katafalk vor der heiligen Bundeslade gestellt. Der Vorsänger stimmte als dann, von den Chorkindern begleitet, einen Trauergesang an, welcher eine schmerzliche Rührung unter den Zuhörern hervorbrachte. Hierauf improvisierte der Herr Rabbiner eine deutsche Rede, welche alle Anwesenden tief erschütterte."   

 
Beisetzung von Rabbiner Alexander Aron (1874, 40 Jahre Rabbiner in Fegersheim von 1834 bis 1874)   
Anmerkung: Rabbiner Alexander (Alexandre) Aron (geb. 1797 in Soultz sous-Forêt als Sohn des Kaufmanns Lion/Leopold Aron und der Zerle Alexandra, gest. 1874 in Fegersheim): amtierte von 1834 bis 1874 als Rabbiner in Fegersheim. Er war ein Bruder des Oberrabbiners Arnaud Aron in Straßburg. Nach seinem Tod am 1. August 1874 wurde er am folgenden Tag im jüdischen Friedhof in Fegersheim beigesetzt.    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. August 1874: "Fegersheim (Elsass), 3. August (1874). 'Den 2. dieses Monats geleitete ein großer Trauerzug die sterbliche Hülle des Herrn Alexander Aaron, Rabbiners der israelitischen Gemeinde zu Fegersheim, nach seiner letzten Ruhestätte. Dieser Greis von 78 Jahren, Stiefsohn des berühmten Rabbiners Lob von Metz, Schwiegersohn des Rabbiners Ascher Löb von Karlsruhe, Bruder des Herrn Arnaud Aaron, des würdigen Rabbiners des Straßburger Konsistoriums, hatte von seiner Familie alle Tugenden und die rabbinische Wissenschaft ererbt. 
Während vierzig Jahren hatte er der israelitischen Gemeinde in Fegersheim vorgestanden und mit seltener Hingebung seine Amtsfunktionen vollzogen. Dem Leichenzuge folgten alle seine Kollegen aus der Provinz, sowie auch die Staatsbehörden".              

  
Rabbiner Félix Blum ist zur Kur in Baden-Baden (1875)     

Aus einem Bericht über jüdische Gäste bei der Kur in Baden-Baden in "Der Israelit" vom 9. September 1875: "Von den jüngern Elsässischen Rabbinen befinden sich hier Herr Blum aus Fegersheim; von andern renommierten Israeliten der Reichstagsabgeordnete Herr Wahrmann aus Pesth und Herr Professor Wolf aus Alais in Süd-Frankreich..."     

 
Zum Tod von Rabbiner Félix Blum in Straßburg (1925, Rabbiner in Fegersheim 1875 bis 1886)   

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 29. Mai 1925: "Straßburg. Nach einer Meldung aus Straßburg verschied dort im Alter von 78 Jahren der frühere Rabbiner von Mühlhausen Rabbi Felix Blum. Der Verstorbene, der in der rabbinischen Welt einen Ruf als Gelehrter genoss, wurde durch seine Abhandlung 'Le grand Sanhedrin' bekannt. Er war in Bischheim geboren, wurde später einer der besten Schüler der Ecolo Rabbinique in Paris, begleitete sein erstes Rabbineramt in Fegersheim, kam dann nach Phalsburg, von wo er nach Mülhausen berufen wurde. Vor etwa vier Jahren schied er aus Altersrücksichten aus seinem Amt und verlebte seine letzten Jahre in Straßburg."    
 
Artikel in der "Wiener Morgenzeitung" vom 22. Mai 1925: Dieselbe Mitteilung wie oben. 

 
Zum Tod von Rabbiner Dr. Salomon Singer (1887, Rabbiner in Fegersheim 1887) 

Anmerkung: Rabbiner Dr. Salomon Singer (geb. 1850 in Güssing - Németújvár, Burgenland, gest. 1887 in Fegersheim) lernte auf der Jeschiwa in Verbó, im Gymnasium in Neutra - Nitra, Abitur in Sopron. 1876 bis 1886 Rabbinerseminar in Berlin, Promotion in Halle. 1883 bis 1885 Rabbiner im tschechischen Prerau - Přerov, ab 1885 in Dambach, 1887 in Fegersheim, starb kurze Zeit nach seinem Dienstantritt.  

