Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Hadamar (Kreis Limburg-Weilburg)
mit Thalheim (Gemeinde Dornburg) und Elz (beide Kreis Limburg-Weilburg) 
Jüdische Geschichte / Synagoge

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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)
  
In Hadamar bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Bereits 1651 lebten acht jüdische Familien jüdische Personen in Hadamar und Umgebung (1666 sieben Familien). Aus Hadamar stammte der berühmte Arzt Jakob Hayum (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Hayum); er praktizierte bis zu einer Niederlassung in Mannheim in seiner Heimatort Hadamar (gest. 1682). 
 
Auch im 18. Jahrhundert war die jüdische Gemeinde Hadamar von Bedeutung, zumal der Ort Sitz eines Rabbiners war (siehe unten). Zu Hadamar zählten auch die in Thalheim lebenden jüdischen Personen (1807 eine Familie mit 11 Personen, vgl. unten den Hilferuf von 1903 für eine in Thalheim lebende arme jüdische Familie).
  
Genaue Zahlen zu den jüdischen Einwohnern in Hadamar liegen aus dem 19. Jahrhundert vor: 1807 wurden 11 jüdische Familien gezählt: 26 Erwachsene und 34 Kinder. 1842 lebten 15 jüdische Familien in der Stadt, in Thalheim waren es inzwischen vier Familien. Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde in Hadamar 1885 mit 106 Personen erreicht (4,5 % von insgesamt 2.357 Einwohnern). 1887 werden 103 jüdische Gemeindeglieder gezählt, 1888 85, 1892 110 (in 25 Familien), 1896 100 (in 20 Familien), 1897 90 (von insgesamt 2244 Einwohnern, in 20 Familien), 1899 80 (in 18 Familien; dazu 15 Personen in Thalheim in 3 Haushaltungen unter dem dortigen Vorsteher M. Rosenthal).  
   
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten die Juden in Hadamar noch in sehr schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen. Ihren Lebensunterhalt verdienten sie als Kleinhändler, Trödler oder als Viehhändler. Erst seit den 1830er-Jahren besserten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse zumindest bei einem Teil der jüdischen Familien, sodass an den Bau einer Synagoge gedacht werden konnte (s.u.).
 
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge, eine Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). 1843 wird als Teilnehmer einer Lehrerkonferenz des Rabbinatsbezirkes Diez in Limburg Lehrer Kahn aus Hadamar genannt (auch genannt in Berichten von 1847). Um 1881 amtierte Lehrer Ostermann in Hadamar. Seit Dezember 1883 war Adolf Oppenheimer Lehrer in der Gemeinde: er konnte 1908 sein 25-jähriges, 1923 sein 40-jähriges Ortsjubiläum in Hadamar feiern (siehe Berichte unten). 1892/1896 unterrichtete er an der Religionsschule der Gemeinde 15 Kinder (1897 13 Kinder, 1899 10 Kinder). 1896 unterrichtete Oppenheimer auch die damals 15 Kinder an der Religionsschule in Schupbach (1897 13 Kinder, 1899 2 Kinder). Oppenheimer trat 1927 in den Ruhestand und ist 1930 verstorben (siehe Bericht unten).
  
Die Gemeinde gehörte im 18. Jahrhunderts zum Rabbinat Diez beziehungsweise bildete mit Diez und anderen Gemeinden ein gemeinsames Rabbinat. Genannt werden dabei unter anderem Rabbiner Israel ben Elieser Lipschütz (siehe unten) und Rabbiner Chajjim ben Moses (siehe unten). Mitte des 19. Jahrhunderts verlegte Rabbiner Dr. Wormser den Sitz des Rabbinats von Diez nach Hadamar. Er starb 1858. 1860 wurde das Rabbinat Diez aufgelöst und dem Rabbinatsbezirk Weilburg zugeteilt. Der dortige Rabbiner Dr. Salomon Wormser (geb. 1814 in Limburg, gest. 1887 in Frankfurt); war bereits seit 1843 Bezirksrabbiner in Diez a.d. Lahn und seit 1860 Bezirksrabbiner in Weilburg unter Beibehaltung seiner Funktionen im Rabbinat Diez, das nicht mehr besetzt wurde. 1880 trat er in den Ruhestand. In den 1920er-Jahren wurden die Rabbinatsbezirke Bad Ems und Weilburg vereinigt. 
 
Von den Gemeindevorstehern werden im 19. Jahrhundert genannt: um 1841/1842 Aron Salomon, um 1862/1874 Simon Wolf, um 1881/1888 H. Löwenstein, S. Stern, um 1892 L. Liebmann, H. Liebmann, W. Aron, um 1897 L. Liebmann, H. Liebmann, M. Rosenthal, um 1899 L. Liebmann und W. Aron.
 
Von den jüdischen Vereinen werden genannt: der Israelitische Frauenverein (gegründet 1891, da 40-jähriges Bestehen 1931 s.u.; um 1892 unter Leitung von Frau Oppenheimer, der Frau von K. Liebmann und der Frau von W. Aron; 1899 unter Leitung der Frau von Lehrer Oppenheimer, der Frau von W. Aron und der Frau von H. Kahn, 1905 genannt als Frauen-Wohltätigkeitsverein unter Leitung von Frau Oppenheimer), der Israelitische Männerverein (1899 unter Leitung von J. Kahn, L. Rosenthal sen., Lehrer Oppenheimer und M. Neuhaus; 1905 genannt als Chewra Gemiluth Chessed - Männer-Wohltätigkeitsverein unter Leitung von J. Kahn), der Verein zur Bekämpfung des Wanderbettels (1899 unter Leitung von L. Liebmann).
  
1905 wurden 80 jüdische Gemeindeglieder gezählt (davon 14 in Thalheim). 

Im Ersten Weltkrieg fielen aus Hadamar die jüdischen Gemeindeglieder Louis Honi (geb. 27. November 1886 in Ober Netphen, gef. 26. September 1914), Salomon Kahn (geb. 20. Januar 1882 in Hadamar, gef. 17. Juni 1918), Arthur Liebmann (geb. 28. Juli 1891 in Hadamar, gef. 8. Juli 1915) und Leopold Seligmann (geb. 21. Februar 1895 in Blessenbach, gef. 5. Oktober 1915). 
  
Um 1925, als etwa 70-80 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (2,3 % von insgesamt etwa 3.000 Einwohnern), bildeten den Gemeindevorstand die Herren Hermann Honi, Max Neuhaus und Hermann Aron. Als Lehrer und Kantor wirkte Adolf Oppenheimer (gestorben 1930). Er unterrichtete damals 7 schulpflichtige jüdische Kinder. An jüdischen Vereinen gab es insbesondere : den Männer-Wohltätigkeitsverein und den Frauen-Wohltätigkeitsverein. Angeschlossen an die Gemeinde Hadamar waren auch die in Elz lebenden jüdischen Personen. 1932 ist als Gemeindevorsteher nur Hermann Honi genannt. Lehrer, Kantor und Schochet war inzwischen Carl Hartogsohn (aus Emden, 1933 nach Frankfurt, bis 1936 in Groß-Gerau). Im Schuljahr 1932/33 hatte er 14 jüdische Kinder in Religion zu unterrichten.
 
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 80 bis 100 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 15 verzogen innerhalb Deutschlands, vor allem nach Frankfurt, einige konnten auswandern. Elf jüdische Personen emigrierten nach Holland beziehungsweise nach Belgien. Drei von ihnen wurden von dort aus verschleppt und deportiert. Beim Novemberpogrom 1938 wurden jüdische Häuser und Wohnungen demoliert; ein Teil der jüdischen Männer wurde in "Schutzhaft" genommen. Von September 1941 bis zum 10. Juni 1942 mussten die letzten jüdischen Einwohner Hadamars im Wohnhaus der Familie Kahn am Neumarkt 8 (hier heute Gedenktafel) zusammenziehen. Dabei handelte es sich um folgende Personen: Arthur Aron, zuletzt wohnhaft Ecke Neumarkt/Herzenbergweg, Julius und Renate Honi, zuletzt wohnhaft Gymnasiumstraße 13, Frieda Kahn, Neumarkt 8, Heymann und Hedwig, Irene und Brigitte Liebmann, zuletzt Schulstraße 25, Ferdinand und Ida Nachmann, zuletzt Schulstraße 25, Max und Irma und Ludwig Nordhäuser, zuletzt Borngasse 21, Sigmund und Johanna und Bertha Rosenthal, zuletzt Borngasse 34, Franziska und Otto Schönberg, zuletzt Siegener Straße 12
Julius und Berta Strauß, zuletzt Hammelburg 3. 1942 wurden die Bewohner des Hauses in die Vernichtungslager deportiert. 
  
