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im Elsass"
Hagenthal-le-Bas (Niederhagenthal)
(Dep. Haut-Rhin / Alsace / Oberelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Hagenthal-le-Bas bestand eine jüdische Gemeinde bestand eine jüdische
Gemeinde bis um 1920. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts
zurück. Die Zahl der
jüdischen Einwohner am Ort erreichte 1784 bereits 356 Personen.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen
Einwohner durch Abwanderung in die Städte schnell zurück, sodass sich bereits in der
Zeit nach dem Ersten Weltkrieg die Gemeinde auflöste. Während 1871 noch 321
jüdische Einwohner gezählt wurden, waren es 1905 noch 93 und 1910 nur noch 71.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben
der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und Schochet
tätig war. Das in Hagenthal-le-Bas über mehrere Jahrzehnte bestehende Rabbinat wurde 1910 aufgelöst.
Danach gehörte das Gebiet des Rabbinates zum Rabbinat Saint-Louis.
Die zahlenmäßig größten jüdischen Familien am Ort hießen Brunschwig,
Dreyfus, Picart und Ris (beziehungsweise Ries, letzteres eine Rabbinerfamilie,
u.a. Rabbiner Rafael Ries, der von 1788 bis 1813 Rabbiner in
Endingen und Lengnau in der Schweiz war).
Bereits 1922 wurde gemeldet, dass es keinen jüdischen Einwohner mehr am Ort gab
(siehe Pressebericht unten). Auch 1936 wurde kein jüdischer Einwohner mehr
gezählt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte des Rabbinates
Wechsel im Rabbinat (1879)
Anmerkung: Rabbiner Isaac Guggenheim (Gugenheim, geb. 1847 in
Dornach, gest. 1918 in Sarre-Union) war von 1874 bis 1879 Rabbiner in
Hagenthal-le-Bas, 1879 bis 1918 Rabbiner in Sarre-Union (seit 1912 im
Ruhestand).
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Dezember 1879: "Aus
dem Elsass. Herr Isaac Guggenheim, bisher Rabbiner in Niederhagenthal,
ist als solcher nach Saar-Union
berufen worden. Herrn Rabbiner Salomon Bamberger, bisher in Lengnau
(Schweiz), ist das Rabbinat in Niederhagenthal übertragen worden. - Herr
Bloch, Sohn des Rabbiners von Hagenau, ist in der genannten Stadt als
Gymnasial-Lehrer angestellt worden. Es ist dies der erste Elsässer
Israelit, welcher seine Studien auf einer deutschen Universität vollendet
hat." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Der Krieg bedroht auch viele Orte mit jüdischen
Gemeinden im Oberelsass (1914)
Anmerkung: die angegebene Zahl der jüdischen Gemeindeglieder bezieht sich
auf ca. 1890.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 18. September 1914: "Hagenau, 10. September (1914).
Die schweren Kämpfe im Oberelsaß, die in letzter Zeit zwischen den
Franzosen und Deutschen ausgefochten wurden, erinnern uns daran, dass die
dortige Gegend ziemlich stark von Juden bewohnt ist, die jetzt nicht nur
zum großen Teil gezwungen waren, Heim und Herd zu verlassen, sondern
neben der schweren seelischen Not auch viel durch die Zerstörung von Hab
und Gut zu dulden haben. Es wohnen in dem vielgenannten Altkirch
289 jüdische Seelen, Hirsingen 74, Dammerkirch (Dannemarie)
15, Hagenbach 26, Bergheim
110, Grussenheim 314, Neubreisach
102, Blotzheim 62, Bollweiler
120, Ensisheim 27, Regisheim
154, Dürmenach 205, Hegenheim
169, Hüningen 50, Kolmar
1105, Dornach 202, Mülhausen
2271, Niederhagental 145, Niedersept
124, Pfastatt 73, Markirch
147, Rappoltsweiler 134, Habsheim
73, Rixheim 69, Sennheim
151, Wattweiler (Wattwiller) 37, St.