Mitteilung in den "Populär-wissenschaftlichen Monatsblättern" vom 1. Januar 1888: "Am 3. Oktober starb in Fegersheim Herr Rabbiner Singer, früher in Dambach und Prerau. "  

 
Rabbiner Dr. Isidor (Isaak, Isidore) Dreyfus (Dreyfuß) wurde zum Rabbiner von Fegersheim gewählt (1889)  
Anmerkung: Rabbiner Dr. Isaak Dreyfuß (geb. 1862 in Mertzwiller, gest. 1940 in Saumur, Maine-et-Loire) studierte an der Universität und dem Rabbinerseminar Straßburg und war von 1889 bis 1891 Rabbiner in Fegersheim, 1892 bis 1900 in Brumath, 1900 bis 1939 in Sarreguemines/Saargemünd. 1939 zog er nach Saumur

Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. September 1889:  "Im Elsass ist Herr Isidor Dreyfus zum Rabbiner von Fegersheim und Benjamin Meyer zum Rabbiner von Lauterburg gewählt worden.    
 
Mitteilung in den "Populär-wissenschaftlichen Monatsblättern" vom 1. Dezember 1889: "In Fegersheim wurde Herr Israel Dreyfus und in Lauterburg Herr Benjamin Meyer zum Rabbiner gewählt. "

  
Rabbiner Dr. Ernst Weil (Ernest Weill) wurde als Rabbiner in Fegersheim gewählt (1892)      
Anmerkung: Dr. Ernest Weill (auch Ernst Weil) (geb. 1865 in Reguisheim, gest. 1947 in Aix-les-Bains) war Sohn des Lederhändlers Jacques-David Weill und seiner Frau Jeanette geb. Lévy. Er ist aufgewachsen seit 1871 in Neuf-Brisach. Seit 1881 rabbinische Präparandenschule in Colmar, zugleich Besuch des Lyceums ebd. Nach 1886 Studium am Rabbinerseminar und an der Universität Berlin, 1891 Promotion in Straßburg. Seit 1891 Rabbiner in Fegersheim; März 1893 Heirat mit Clémentine geb. Weil aus Blotzheim; 1897 Rabbiner in Buchsweiler, gab seit 1910 die Wochenzeitung "Das jüdische Blatt" heraus. Seit 1919 Konsistorial-Oberrabbiner in Colmar. 1932 Gründung eines Jeschiwah in Neudorf bei Straßburg. Bei Kriegsbeginn Flucht nach Nîmes, dann nach Aix-les-Bains (Savoyen), 1943/44 bei seiner Tochter in Zürich, dann zurück nach Aix-les-Bains, wo er wiederum eine Jeschiwa gründete. Starb an den Folgen eines Autounfalls.  

Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juni 1892: "In Fegersheim (Elsass) ist Herr Dr. E. Weil zum Rabbiner gewählt worden".      
 
Mitteilung in den "Populärwissenschaftlichen Monatsblättern" vom 1. Juli 1892: "In Fegersheim wurde Herr Dr. E. Weil zum Rabbiner gewählt." 

  
Amtseinsetzung von Rabbiner Dr. Lucian Uhry in Schlettstadt nach seiner Zeit in Fegersheim (1905)
Anmerkung: Rabbiner Dr. Lucian Uhry (geb. 1872 in Ingwiller, gest. 1951 in Mulhouse) ließ sich 1893 bis 1898 am Jüdisch-theologischen Seminar in Breslau ausbilden. 1899 wurde er Rabbiner in Fegersheim, 1905 in Schlettstadt; 1940 Exil im Limogenes; nach Kriegsende Rückkehr ins Elsass, wo er dann zum Rabbiner in Mulhouse ernannt wurde. Er war verheiratet mit Blanche geb. Moch.