Von den in Hadamar geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ohne die jüdischen "Euthanasie"-Opfer):  Albert Aron (1871), Artur Aron (1892), David Einhorn (1932), Else Frank geb. Rosenthal (1896), Brunhilde Honi (1925), Julius Honi (1886), Renate Honi geb. Nordhäuser (1891), Johanna Jonas geb. Mange (1886), Betti Jüngster geb. Oppenheimer (1893), Frieda Kahn geb. Strauss (1897), Helene (Hella) Kahn (1914), Max Kahn (1891), Moise Latinik (1898), Rosa Kahn (1898), Susanne Kahn (1928), Jenni Katzenstein geb. Rosenthal (1877), Rebecca (Rica) Lebrecht geb. Rosenthal (1880), Brigitte Liebmann (1924), Emma Liebmann (1876), Ernst Liebmann (1894), Irma Liebmann geb. Isemberg (1896), Leopold Liebmann (1882), Julie Ida Löwenwarter geb. Salmony (1867), Rosalie Meyer geb. Siegel (1876), Ferdinand Nachmann (1877), Ida Nachmann geb. Hohenstein (1877), Adolf Neuhaus (1892), Frieda Neuhaus (1893), Ilse Neuhaus (1924), Helene (Hela) Neuhaus geb. Kahn (1914), Klara Neumann geb. Neuhaus (1890), Irma Nordhäuser geb. Neuhaus (1895), Ludwig Nordhäuser (1924), Max Nordhäuser (1882), Hermann Oppenheimer (1868), Julius Reich (1909), Berta Rosenthal (1899), Ellen Esther Rosenthal (1930), Hugo Rosenthal (1881), Johanna Rosenthal geb. Eisenthal (1875), Siegmund Rosenthal (1867), Franziska Schönberg geb. Strauss (1873), Leopold Schönberg (1877), Otto Schönberg (1907), Hilde Stern (1904), Berta Strauss geb. Kron (1883), Eugen Strauss (1908), Hedwig Strauss geb. Kahn (1894), Helmut Strauss (1912), Julius Strauss (1875), Siegfried Winkelstein (1895).     
Eine Verlegung von "Stolpersteinen" in Hadamar für die Opfer der Shoa ist geplant (Stand: Mai 2014). 
  
Aus Thalheim sind umgekommen: Paula Back geb. Hecht (1883), Moritz Blumenthal (1879), Siegmund Blumenthal (1872), Flora Billa Cahn geb. Liebmann (1895), Henriette Goldschmidt geb. Königsberger (1862), Hans Höfel (1927), Albert David Kahn (1891), Max Rosenthal (1892), Robert Rosenthal (1888), Emmy Strauss geb. Rosenthal (1894), Erna Treidel geb. Hecht (1892).      
Hinweis: es kommt in den Listen teilweise zu Verwechslungen mit Talheim (Kreis Heilbronn) und Thalheim / Neidenburg / Ostpreußen. 
   
Zu den "Euthanasie"-Verbrechen in der ehemaligen Anstalt Hadamar, der über 10.000 Menschen zum Opfer fielen, darunter auch viele jüdische Personen, siehe Website der Gedenkstätte Hadamar  
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte des Rabbinates     
       
Nennung von Rabbiner Israel ben Elieser Lipschütz (Rabbiner in Diez und Hadamar um 1749)       
Hinweise zu den genannten Personen: Elieser ben Salman Lipschütz (aus polnischer Rabbinerfamilie) starb nach 1750 als Landesrabbiner der Untergrafschaft Wied in Neuwied. Er war der Vater von Israel Lazar(us) Lipschütz (bzw. Israelit ben Elieser Lipschütz; gest. 1782 in Kleve, siehe unten). Dieser wiederum hatte mehrere Söhne, die Rabbiner wurden: Gedalja Lipschütz (geb. 1748 in Diez, wurde Rabbiner in Emden, dann in polnischen Gemeinden, starb 1826 in Chodziesen, Provinz Posen, Sohn: https://de.wikipedia.org/wiki/Israel_Lipschitz).  
Zu wichtigen Rabbiner-Persönlichkeiten aus der Lipschütz-Familie: https://www.jewishencyclopedia.com/articles/10019-lipschutz-lupschutz-lipschitz-libschitz   
Betr.: Rotterdam: von 1710 bis 1735 war Salomo ben Mordechai Lipschütz aus Lissa, nachdem er zuvor Rabbiner im Haag gewesen war, als Rabbiner in Rotterdam tätig. Ihm folgte sein Sohn Juda ben Salomon Lipschütz (genannt im Artikel), der 1754 starb https://nl.wikipedia.org/wiki/Lijst_van_opperrabbijnen_van_Rotterdam.

Artikel in "Bericht des Jüdisch-Theologischen Seminars Fraenckel'scher Stiftung" (Breslau) 1870 S. 52: "BIBEL. DIE SPRÜCHE SALOMON'S. Salomons, von Elieser Hirsch. (Zwei und 38 Blätter)
Neuwied, Johann Balthasar Haupt, 1749. 4.
Approbation von Elieser ben Salomon Salman Lipschütz, Rabbiner in Neuwied 1748, von Juda ben Salomon Lipschütz, Rabbiner in Rotterdam und von Israel ben Elieser Lipschütz, Rabbiner in Diez und Hadamar..."           

                    
Nennung von Rabbiner Israel Lazar Lüpschütz (Lipschitz; Artikel von 1847)   
Anmerkung: der genannte Sohn Salomon Lipschütz (1895-1803) http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1131&suchename=Lipsch%C3%BCtz 

Aus einem Artikel in "Der Orient" vom 21. Mai 1847: "Riga, 15. Januar (Fortsetzung). 52) Sefer Or Jisrael enthält verschiedene Rechtsgutachten (Sche'elot uTeschuwot) von Rabbi Israel Lazar Lüpschütz, ehemaligem Rabbiner zu Diez (nicht: Deutz), Runkel und Hadamar, woselbst er 22 Jahr als Rabbiner fungierte; dann Landrabbiner zu Kleve, gedruckt in der neuen, soeben errichteten Druckerei zu Kleve, im Jahre 1770, bei Baruch Elieser Lippmann Wiener, ehemaliger Druckergehilfe zu Amsterdam, unter Regierung des Friedrich Wilhelm II, König von Preußen. 4. 120 Blatt. - Dieses Werk ist korrigiert durch den Sohn des Autors Schlomo... (gemeint Rabbiner Salomon Lipschütz) und ist der Inhalt dieses Buches zwar mehrere Sche'elot uTeschuwot; jedoch spielt die bedeutendste Rolle in demselben die erste She'ela uTeschuwa über nachstehendes Faktum..."       