Ludwig 60, Kembs 50, Sierenz
113, Uffheim 120, Gebweiler
305, Sulz 182, Thann
163, Winzenheim 421 Juden. Die
meisten Familien, besonders in der Mülhauser Gegend, haben sich flüchten
müssen, viele davon haben sich während dieser schweren Zeit in der
Schweiz niedergelassen.". |
Vom Ende der jüdischen Gemeinde (1922)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. Februar
1922: "Straßburg. 'Le Juif' schreibt über die Auflösung
jüdischer Gemeinden: In Niederhagenthal
wie im benachbarten Hegenheim waren bis vor wenigen Jahren die
Juden noch stark vertreten und hatten eine Gemeinde, eigene Synagoge,
Kantor, Metzger usw. Infolge des Krieges ist nunmehr die Gemeinde
aufgelöst und wohnt in Niederhagenthal kein
einziger Jude mehr. Die Synagoge, die noch vor 10.15 Jahren
dicht gefüllt zu sein pflegte, wird dieser Tage versteigert. In Oberhagenthal,
das früher über die Hälfte jüdisch war, wohnt schon seit über 20
Jahren kein Jude mehr. Auch die Tage der jüdischen Gemeinde in Schalbach
scheinen gezählte zu sein, da schon wieder einige Familien die Absicht
haben, in nächster Zeit nach Saarburg zu übersiedeln. So verschwindet
eine Landgemeinde nach der anderen. Im Kreise Saarburg bestehen jetzt nur
noch vier jüdische Gemeinden, Saarburg mit annähernd 80 Familien, Pfalzburg,
Finstingen und Lixstein. In Gosselmingen und Mittelbronn
wohnen noch wenige Familien, in Schalbach nach 9, während von der
einst so blühenden Gemeinde Imlingen nur noch eine einzige Familie
geblieben ist." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Salomon Bloch feiert im Altenheim in Hegenheim seinen
96. Geburtstag (1912)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29.
November 1912: "Hegenheim. Im hiesigen israelitischen Asyl
feierte Salomon Bloch aus Niederhagenthal seinen 96.
Geburtstag". |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
für die in Nieder-Hagenthal
geborene Blanche Löwenberg geb. Bloch |
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Kennkarte
(Mainz 1939) für Blanche Löwenberg geb. Bloch (geb. 8. November
1881 in Niederhagenthal) |
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Zur Geschichte der Synagoge
Eine erste Synagoge wurde Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut.
Auf Befehl des "Conseil Souverain d'Alsace" (Souveräner Rat des
Elsass) wurde die ohne herrschaftliche Genehmigung erbaute Synagoge 1726
zerstört werden. 1740 konnte sie wieder aufgebaut werden. Um 1804 wurde
die Synagoge erweitert. Im Revolutionsjahr 1848 wurde die Synagoge bei den damaligen antijüdischen Unruhen geplündert und verwüstet.
1858 bis 1860 wurde die Synagoge umfassend restauriert und am 23. September
1859 feierlich wieder eingeweiht.
Artikel
in der Zeitschrift "Ben Chananja" Nr. 1/1860: "Am 23.
September (1859) ist in Niederhagenthal (Elsass) eine Synagoge
eingeweiht worden. Bei dem Akte der Einweihung predigten: Großrabbiner
Klein und der Ortsrabbiner Levy. Am darauf folgenden Tage predigten
Wurmser und Blotzheim. In Frankreich werden die Synagogeneinweihungen noch
immer Freitagabend gefeiert. Auch in Trier
wurde die Synagoge Freitag, 9. September (1859) eingeweiht." |
Die nach Auflösung der jüdischen Gemeinde um 1920
nicht mehr benutzte
Synagoge wurde verkauft und in eine Werkstatt umgebaut.
2004 wurde die ehemalige Synagoge in ein privates Kunstatelier umgebaut.
Adresse/Standort der Synagoge:
68220 Hagenthal-le-Bas, Rue de la Synagogue
Fotos
(Fotos Hahn, Aufnahmedatum 14.4.2004)
Die ehemalige
Synagoge
in den 1980er-Jahren
(Quelle: Rothé / Warschawski s. Lit. S. 163) |
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Die ehemalige Synagoge
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Die als Werkstatt benutzte
ehemalige
Synagoge (Blick nach Osten) |
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Die ehemalige Synagoge im
Frühjahr 2004 |
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Die "Rue de la
Synagogue" weist auf den
Standort der ehemaligen Synagoge hin
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Das Gebäude
von Norden
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Das Gebäude von Nordosten.
Das große Tor
wurde beim Umbau zur Werkstatt in der Zeit
nach dem Ersten
Weltkrieg eingebrochen. |
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Das Synagogengebäude
von Westen |
Im ehemaligen Betsaal. Die
Tür ist an
Stelle des früheren Toraschreines |
Blick zur ehemaligen
Frauenempore |
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Nach Einrichtung des Kunstateliers
(Quelle: www.christophe-hohler.com) |
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Der Künstler in seiner
Werkstatt, dem
ehemaligen Synagogengebäude (2007) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 47.163.
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