Artikel in der "Israelitischen Wochenschrift" vom 15. September 1905: "Schlettstadt. Der von Fegersheim hierher versetzte Rabbiner Uhry wurde am letzten Samstag während des Hauptgottesdienstes in der aus diesem Anlasse festlich geschmückten Synagoge feierlich in sein Amt eingeführt. Die Einführung erfolgte im Auftrage des israelitischen Konsistoriums des Unterelsass durch den Präsidenten der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde Kaufmann Albert Bloch mit einer entsprechenden Ansprache. Der Rabbiner dankte und hielt darauf seine Antrittspredigt über die Pflichten eines Rabbiners als Seelsorger. Die Feier verlief in erhebender Weise. "   

  
Neueinteilung der Rabbinatsbezirke Im Elsass - das Rabbinat wird von Fegersheim nach Erstein verlegt (1909)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1909: "Aufgelöst werden durch die Neueinteilung der Rabbinatsbezirke die bisherigen alten Rabbinate Lauterburg, Maurmünster und Quatzenheim und die dazugehörenden jüdischen Gemeinden werden je nach ihrer Lage anderen Rabbinaten zugeteilt. Dahingegen ist für Straßburg die Gründung eines zweiten Rabbinates vorgesehen. Bei der Einteilung ist die Regierung von dem Grundsatze ausgegangen, die Rabbinatssitze womöglich in Kanton- und Kreishauptstädte zu verlegen; so erklärt sich die geplante Verlegung der bisherigen Rabbinatssitze von Dammbach nach Barr, von Fegersheim nach Erstein und von Schirrhein nach Bischweiler. Im Ober-Elsass war diese neue Einteilung notwendig und bedeutet kaum eine tatsächliche Veränderung, da ja dort eine große Anzahl alte Rabbinate nur noch dem Namen nach existierten. Diese wurden schon längst nicht mehr besetzt, sondern von Nachbarrabbinern interimistisch verwaltet. Fast jedem Rabbinat im Oberelsass waren ein, manchmal auch zwei weitere Rabbinate zur interimistischen Verwaltung zugeteilt. Nach der neuen Einteilung sollen 13 Rabbinate im Ober-Elsass aufgelöst werden, nämlich: Dürmenach, Niedersept, Uffholz, Sennheim, Niederhagental, Plotzheim, Sierenz, Pfastatt, Rixheim, Sulzmatt, Hattstatt, Biesheim und Bergheim. Dahingegen wird Mühlhausen zwei Rabbinate erhalten. In Sennheim bleibt, wie bereits berichtet, dass Rabbinat, solange es von Herrn Rabbiner Bamberger verwaltet wird, bestehen."    

    
Neueinteilung der Rabbinatsbezirke nach Auflösung des Rabbinates in Mutzig (1915)    

Artikel in "Die jüdische Presse" vom 25. Juni 1915: "Straßburg im Elsass. Das Gesetzblatt für Elsass-Lothringen veröffentlicht eine kaiserliche Verordnung, nach der das Rabbinat Mutzig aufgehoben und die Bezirke der drei Rabbinate Barr, Fegersheim, Oberehnheim neu umgrenzt werden. Barr umfasst die Kantone Barr und Weiler und die Orte Burgheim, Walf und Zellweiler vom Kanton Oberehnheim; Fegersheim die Kantone Erstein, Benfeld und Geispolsheim ohne Düppigheim, Düttlenheim, Enzheim, Holzheim, Lingolsheim; Oberehnheim die Kantone Rosheim, Molsheim, Schirmeck, Saales, den Rest des Kantons Oberehnheim und die Orte die Düppigheim, Düttelnheim, Enzheim, Hangenbieten und Kolbsheim aus den Kantonen Geispolsheim und Schiltigheim."      

  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
Kurznotiz zur Israelitischen Schule in Fegersheim (1843)  

Aus einem Artikel über die jüdischen Schulen im Elsass in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Juni 1843: "Fegersheim mit einer guten Schule; 800 Fr,, wozu die Stadt 200 250 Fr.; 54 Schüler."   