     
Nennung der Rabbiner Israel Lipschitz (um 1741 bis 1763 Rabbiner in Diez und Hadamar) und Chajjim ben Moses (um 1770/1780 Rabbiner in Diez und Hadamar; Bericht von 1932)   
Anmerkung: Aus dem Beitrag von Bernhard Wachstein: Das Statut der jüdischen Bevölkerung der Grafschaft Wied-Runkel (Pinkas Runkel). In: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland. 1932. Heft 2-3. S. 129-149 (als pdf-Datei eingestellt). Zu Rabbiner Israel Lipschitz/Lipschütz vgl. http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1128    

Aus einem Artikel in der "Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland" 1932 Heft 2-3: "Der zweite Rabbiner, unter diesen Vorsitz 1751-1760 die restlichen Punkte 31-40 zu Stande kamen, war Israel Lipschitz, der in dem drei Stunden von Runkel gelegenen Diez domizilierte. Seine Aufnahme in Runkel gab der Gemeinde Friedberg zu einem Protest Veranlassung, in welchem sie auf den seinerzeit mit Bann festgelegten Beschluss hinwies, der die Runkeler verpflichtet, sich an das Friedberger Rabbinat anzugliedern. Aus der Stellung von Lipschitz zu dieser Streitsache erhalten wir einige belangvolle Daten...
Israel Lipschitz, ein Gelehrter von Namen, kam um 1741 nach Diez und wirkte dort mehr als 22 Jahre. 1763 übernahm er das Landrabbinat in Kleve, wo er bis zu seinem am 3. November 1782 erfolgten Tode verblieb. In Kleve erwuchs ihm durch die bekannte Scheidungsaffäre ein Streit mit dem Frankfurter Rabbinat, der einen heftigen Charakter annahm. Lipschitz hatte die namhaften Autoritäten der Zeit auf seiner Seite6.
Einen neuen Rabbiner, Chajjim ben Moses, finden wir erst 1770 in den Protokollen. Auch dieser Rabbiner, dem wir bis 1780 begegnen, hat wie seine Vorgänger sein Hauptrabbinat in Diez. Er ist mir aus einer anderen hebräischen Quelle nicht nachweisbar, doch scheint er mit dem Rabbiner Heymann Lesser, der um diese Zeit die Beschwerden der Diez-Hadamar Judenschaft in gutem Deutsch verfasste7, identisch zu sein.
Anmerkungen: 6)  Literatur über Israel Lipschitz siehe Eisenstadt-Wiener, Daath Kedoschim, S. 118 und passim; Kaufmann-Freudenthal, Die Familie Gomperz, S. 74,319; Löwenstein in ZfhB 1902, S. 61-63, und Index Approbationum. Nr. 2134. 
7
) Kober. Zur Vorgeschichte der Judenemanzipation in Nassau. Philippson-Festschrift, S. 284. Nach Note 3 das. hat er 1762 von Israel Lipschitz die Autorisation erhalten."        
 
Im obigen Artikel werden mehrere Verordnungen zitiert, unter denen der Name von Rabbiner Israel Lipschitz steht: "Verordnungen vom 13. Schebat 511, 8. Februar 1751. ...
Der geringe Israel Lipschitz, Rabbiner in Diez und Umkreis, sowie im Lande Runkel und Hadamar (es möge unsere Stadt aufgerichtet werden, Amen).
Der geringe Meir ben Moses Mordechai seligen Andenkens aus Runkel."    

       
Über Rabbiner- und Kantorenwahlen um 1830 (Bericht von 1908)          

Artikel in "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 9. Oktober 1908:
Artikel ist noch nicht abgeschrieben. Hadamar kommt nur am Rande vor. Zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken.           
     

    
Rabbinatseinteilung 1843  

Anmerkung: 1843 gehörte Hadamar zum Rabbinat Diez mit dem Landrabbiner Dr. Wormser, bis spätestens 1853 der Rabbinatssitz für einige Jahre nach Hadamar verlegt wurde. Landrabbiner Dr
. Salomon Samuel Wormser, der auch zur Einweihung der Synagoge in Hadamar die Weiherede sprach (1852, siehe ganz unten bei Synagogengeschichte), war Sohn des Landrabbiners von Langenschwalbach, Samuel Salomon Wormser (Bericht zu seinem Tod 1858 unten). Salomon Samuel Wormser war zunächst als Religionslehrer in Schwalbach tätig, wo er noch bei seinem Vater als "Vikar" lernte, ab 1843 mit dem Titel "Bezirksrabbiner" in Diez angestellt, zuständig für Limburg, Diez und Hadamar. Er setzte sich stark für Reformen ein (daher auch Teilnehmer bei der Rabbinerkonferenz in Gießen 1855 s.u.). 1852 verlegte er den Rabbinatssitz von Diez nach Hadamar, wo er bis 1860 wohnte. Weiteres zu seiner Lebensgeschichte siehe  http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1920&suchename=Wormser.    

Diez AZJ 21081843.jpg (91180 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. August 1843: "Wiesbaden, im August (1843). Vor einigen Tagen hat unsere hohe Landesregierung die Rabbinatsbezirks-Einteilung geordnet, und die Theologen für dieselben bestimmt. Nämlich: 1) die jüdischen Gemeinden in den Amtsbezirken Wiesbaden, Rüdesheim, Eltville, Hochheim, Höchst, Königstein und Idstein sind hinsichtlich der Konfirmation, Religionsschule-Visitation und zur Hälfte auch der Kopulationen dem Dr. Höchstädter übertragen, hinsichtlich der anderen Hälfte der Kopulationen dem früheren Privatrabbinen Igstädter; 2) Diez, Limburg, Hadamar, Montabaur, Wallmerod, Selters und Hachenburg dem Dr. Wormser; 3) Weilburg, Runkel, Mennerod (gemeint: Rennerod), Harborn (gemeint Herborn) und Usingen dem Dr. Süßkind; 4) Langenschwalbach, Wehen, Nastätten, St. Goarshausen, Nassau und Braubach dem vormaligen Landrabbinen S. Wormser mit einem Substituten für die jährlichen Konfirmationen und Schulvisitationen." 

         
Bericht über das Schulwesen im Rabbinat ("Dietz jetzt Hadamar") von Rabbiner Dr. Wormser (1853)        

Aus einem Artikel in "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 21. März 1853: "Endlich können wir auch über das israelitische Schulwesen in unserem Herzogtume erfreuliche Mitteilungen machen. Die angestellten Religionslehrer bestreben sich, in praktischer wie in theoretischer Berufsbildung immer weiter zu kommen, und dem wahrhaften Fortschritte derzeit zu folgen; wozu namentlich im diesseitigen Rabbinate die seit 1845 eingeführten Jahreskonferenzen und der dazugehörige Lesezirkel (beide sind auch von Herrn Bezirksrabiner Dr. Wormser im Rabbinate Diez [jetzt Hadamar] eingeführt) unter dem Vorsitze unseres Bezirksrabbiners Herrn Dr. Hochstädter - Vieles beitragen.
Dazu bildet das von dem letztgenannten Geistlichen und erprobten Schulmanne dirigierte Seminar zur Ausbildung israelitische Religionslehrer und Vorsänger immer mehr junge Kräfte heran, welche das begonnene Werk der zeitgemäßen Reform des israelitischen Schul- und Synagogenwesens im Herzogtum durch eine systematische Vorbereitung für diesen heiligen Beruf rüstig vollenden helfen. Die Lösung dieser Aufgabe dürfte denselben in der Folge durch die Herausgabe des im vorigen Jahre angekündigten 'Handbuches für israelitische Religionsschulen', wovon 'Der praktische Lehrgang zur leichten Erlernung der biblischen Sprache' bereits unter der Presse ist, erleichtert werden; in dem hier mit Recht eine methodische Behandlung des Unterrichtsgegenstandes zu erwarten ist. "     

         
Verschiedene Berichte über das Schulwesen und anderes im Rabbinat Hadamar (1853)      
Anmerkung: 1853 wird Rabbbiner Dr. Salomon Samuel Wormser für seine Reformbemühungen in Hadamar in einem Artikel der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" (Ausgabe vom 5. September 1853) gelobt. Der Artikel gibt weitere Einblick in das damalige jüdische Gemeindeleben in den Zeiten in Hadamar.     

Artikel in "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 5. September 1853: "Von der Lahn, Mitte August (Privatmitteilung). Als ich die Berichte aus Anrath in Nr. 31-33 dieses Blattes über die diesjährige Lehrerkonferenz des Krefelder Rabbinatsbezirks las und die Klagen über saumselige Beteiligung der Lehrer, da hätte ich mir sofort den Verfasser der deutsch-jüdischen Sprichwörter aus Hamburg herbeigewünscht, hätte ihm in wenigen Zügen ein Bild der Lehrerkonferenz des Rabbinats Hadamar entworfen und ihm einen guten Kommentar geliefert zu dem Sprichworte: 'Aschkenas ist ein Staat' oder in der Übersetzung: Die Krefelder haben getan Was die Nassauer an der Lahn.
Es hier ist zwar die Gleichgültigkeit gegen die Konferenz nicht so stark, aber sie ist doch auch vorhanden, wie sich dies bei der am 18. Juli laufenden Jahres in Limburg abgehaltenen 7. Jahreskonferenz der Religionslehrer des Rabbinatsbezirks Hadamar gezeigt hat, auf welcher von zehn Mitgliedern auch nur sieben sich eingefunden hatten und unter den drei fehlenden war sogar der dem Konferenzorte am nächsten wohnende D. in K., der lieber ins Bad als zur Konferenz ging; zu ersterem hatte er Geld, zu letzterer keines. Glauben die Leser vielleicht, dass er krankheitshalber ins Bad ging? Oh nein! Das ist eine echt russische Natur, kerngesund. Er kam nicht weil - je nun, weil er nicht wollte; ein anderer, M. in M., entschuldigte sich nachträglich mit den naiven Worten: ...; auch er kam nicht, weil - je nun, weil er nicht wollte; der dritte schützte eine allgemeine Lehrerkrankheit vor und kam auch nicht, weil er sich mit seinen beiden Kollegen wahrscheinlich im gleichen Falle befand. Übrigens haben wir hierzulande Mittel, um solchen Übelwollenden zu begegnen, da nach einem im vorigen Jahre ergangenen Ministerialrekripte den Rabbinen das Recht zusteht, eine Konferenz zu berufen und in Widersetzlichkeitsfällen dieselben gleiches Recht haben, wie die christlichen Schulinspektoren, denen nach § 20 der Instruktion für die Schulinspektoren, Edikt vom 24. März 1847 (V.O.S. III.Band S. 318) eine Strafbefugnis bis zu einem Prozent des Dienstgehaltes des unfolgsamen Lehrers zusteht. Es ist freilich ein Übel, wenn solche Mittel notwendig sind, allein wenn solche Herren sie mutwillig hervorrufen, dann sollten sie auch angewandt werden. Zur Konferenz selbst übergehend, so bildeten den Hauptinhalt der Verhandlungen die vorgesehenen Konferenzarbeiten, unter denen einzelne recht gelungene waren, und wie in früheren Jahren, so zeichnete sich auch diesmal wieder die Arbeit des Geist und Kenntnis reichen Herrn Freund in Hahnstätten aus, der 'die jüdischen Gebräuche bei Sterbe- und Beerdigungsfällen' in ebenso satirischer als geistreicher Weise bearbeitete, und dessen Verbesserungsvorschläge wohl die allgemeinste Beherzigung verdienen, was auch von dem Dirigenten der Konferenz, Herrn Bezirksrabbiner Dr. Wormser in Hadamar anerkannt wurde. Auch kam ein von demselben Verfasser schon im vorigen Jahre bearbeiteter und dem Gouvernement bereits vorliegender 'Plan zur Gründung einer Pensionsanstalt für israelitische Lehrer und deren Relikten' zur Besprechung, der, wenn er ins Leben gerufen werden sollte, die größte Wohltat für alle Beteiligten wäre. Ebenso ist auf Anregen des Konferenz Dirigenten eine Statistik der Juden in Nassau schon seit einigen Monaten in Angriff genommen worden und wird wohl schon der im nächsten Jahre stattfindenden Konferenz vorgelegt werden können, bis wohin die Materialien zur Hand sein dürften, da die hervorragendsten Lehrer um ihre Mitwirkung bereits angegangen wurden. Die von Freiherrn von Reden in Klein's Volkskalender für Israeliten pro 1853 aufgestellten Grundsätze liegen auch dieser Arbeit zu Grunde und soll dieselbe, wenn die Konferenz sie dessen würdig hält, seiner Zeit diesen vielgelesenen Blättern zugehen.
Was nun die israelitischen Lehrer Nassaus betrifft, so fehlt es auch diesen nicht an einem erklecklichen Vorrat von Pia Desideria ('fromme Wünsche'), woran sowohl die Regierung als auch die Gemeinden die Schuld tragen. Auch hier ist es, wie in Rheinland und Westfalen das leidige Provisorium, das wie ein Alp auf den Lehrern lastet. Es steht zwar den Gemeinden nicht unbedingt frei, ihre Lehrer willkürlich zu entlassen, allein wenn sie auf den nervus rerum, den Geldpunkt sich stützen, dann bringen Sie mit der Zeit doch durch, und am übelsten sind die ältesten und verdientesten Lehrer daran, die, wenn sie von ihrer Stelle entlassen werden, eben darum bei keiner anderen Gemeinde Aufnahme erhalten. Schon aus diesem Grunde und weil bei solchen Aussichten auch das jüngere Geschlecht abgeschreckt wird, einen Beruf zu wählen, der Ihnen für ihr Alter nur die Aussicht auf Brotlosigkeit und bitteres Elend bietet, sollten die Rabbiner Nassaus, die durchschnittlich alle für die Hebung der Religionsschulen bemüht sind, sich angelegen          
sein lassen, den oben erwähnten Pensionierungsplan auf das Kräftigste bei der Staatsregierung zu unterstützen, indem wir gegenteiligen Falls der israelitischen Religionsschule Nassau's kein günstiges Prognostikon stellen können. Der Weg zum Gedeihen dieser Anstalten ist in Nassau recht gut angebahnt, und ich glaube, dass wenn die Herren Rabbiner einmütig wirken wollten, bei unserer Regierung Vieles erwirkt werden könnte, da sie vielleicht die einzige in Deutschland ist, die trotz aller betrübenden Beispiele von außen die den Juden seit 1849 gewährte vollständige bürgerliche und religiöse Freiheit kräftigst, selbst gegen 'Höchst-Krause' Angriffe im Innern geschützt hat.
Unser Synagogenleben bietet wie überall nichts Ganzes. So viel Rabbinate, so viele Liturgien, nirgends Einheit, nirgends Übereinstimmung; der eine Rabbiner reformiert und sichtet, der andere lässt's beim Alten und das benimmt Ihnen allen den Kredit bei ihren Gemeinden. Ich bin überzeugt, dass wenn unsere vier nassauischen Rabbiner über eine allgemeine Kultus- und Liturgieordnung im Sinne eines vernünftigen Fortschritts sich einigten - sie würden die Mehrheit der Gemeinden für sich haben und selbst die Gegner würden sich fügen. Am meisten hat hierin Dr. Wormser in Hadamar getan, in dessen Bezirk schon seit 1845 eine zeitgemäße, verbesserte Kultusform eingeführt ist und auch überall Eingang gefunden hat. So sehr dieser Mann auf seinem früheren Domizil - Diez - angefeindet war, so beliebt ist er jetzt in Hadamar, und da sein Wirken jetzt wie früher sich gleich blieb, so ist dies der beste Beweis, dass an dem früheren Missverhältnis lediglich jene Gemeinde die Schuld trug. Selbst von einem echt religiösen Sinne belebt, dabei mit umfassender talmudischer und philosophischer Gelehrsamkeit ausgerüstet, wirkt sein Auftreten, begünstigt durch eine würdevoll pastorale Persönlichkeit, überall belehrend und aufbauend und namentlich sind es die Lehrer, die ihm für seine Opferwilligkeit, für seine Hingebung zu ihrem schweren Berufe zu Dank verpflichtet sind. Seine jetzige Gemeinde - Hadamar - erkennt dies auch aber auch an. Das sind einfache aber biedere Leute, die ohne großes Aufsehen zu machen, gerne zu allem Guten die Hand bieten, mit bedeutenden Opfern sich erst vor wenigen Jahren eine sehr schöne neue Synagoge bauten und sowohl in als außen derselben einen wahrhaft religiösen Sinn an den Tag legen. Im Ganzen gibt es bei der nassauischen Juden noch viel braches Feld anzubauen, da der schon so oft gerügte Indifferentismus auch hier immer mehr Boden gewinnt, und er wird nicht abnehmen, wenn in der Synagoge alles beim Alten gelassen wird. Sehen wir daher, was uns die Zukunft bringen wird, und ist dies etwas Erhebliches, was die Leser dieser Blätter interessieren könnte, so soll es Ihnen nicht vor enthalten werden. x.y.z."    