Lehrer Wolf wird ausgezeichnet (1898)
    

Mutzig AZJ 02091898.jpg (47570 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. September 1898: "Das Konsistorium des Unter-Elsaß hat den Preis der Fanny-Weill-Stiftung, welcher im Betrage von je 200 Francs denjenigen Lehrern, die sich um die Hebung des Religionsunterrichtes in ihrer Gemeinde besonders verdient gemacht haben, bewilligt wird, den Lehrern Bloch - Mutzig und Wolf - Fegersheim zuerkannt."     

    
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben    

Hilferuf des Fegersheimer Rabbinen Alexander Aron im Kriegsjahr 1871 

Fegersheim Israelit 01031871.jpg (49553 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1871: "Von Fegersheim im Elsass geht uns vom dortigen Herrn Rabbinen Alexander Aron, einem der gelehrtesten, frömmsten und bedeutendsten Rabbinen des ehemaligen Frankreich, eine herzzerreißende Schilderung der Verarmung und des Notstandes in seiner Gemeinde zu. Bisher wohlhabende Familien sind durch den Krieg und namentlich durch die Belagerung von Straßburg vollständig verarmt. Wir glauben im Sinne unserer Leser zu handeln, wenn wir uns erbieten, die uns etwa zugehenden Spenden dem Herrn Rabbiner Alexander Aron zu Fegersheim zu übermitteln". 
   
Fegersheim israelit 29031871.jpg (31204 Byte)   Fegersheim Israelit 26041871.jpg (34600 Byte)
Oben: Die für Fegersheim auf Grund des Hilferufes des Rabbinen Alexander Aron eingegangenen Spenden wurden in den folgenden Wochen in Anzeigen wie oben in der Zeitschrift "Der Israelit" bekannt gegeben (oben Anzeigen in den Ausgaben vom 29.3., 5.4., 26.4., 21.6. und 23.8.1871).

    
Eine Abfertigungskasse für durchreisende Arme wird eingerichtet - Wohltätigkeitskonzert (1913)      

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 18. April 1913: "Fegersheim. Unsere neue Verwaltungskommission hatte in ihrer ersten Sitzung die Errichtung einer Abfertigungskasse für durchreisende Arme beschlossen. Sie ist am 1. April in Kraft getreten. Jedes Gemeindemitglied zahlt einen Beitrag in der Höhe von einem Drittel seines Kultusbeitrag es. – Kürzlich fand hier ein Wohltätigkeitskonzert statt. Israelitische Schulkinder spielten die beiden Märchen 'Dornröschen' und 'Hänsel und Gretel'. Die guten Leistungen der Kinder wurden allgemein bewundert. Einige junge Damen (Frl. Elvira und Emma Ledermann, Margarethe Dreyfuß, Camille Klein und Florentine Meyer) erfreuten durch das Spiel eines Einakter. Heiterkeitsausbrüche veranlasste die humoristische Szene 'Die Unschuld vom Lande'. Großen Beifall erntete Frl. Camille Klein durch das meisterhaft vorgetragene Lied 'Esmeralda, die Zigeunerin'. Die ganze Veranstaltung war glänzend gelungen. Vom Reinertrag erhielt das israelitische Waisenhaus in Hagenau 30 M, das Lehrerwaisenstift 16 M, 15 M wurden hier verteilt."   

  
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Zum Tod des 103 Jahre alten Baruch Mayer in Fegersheim (1843)   

Artikel in "Der Orient" vom 7. Februar 1843: "Der Courier du Bas-Rhin enthält die Nachricht, dass in dem Orte Fegersheim am 9. Dezember 1842 ein Jude, namens Baruch Mayer, im Alter von 103 Jahren 5 Monaten gestorben sei. Er war während der letzten 20 Jahre seines Lebens blind, aber noch bis zu seinem Tode körperlich gesund und geisteskräftig. Noch acht Tage vor seinem Ableben hatte er die Synagoge in seinem Wohnorte täglich zweimal besucht. Wie allen über 100 Jahre alten Greisen hatte auch ihm die französische Regierung (seit 1842) eine kleine Pension gegeben, während er seit längerer Zeit von den milden Gaben seiner Glaubensgenossen gelebt hatte."    