     
Nennung von Rabbiner Dr. Salomon Wormser bei der Rabbiner-Konferenz in Gießen im Juni 1855      
Anmerkung: es handelte sich um eine Konferenz liberal gesinnter Rabbiner.     

Aus einem Artikel in "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 6. August 1855: "Bericht über die zweite Rabbiner-Konferez, abgehalten zu Gießen am 11.,12. und 13. Juni 1855.  Erste Sitzung: Montag, Mittags um 12 Uhr.
In folge der von dem Provinzialrabbinen Herrn Dr. Levi zu Gießen ergangenen Einladung haben sich am 11. Juni laufenden Jahres zur diesjährigen Konferenz folgende Rabbiner eingefunden: Dr. Adler, Kreisrabbiner zu Alzey, Dr. Aub, erster Rabbiner zu Mainz, Dr. Cahn, zweiter Rabbiner zu Mainz, Dr. Formstecher, Kreisrabbiner zu Offenbach, B. Goldmann, Landesrabbiner von Birkenfeld zu Hoppstädten, Dr. Levi, Provinzialrabbiner zu Gießen, M. Präger, Stadtrabbiner zu Mannheim, Dr. Sobernheim, Kreisrabbiner zu Bingen, Leopold Stein, Rabbiner zu Frankfurt am Main, S. Süßkind, Bezirksrabbiner zu Wiesbaden und Dr. S. Wormser, Bezirksrabbiner zu Hadamar."        

    
Zum Tod des Landrabbiners Samuel Salomon Wormser, Vater des Rabbiners in Diez/Hadamar Dr. Salomon Wormser (1858)  

Anmerkung: Zum Sohn von Landrabbiners Wormser - Dr. Salomon Samuel Wormser - s.o.. Zu Samuel Salomon Wormser vgl. http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1921&suchename=Wormser

Hadamar AZJ 03051858.JPG (291769 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Mai 1858: (abgekürzt, teilweise freier zitiert) "Vom Rhein, im April 1858. In unserer an echter Frömmigkeit und talmudischer Gelehrsamkeit so armen Zeit ist der Verlust großer Männer doppelt schmerzlich... Einen wehmütigen Nachruf verdient wohl mit Recht der leider am 30. März laufenden Jahres zu Hadamar im Herzogtum Nassau erfolgte rasche Hintritt des ehrwürdigen Landrabbiners Herrn Samuel Salomon Wormser von Langenschwalbach, welcher deshalb die ganze Gemeinde tief erschütterte und das schöne Fest (Chag, gemeint hier das Pessachfest, an dem Rabbiner Wormser starb) zur Trauer (Ewal) ihr umwandelte. Einer berühmten Rabbinerfamilie entstammend und jüngster Sohn des Oberrabbiners zu Fulda (geb. am 17. Januar 1770), entfaltete er in noch sehr jugendlichem Alter große, durch seltene Geistesgaben geförderte talmudische Gelehrsamkeit, was seine zahlreichen Diplome von Fürth, Mannheim, Bonn, Frankfurt und von anderen Orten beurkunden. Schon vom Jahre 1804 an, wo er sich nach Limburg an der Lahn verheiratete, fungierte er als Rabbiner in wichtigen Angelegenheiten; jedoch erst mit dem Jahre 1811 wurde er definitiv mit allen Ehren und Würden staatlich als Landrabbiner der Grafschaft Katzenellenboden angestellt und zwar mit dem anfänglichen Wohnsitz zu Nastätten und dann zu Langenschwalbach. Am letztgenannten Badeorte hatte der verklärte Nestor bis zu seiner auf seinen Antrag im Jahre 1848 wegen Ablebens seiner Frau erfolgte Pensionierung segensreich gewirkt. Von dieser Zeit an lebte er an den Wohnorten seines einzigen Sohnes, des zu Hadamar wohnenden Bezirksrabbiners Dr. Wormser, welcher die höchste Freude seines Mannes- und Greisenalters war. Bis zu seinem letzten Lebenstage Erew Pessach (Vortag des Pessachfestes) – an welchem er großer Schwäche wegen das Bett nicht verlassen konnte – heiter, gesund und im vollen Besitze seiner eminenten Geisteskräfte und sich fortwährend mit Tora und Gebet beschäftigend: 'sein Auge war nicht getrübt und seine Säfte nicht geschwunden' (5. Mose 34,7), blieb auch sein Aussehen jugendlich frisch und sein herrliches Auge verdunkelte sich nicht eher, als bis um Mitternacht – Leil Erew Pessach (Nacht vor dem Pessachfest) es sich auf ewig schloss! Ach, dieser Trauerfall, obgleich als eine gute Heimkehr und mit einem Kuss durch den Mund Gottes erfolgt, kam immer noch zu früh, und sehr lange noch wird diese seltene patriarchalische Erscheinung nah und fern vermisst werden. Denn nicht nur beklagen wir in dem Verklärten eine unersetzliche Zeder in dem sehr gelichteten Libanon des alten Judentums, als vielmehr einen Charakter, der heutigen Tages wohl schwerlich wieder zu finden sein dürfte. Streng orthodox übte er seine religiösen Pflichten sowie alle Tugenden und namentlich Gerechtigkeit nur im Verborgenen; er war dabei als großer Menschenkenner leutselig und liebenswürdig, schonend gegen alle Menschen, die er eben dadurch zur Gottesfurcht und Tugend hinzuleiten verstand. Das 'und viele brachte er von Sünde zurück' (Maleachi 2,6) fand im vollsten Sinne des Wortes auf diesen treuen Hirten seine Anwendung, der gleich seinem berühmte Bruder HaRaw HaGaon Raw Sekel - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - in Fulda stets in bescheidener Zurückgezogenheit gewirkt hatte. Sein überaus zahlreich besuchtes Leichenbegängnis fand am ersten Tage der Halbfeiertage, den 1. April statt, und sprach der Sohn des Verewigten tief ergreifende, von Tränen fast erstickte Worte. – ... Auf dem Friedhofe angelangt, sprach derselbe noch einiges über Verse 22 und 23 des 9. Kapitels in Jeremias, um den Lebenswandel des verklärten Frommen zur Nachahmung anzuempfehlen und schloss mit einem Gebet – auf dass Seine Seele sich freuen möge eines ewigen Glückseligkeit im Lande des ewigen Lebens. 'Aber die Verständigen werden glänzen wie der Glanz des Himmels, und die, welche viele zur Gerechtigkeit führten, wie die Sterne, immer und ewig' (Daniel 12,3). 
Ja, Dein Gedächtnis lebt in Segen 
Bei der Mit- und Nachwelt freudig fort.  
Überall tritt uns Dein Bild entgegen, 
Allen warst Du ja sein sichrer Hort."   

  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1861 / 1862 / 1864 / 1865 / 1874 / 1882 

Hadamar Israelit 12061861.jpg (27183 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juni 1861: "Die israelitische Kultusgemeinde Hadamar. Herzogtum Nassau, sucht einen Religionslehrer, welcher zugleich das Amt eines Vorbeters übernehmen muss. Hierauf Reflektierende wollen sich an den Vorstand der Gemeinde, unter Einsendung ihrer Zeugnisse, wenden."  
 
Hadamar AZJ 24061862.jpg (37145 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Juni 1862: "Die hiesige israelitische Kultusgemeinde sucht bis zum 1. September dieses Jahres einen Religionslehrer, welcher zugleich das Vorbeteramt übernehmen muss. Hierauf Reflektierende wollen sich franco an den Unterzeichneten wenden. Hadamar, im Juni 1862. Simon Wolf."  
 
Hadamar Israelit 14121864.jpg (39090 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Dezember 1864: "Die hiesige israelitische Kultusgemeinde sucht zum baldigen Eintritte einen Religionslehrer, der auch zugleich das Vorbeteramt zu übernehmen hat. Fixes Salair beträgt Gulden 350. Hierauf Reflektierende wollen sich an den Unterzeichneten wenden. 
Hadamar
, den 4. Dezember 1864. Simon Wolf, Mitglied des Vorstandes."  
 
Anzeige in "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 14. November 1865: "Die hiesige israelitische Kultusgemeinde sucht zum baldigen Eintritte einen Religionslehrer, der auch zugleich das Amt eines Vorbeters zu übernehmen hat.
Fixes Salair beträgt Gulden 400. Hierauf Reflektierende wollen sich an den Unterzeichneten wenden. 
Hadamar
in Nassau, im Oktober 1865. Simon Wolf.
"      
  
Hadamar AZJ 12051874n.jpg (48648 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Mai 1874: "Die hiesige Religionslehrer- und Vorbeterstelle wird Ende August dieses Jahres vakant. Die jährliche Besoldung beträgt 250 Taler. Da hier nur wenige Kinder zu unterrichten sind, so ist dem Bewerber Zeit geboten, durch Privatunterricht sein Einkommen zu vermehren. Hierauf Reflektierende wollen sich an den Unterzeichneten wenden. 
Hadamar
in Nassau, im April 1874. Wolf, Kultusvorsteher."   
 
Hadamar Israelit 28061882.jpg (55247 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1882: "Am 15. August dieses Jahres wird in hiesiger israelitischer Kultusgemeinde die Stelle eines Lehrers, Vorbeters und Schächters vakant, mit einem Fixum von Mark 900, wobei als Schächter ebenfalls noch auf Mark 300 gerechnet werden kann; noch weitere Nebenverdienste sind in Aussicht. Doch mögen sich nur solche melden, welche mit guten Zeugnissen und Prüfungsattesten versehen sind. Auf portofreie Anfragen erteilt Auskunft
der Kultusvorstand zu Hadamar (Provinz Nassau)."   

         
Ausschreibungen von Pensionsstellen von von Lehrer Adolf Oppenheimer (1889 / 1896)    

Anzeige in "Der Israelit" vom 4. April 1889: "Schüler, welche zu Ostern in das hiesige Gymnasium eintreten wollen, erhalten gute Pension und Nachhilfe bei
Lehrer Oppenheimer, Hadamar. "       
  
Anzeige in "Der Israelit" vom 2. März 1896: "Schüler,
welche das hiesige königliche Gymnasium besuchen wollen, finden liebevolle Aufnahme bei:
Lehrer A. Oppenheimer, Hadamar. "       

      
25-jähriges Orts-Jubiläum von Adolf Oppenheimer als Lehrer und Kantor in Hadamar (1908; in Hadamar seit 1. Dezember 1883 tätig)  

Hadamar Israelit 26111908.jpg (47071 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1908: "Hadamar, 18. November (1908). Am 1. Dezember dieses Jahres begeht der Lehrer der hiesigen Gemeinde, Herr Oppenheimer, das Jubiläum seiner 25jährigen Wirksamkeit als Lehrer und Kantor unserer Gemeinde. Die Gemeinde verdankt dem Jubilar das Aufblühen ihrer Religionsschule, sowie ihres religiösen Lebens überhaupt und hat sich Herr Oppenheimer durch sein schlichtes, freundliches Wesen und seine treue Pflichterfüllung die Wertschätzung Aller erworben."  
 
Artikel in "Frankfurter Israelitisches Familienblatt" vom 20. November 1908: "Hadamar im Westerwald. Am 6. Dezember dieses Jahres sind es 25 Jahre, dass Herr Lehrer Adolf Oppenheimer seines Amtes waltet. Die israelitische Kultusgemeinde wird den Tag festlich begehen. Dasselbe beabsichtigt der 'Verein israelitischer Lehrer im ehemaligen Herzogtum Nassau'. Herr Oppenheimer, der jederzeit ein eifriges, förderndes und unterstützendes Mitglied des Vereins gewesen, hat auch viele Jahre hindurch segensreich im Vorstand gewirkt.  U."     

  
40-jähriges Orts-Jubiläum von Lehrer Adolf Oppenheimer (1924)  

Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 17. Januar 1924: "Unser langjähriger Vertrauensmann für Hadamar in Hessen, Herr Lehrer A. Oppenheimer, konnte unter Anteilnahme der ganzen Gemeinde am 1. Dezember sein 40-jähriges Jubiläum feiern. Wir sprachen unserem treuen Mitarbeiter unsere herzlichsten Glückwünsche aus."   

              
Zum Tod von Lehrer Adolf Oppenheimer (1930)  
Anmerkung: Der Sohn von Adolf (Abraham) Oppenheimer war Dr. Max Oppenheimer, der von 1918 bis 1933 als Arzt in Friedberg tätig war. Er emigrierte später nach Palästina, wo er verstarb. Ihm wurde von einer aus Hadamar stammenden Frau Maria Mathi ein Buch gewidmet: 'Wenn nur der Sperker nicht kommt', das 1955 erschienen ist (siehe unten Literaturverzeichnis).   

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 8. Oktober 1930: "Hadamar. (Todesfall.) Nach schwerem Leiden ist der hiesige Lehrer Adolf Oppenheimer gestorben. 40 Jahre war der Verblichene der geistige Führer der Gemeinde, der er seine Arbeitskraft widmete, bis er vor etwa drei Jahren in den Ruhestand trat. Die Beliebtheit des Entschlafenen wurde aus der ungewöhnlich starken Beteiligung an der Beisetzungsfeier ersichtlich. An seiner Bahre sprachen Bezirksrabbiner Dr. Lazarus, Wiesbaden, Lehrer Hartogsohn für die Gemeinde, Dr. Löwenstein, Bad Nauheim, Oberkantor Nußbaum, Wiesbaden, im Auftrag des israelitischen nassauischen Lehrervereins, dessen Vorstandsmitglied der Verewigte viele Jahre gewesen war. Auch der katholische und evangelische Pfarrer von Hadamar gaben in tief empfunden in Worten dem Mitgefühl über den Heimgang des auch in ihren Kirchengemeinten beliebten Mannes Ausdruck. Oberkantor Nußbaum sang seinem verewigten Freunde als ergreifenden Abschiedsgruß das Gebet 'El mole Rachamim*.'"   
* vgl.  https://de.wikipedia.org/wiki/El_male_rachamim   

        
Der langjährige Vorbeter der Gemeinde Emanuel Liebmann emigriert nach Palästina (1938)       

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für die Synagogengemeinden in Preußen und Norddeutschland" vom 1. September 1938: "Aus Hadamar (Hessen Nassau). Kurz vor den kommenden Herbstfeiertagen scheidet der langjährige Vorbeter unserer Gemeinde, Herr Emanuel Liebmann, von uns, um sich im Lande der Väter eine neue Zukunft aufzubauen. Mit seiner klangvollen Stimme hat er es verstanden, den Gottesdienst zu erhebenden Stunden zu gestalten. Wir danken ihm für seine Uneigennützigkeit, mit der er sich in den Dienst der heiligen Sache gestellt hat. Möge ihm im Heiligen Lande ein neues Glück beschieden sein. "      

     
     
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Gründung des Vereines zur Unterstützung bedrängter russischer Juden (1882)   

Hadamar Israelit 22021882.jpg (65312 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Februar 1882: "Hadamar, 15. Februar 1882. Infolge Ihres Artikels in Nr. 6 des Israelit: 'Unsere Glaubensgenossen in Russland' hat sich in hiesiger Gemeinde ein Verein zur Unterstützung der bedrängten Brüder in Russland gebildet. Die Mitglieder zahlen einen wöchentlichen Beitrag (Isch kematnat Jodo, d.i.: jeglicher nach dem, was seine Hand geben kann, 5. Mose 16,17) und werden diese Gelder monatlich an eine größere Sammelstelle gesendet. Hoffentlich werden andere Gemeinden ein Gleiches tun, da nur bei vereinten Kräften, wenn Jeder sein Scherflein beiträgt, es möglich wird, den armen, schwer Heimgesuchten etwas Linderung zu verschaffen."   