 
Zum Tod von Isaak Wurmser (1910) 

Fegersheim FrfIsrFambl 25111910.jpg (26960 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. November 1910: "Straßburg. In Fegersheim verschied - 74 Jahre alt - Isaak Wurmser. Wurmser war zuerst Lehrer und dann Eichmeister; in den 1870er-Jahren gab er die Wochenschrift 'Das israelitische Elsass-Lothringen' heraus."  

    
Zum Tod des aus Fegersheim stammenden Joseph Weill in Straßburg (1913)    

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 31. Oktober 1913: "Straßburg. Josef Weill. Einen braven, rechtschaffenen Mann, einen treuen und aufrechten Juden haben wir am zweiten Sukkothtage (zweiter Tag des Laubhüttenfestes = Sukkot) zu Grabe getragen; ein Vorbild echtester Pflichttreue, strengster Rechtschaffenheit und edelster, aufopfernder Nächstenliebe ist aus unserer Mitte entrissen worden. Bestürzung und fassungslosem Staunen begegnend, verbreitete sich am ersten Sukkothtage die Kunde des traurigen Ereignisses unter der zum Gottesdienst versammelten Gemeinde. Den Jom Kippur noch hatte der wackere Mann, der weder Schwäche noch Ruhe kannte, bis zum Ausgange in der Synagoge verbracht, er rüstete sich, Sukkoth im Kreise der Familie festlich zu begehen, als ihn der Machtspruch des Ewigen jäh und unerwartet aus allen Freuden und Mühsalen des Erdenlebens hinwegberief. Am Abend noch war er von einer Geschäftsreise, zu der er sich frühmorgens aufgemacht hatte, gesund und fröhlich zurückgekehrt, und noch vor Mitternacht musste er abermals aufbrechen zu einer Reise, zu der Reise, von der es keine Rückkehr gibt, musste er sich anschicken, heimzukehren zum ewigen Frieden. Ein Herzschlag setzte dem Leben des 55-jährigen ein viel zu frühes Ende.
Ein Menschen Leben, reich an Inhalt, reich an Taten und reich an Verdiensten, hat in ihm seinen Abschluss gefunden, ein Leben, erfüllt von Liebe zum Judentume, erfüllt insbesondere von der Treue an die höchste und vornehmste Satzung unserer Lehre, an das Gebot der hilfreichen, werktätigen Liebe. Aus der Gemeinde Fegersheim aus frommem, gottesfürchtigem Hause stammend, hat er in allen Wechselfällen des Lebens die Tradition seiner Familie hochgehalten: strenge Rechtschaffenheit, gepaart mit selbstloser, aufopfernder Hilfsbereitschaft. Kein Armer hat je vergebens an seine Türe geklopft, kein Bedrängter je erfolglos seinen Rat und seine Hilfe erbeten. Und die Früchte dieses segensvollen Wirkens sind nicht ausgeblieben: das Leben Josef Weills war ausgefüllt mit Arbeit und Kämpfen, es war aber auch gesegnet mit dem höchsten Glücke, mit der ein uneingeschränkten Liebe und Achtung seiner Mitbürger und namentlich mit einem reinen, ungetrübten Familienglück: 28 Jahre einer wahrhaft harmonischen Ehe hat er an der Seite seiner über alles geliebten Gattin verbracht und der Stolz seiner reiferen Jahre waren seine drei Söhne, von denen der jüngste, Referendar Edmund Weill als Vorsitzender des Straßburger jüdischen Jugendbundes und Vorkämpfer der jüdischen Jugendbewegung im Elsass weiteren Kreisen der Öffentlichkeit bekannt geworden ist.
Freitagnachmittag hat man ihn auf dem Friedhof zu Kronenburg zur letzten Ruhe bestattet. Im Sterbehause sprachen Oberrabbiner Ury und der Schwager des Verstorbenen, Rabbiner Jules Ruff aus Verdun, warmempfundene Worte des Trostes, dann setzte sich der lange Trauerzug in Bewegung. Die Presse gedenkt des Toten in herzlichen Nachrufen, treffender wohl keiner als der der 'Straßburger Post', wenn sie schreibt 'von der Achtung und Sympathie, deren sich der ungewöhnlich rechtschaffene und uneigennützige Mann, der wie Wenige im Stillen Gutes tat, erfreute."   