    
40-jähriges Bestehen des Jüdischen Frauenvereins und Bildung einer Ortsgruppe des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten (1931) 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1931: "Hadamar, 5. Februar (1931). Anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Jüdischen Frauenvereins hatten sich die Mitglieder desselben am Samstag, 24. Januar zu einer schlichten Feier zusammengefunden. Mit Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage, sah man von einer großen Feier ab. Herr Lehrer und Kantor Karl Hartogsohn überbrachte die Glückwünsche der Gemeinde und gedachte in seiner Rede besonders der Verdienste des Vereins. Anschließend trug Frau Franziska Neuhaus in humorvollen Reimen vor. Der wohl gelungene Abend wird den Besuchern noch lange in Erinnerung bleiben."  
 
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 18. Februar 1931: "Hadamar. (Jubiläum des jüdischen Frauenvereins.) Das vierzigjährige Bestehen des Israelitischen Frauenvereins wurde von den Beteiligten durch eine schlichte Feier begangen. Lehrer und Kantor Hartogsohn überbrachte die Glückwünsche der Gemeinde und betonte das segensreiche Wirken des Vereins. Eine gemütliche Zusammenkunft folgte der offiziellen Feier. - Hier hat sich eine Ortsgruppe des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten gebildet, nachdem Dr. Walter Stern aus Mainz dazu die Anregung gab. Der Vorstand der auch die Frontkämpfer von Frickhofen und Langendernbach umfassenden Ortsgruppe besteht aus dem Herren Adolf Neuhaus, Hermann Honi, Emanuel Liebmann, Hadamar, und Rosenthal, Frickhofen".      

    
   
Spendenaufrufe   
Aufruf zu Spenden für die arme jüdische Witwe Moses Prag (1878)  

Hadamar Israelit 30011878.jpg (73587 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1878: "Aufruf
Es wohnt am hiesigen Platze die arme jüdische Frau Moses Prag Witwe mit zwei sehr kränklichen Töchtern, und ist diese bedauernswerte Familie auch im höchsten Grad verschämt arm. Eine Tochter derselben ist bereits schon mehrere Wochen durch anhaltendes Kränkeln ans Bett gefesselt, und wissen die Unterzeichneten, dass die Armut sehr tief greifend ist. 
Jede milde Gabe wird dieselbe mit Dank annehmen. 
Die Wahrheit dieser Angabe wird auf Anfragen Herr Bezirksrabbiner Dr. Wormser in Weilburg bezeugen*, auch Gaben für diese Armen in Empfang nehmen.
Hadamar, 10. Januar Jos. A. Rosenbaum. D.A. Hohenstein. 
(*Bescheinigung liegt bei uns zur Einsicht offen. Die Expedition)."

        
Hilferuf des Lehrers Adolf Oppenheimer für eine arme jüdische Familie in Sch. (1897)    
Anmerkung: es handelt sich bei der Gemeinde Sch. sicher um Schupbach, wo Adolf Oppenheimer damals u.a. den Religionsunterricht hielt.     

Anzeige in "Der Israelit" vom 19. Juli 1897: " Not! Herzliche Bitte! Not!
In unserer Nachbargemeinde Sch. wohnt eine gänzlich verarmte, aller Mittel entblößte, jüdische Familie ihn drückendster Not. Der Vater und Ernährer, ein 83-jähriger halberblindet der Kreis ist nicht mehr im Stande seinem Berufe nachzugehen und seine etwa 30 Jahre alte Tochter ist schon seit Jahren von Krankheit heimgesucht. Die kleine arme Gemeinde Schupbach bietet alles auf, vermag aber nicht die durch Krankheit und Pflege entstehenden bedeutenden Kosten aufzubringen. Ich appelliere daher im Namen der Armen an die Wohltätigkeit edler Glaubensgenossen, indem hier Gelegenheit geboten wahrhafte Wohltätigkeit zu üben.
Spenden nimmt entgegen: Adolf Oppenheimer, Lehrer, Hadamar (Nassau).
Auch die Geschäftsstelle dieses Blattes ist gerne bereit, Gaben unter Nummer 4102 anzunehmen und weiter zu befördern.   "     

          
Hilferuf des Lehrers Adolf Oppenheimer für eine in Thalheim in Not befindliche jüdische Familie (1903)    

Hadamar Israelit 05031903.jpg (76965 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1903: "Not! Hilferuf! Not!  
In dem benachbarten Orte Th. wohnt eine der ärmsten jüdischen Familien, bestehend aus drei weiblichen, erwerbsunfähigen Personen, von denen zwei über 60 resp. 70 Jahre alt sind. Diese Armen besitzen ein kleines Häuschen, ihr einziges Obdach, das dem Einsturze nahe ist, und polizeilicherseits geschlossen, beziehungsweise niedergelegt werden soll, wenn es nicht bald einer gründlichen Renovierung unterzogen wird. Es sind etwa 7-800 Mark erforderlich um die Reparatur vornehmen zu können und richte ich daher an alle edeldenkende, mitleidsvolle Glaubensgenossen die dringende Bitte, ihr Scherflein dazu beizutragen, um das einzige Obdach diesen Ärmsten der Armen erhalten zu können. Zur Annahme und Weiterbeförderung von Spenden ist der  Unterzeichnete gerne bereit und wird über den Empfang an dieser Stelle quittiert. Adolf Oppenheimer, Lehrer."

     
Hilfeaufruf für einen "armen Handelsmann" aus Hadamar (1911)      

Anzeige in "Der Israelit" vom 31. August 1911: "Hilfe tut Not!
Ein armer Handelsmann
aus Hadamar ist auf seinem Geschäftsgange schwer verunglückt. Derselbe liegt schon fünf Wochen, sodass er seine Familie nicht ernähren kann. Es kann noch Wochen dauern, bis er seinem Geschäft wieder nachkommen kann. Edeldenkende Menschen bitte ich im Namen der Familie um milde Gaben.
Gaben nimmt entgegen Julius Strauss, Viehhändler, Hadamar bei Limburg an der Lahn. "     

  
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde    

Suizid des Schriftstellers Gustav Salmony aus Hadamar (1894)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Januar 1894: "Süddeutsche Blätter berichten von zwei Selbstmorden. Der Schriftsteller Gustav Salmony aus Hadamar hat in einem hinterlassenen Briefe angegeben, er nehme sich das Leben, weil er mit seinen 'dramatischen Arbeiten nirgends landen' könne und daher auf die 'schriftstellerische Karriere verzichten' müsse. - In Würzburg hat sich der jüdische Buchhändler Goldstein im Alter von 72 Jahren erschossen. Sein Spezialgeschäft war katholische Theologie."          
  
Artikel in "Der Gemeindebote" vom 19. Januar 1894:
derselbe Text wie oben in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums".     

                      
Arthur Liebmann tritt in die Studentenverbindung Rheno-Siledia in Bonn ein (1910)      
Anmerkung: K.C. ist der Kartell-Convent der Verbindungen Deutscher Studenten Jüdischen Glaubens.   

Mitteilung in "KC-Blätter" vom 1. Januar 1910: "Rheno - Silesia - Bonn: Es traten in die Verbindung stud. Arthur Liebmann aus Hadamar ein."     

       
Arthur Aron aus Hadamar tritt der Studenten-Verbindung Licaria bei (1912)    
Anmerkung: zu K.C. wie oben. Zur Studentenverbindung Licaria München vgl. https://objekte.jmberlin.de/person/jmb-pers-365458
Zu Arthur Aron siehe Martina Hartmann-Menz: Arthur Aron aus Hadamar. Dokumentation 2017.
Eingestellt als pdf-Datei  

Mitteilung in "KC-Blätter" vom 1. März 1912: "Licaria ... In die Verbindung trat neu ein: stud.jur.et rer.pol. Arthur Aron aus Hadamar (Hessen-Nassau)."      