   
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Witwe Leopold Wildenstein sucht für ihre Bäckerei einen Bäckergesellen (1903)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1903: "Sofort gesucht!
Israelitischer Bäckergeselle, der Bäckerei Selbständig leiten kann.
Offerten an Witwe Leopold Wildenstein, Fegersheim bei Straßburg (Elsass)""  

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge       
    
1809 wurde eine Synagoge erbaut, die 1850 vergrößert und wiederum 1890/91 durch ein neues Gebäude ersetzt wurde.
  
Staatlicher Zuschuss zum Bau einer Synagoge (1890)   

Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. April 1890: "Die Reichsregierung in Elsass-Lothringen hat der jüdischen Gemeinde Fegersheim zum Bau einer Synagoge 5.000 Mark bewilligt."        
Mitteilung in "Die jüdische Presse" vom 1. Mai 1890: dieselbe Mitteilung wie oben 
Mitteilung in den "Populär-wissenschaftlichen Monatsblättern" vom 1. Juli 1890: Dieselbe Mitteilung wie oben  

Grundsteinlegung für die neue Synagoge (1890) 

Artikel in der "Israelitischen Wochenschrift" vom 3. Juli 1890: "Der israelitischen Gemeinde in Fegersheim (Unter-Elsass) ist es nach langem Ringen und Kämpfen, Dank den vom Staate und von dem hiesigen Gemeinderat bewilligten sehr bedeutenden Zuschüssen endlich gelungen, am 17. dieses Monats den Grundstein zu einer neuen Synagoge in Gegenwart fast sämtlicher Einwohner des hiesigen Ortes legen zu können. Nach einer der Feier des Tages entsprechenden trefflichen Ansprache an die zahlreiche Versammlung hat unser Rabbiner Herr Dreyfuß ein von den Mitgliedern des Verwaltungsrates unterzeichnetes Dokument in den Grundstein niedergelegt."  

 
In der NS-Zeit wurde die Synagoge nach 1940 geplündert. Sie ist später an eine Privatperson verkauft und um 1974/75 abgebrochen worden. Zwei Portalsteine der ehemaligen Synagoge werden in der "Fondation Elisa" in Geispolsheim aufbewahrt.  
   
   
Adresse/Standort der Synagoge:            
   
   
Fotos  

Historische Ansichtskarten
von Fegersheim
Fegersheim Synagoge 025.jpg (51055 Byte) Fegersheim Synagoge 01.jpg (68371 Byte)
    Ausschnittvergrößerung: die Synagoge
     
  Fegersheim Synagoge 026.jpg (149913 Byte) Fegersheim Synagogue 033.jpg (23704 Byte)
    Ausschnittvergrößerung: die Synagoge
     
Fegersheim Synagoge 027.jpg (66058 Byte) Fegersheim Synagoge 029.jpg (55279 Byte) Fegersheim Synagoge 028.jpg (60237 Byte)
Ausschnittvergrößerung: die Judengasse     Ausschnittvergrößerung: die Synagoge 
     

   
     

Links und Literatur

Links:

bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Fegersheim  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof Fegersheim (interner Link)  
bulletInformationen zur Synagoge im Verzeichnis des Ministère de la culture    

Literatur:  

bullet

Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992.  S.39.77.  

          
           


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Fegersheim Bas-Rhin. In 1784, the Jewish community comprised 175 members. By 1807, it increased to 262 and in 1844 to 475 members. Afterwards the community dwindled. The local synagogue was inaugurated in 1850. In 1885, the community numbered 337 members. In 1926, the Jewish population was 126 and in 1931 it was 83. During worldwar II, the Germans expelled all to the south of France. In 1965, eight Jews were living in Fegersheim. 
   
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020