                           
Goldene Hochzeit von Moses Rosenthal und Frau (1915)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juli 1915: "Am Sonntag, den 4. Juli feierten die Eheleute Moses Rosenthal und Frau die Goldene Hochzeit in selten geistiger und körperlicher Frische. Aus Nah und Fern kamen Verwandte und Bekannte herbeigeeilt und überaus zahlreich waren die Gratulationen, welche telegraphisch und schriftlich einliefen. Die Feier in der Synagoge verlief sehr würdig. Herr Lehrer Oppenheimer begrüßte in schöner Ansprache das Jubelpaar und hob hervor, dass die Eheleute es verstanden haben, ihre Kinder als fromme, gute Jehudim zu erziehen. Alsdann sprach der erste Vorsteher der Gemeinde, Herr H. (Hermann) Oppenheimer, im Namen der Gemeinde und überbrachte gleichzeitig im Auftrage des königlichen Landrats dessen Glückwünsche. Im Auftrage Seiner Majestät des Kaisers überreichte er alsdann die goldene Ehejubiläums-Medaille. Hierauf sprach der Bürgermeister Dr. Decher im Auftrage der Stadt. Mit einem Schlussgesang schloss die schöne Feier."  

    
70. Geburtstag von Hermann Oppenheimer (1936)   
Anmerkung: Hermann Oppenheimer (geb. 28.7.1866 in Blessenbach, umgekommen Februar 1943 im Ghetto Theresienstadt) war der Sohn von Zaddok (Heinrich) Oppenheimer. 1892 heiratete er Hermine (Hannchen) geb. Rosenthal (geb. 1864 in Willmenrod, gestorben in Hadamar), eine Tochter von Löw Rosenthal und Betty geb. Strauss. Die beiden hatten zwei Töchter: Betty (Betti, Elisabeth, 1893 Hadamar - ermordet 1942, war verheiratet mit Sally/Sali Jüngster aus Hadamar, 1883 - ermordet 1942) und Sidonie (1895 Hadamar - ?).  

Tann Israelit 23071936.jpg (21389 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1936: "Tann, 15. Juli (1936). Herr Hermann Oppenheimer, langjähriger Kultusvorsteher der Gemeinde Hadamar (Kreis Limburg) begeht am 28. Juli seinen 70. Geburtstag. Möge es dem verdienten Jubilar vergönnt sein, noch recht lange Jahre gesund und glücklich im Kreise seiner Kinder und Enkelkinder zu leben. (Alles Gute) bis 120 Jahre."   

       
80. Geburtstag von Nathan Benjamin (1937)        
Anmerkung: es handelt sich um Nathan Benjamin, geboren 1. September 1857 in Langendernbach (nicht: Langensassbach). Nathan Benjamin lebte in Langendernbach. Er wurde am 1. September 1942 ab Frankfurt am Main in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er am 1. Oktober 1942 umgekommen ist.    

Mitteilung in "Der Schild" vom 11. September 1937: "Hadamar. Am 1. September feierte Herr Nathan Benjamin Langendernbach, seinen 80. Geburtstag. Er ist der Vater unseres Kameraden Siegfried Benjamin."      

        
70. Geburtstag von Lehrer Siegmund Rosenthal (1938)      

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für die Synagogengemeinden in Preußen und Norddeutschland" vom 1. Februar 1938: "Hadamar. Am 21. Dezember vorigen Jahres konnte Herr Siegmund Rosenthal sein 70. Lebensjahr vollenden. Seit Jahren widmet er mit warmen menschlichen Empfinden alle seine berufsfreie Zeit der Mitarbeit im Vorstand der Kultusgemeinde Hadamar und versieht auch das Amt des Toravorlesers."      

      
Über die Familie Schönberg  
Siehe Beitrag von Martina Hartmann-Menz: Franziska, Otto und Bertha Schönberg aus Hadamar. Dokumentation 07/2016. Als pdf-Datei eingestellt.   
    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen           
Anzeige der Porzellan-, Glas-, Galanterie- usw.- Handlung H. Rosenthal (1885)         

Anzeige in "Der Israelit" vom 16. März 1885: "Lehrling mit guten Schulkenntnissen gesucht.
H. Rosenthal in Hadamar in Nassau.
Porzellan-, Glas-, Galanterie-, Kurz- und Spielwaren en gros & en détail."       

          
Lehrling von Sattlermeister Max Neuhaus gesucht (1891)                

Anzeige in "Der Israelit" vom 9. März 1891: "Ein kräftiger Junge kann per 1. April bei dem Unterzeichneten in die Lehre treten. Kost und Logis gegen Vergütung im Hause. Samstags geschlossen.
Max Neuhaus, Sattler und Polsterer. Hadamar (Nassau). "        

                   
Lehrer Oppenheimer sucht für einen jungen Mann eine Stelle (1901)      

Anzeige in "Der Israelit" vom 3. Januar 1901: "Kolonialwaren Engros oder Landesprodukten.
Junger Mann, 17 Jahre alt, in allen Comptoir- und Lagerarbeiten vertraut, sucht unter bescheidenen Ansprüchen passende Stellung.
Lehrer A. Oppenheimer,
Hadamar,
Nassau. ."       

                
Anzeige der Frau von Hermann Rosenthal - Haushaltshilfe gesucht (1903)        

Anzeige in "Der Israelit" vom 9. November 1903: "Suche als Stütze im Haushalte ein tüchtiges, gebildetes
Fräulein
, das sowohl mit häuslichen als Handarbeiten vertraut ist.
Frau Hermann Rosenthal, Hadamar."      

       
Die Geschwister Prag bieten Sabbatlampen und anderes Inventar an (1904)  
Anmerkung (nach Paul Arnsberg S. 313): Über die Grenzen Nassaus hinaus bekannt war das Antiquitätengeschäft von Mina Prag und Bette Prag; die beiden Schwestern waren ledig und hatten ihr Geschäft in einem winzigen Häuschen. Bette Prag soll geistig etwas behindert gewesen sein; Mina Prag lebte 1931 noch in Hadamar, wo sie 1857 geboren wurde. Es wird berichtet, dass die Kunden von Mina Prag aus höchsten Kreisen stammten; sogar mit dem holländischen Königshaus sollen Geschäfte abgeschlossen worden sein.     

Anzeige in "Der Israelit" vom 4. Oktober 1904: " Mehrere alte, gut erhaltene Sabbatlampen Zinnplatten und Schüsseln mit Griff, (gebe auch einzeln ab) sind zu haben bei
Geschwister Prag,
Hadamar bei Limburg"     

  
   
   
Zur Geschichte der Synagoge             
   
Zunächst wurden die Gottesdienst in der Betstube eines jüdischen Privathauses abgehalten. Dieser hatte allerdings nur 29 Plätze, sodass bei der steigenden Zahl der jüdischen Einwohner eine neue Synagoge spätestens in dem 1830er-Jahren dringend geboten erschien. 1839 konnte mit dem Bau einer Synagoge begonnen werden. Die Pläne hatte ein Werkmeister namens Hilleritz ausgefertigt. Am 25. Juni 1841 wurde die Synagoge mit einem großen Fest für den ganzen Ort eingeweiht. Hierzu liegt ein Bericht in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. September 1841 vor. Interessanterweise wurde dabei ein Bericht aus einer nichtjüdischen "Allgemeinen Kirchenzeitung" übernommen:  

Hadamar AZJ 11091841a.jpg (97006 Byte)Hadamar. Die Allgemeine Kirchenzeitung enthält folgende Korrespondenz: Hadamar. Am 25. Juni dieses Jahres fand hier die feierliche Einweihung der neuen israelitischen Synagoge statt. Aus dem engen Raume des bisherigen Bethauses bewegte sich der Zug mit Musik nach dem neuen Gotteshause; voran zog mit ihrem Lehrer die Schar der festlich geschmückten israelitischen Jugend, der sich auch mehrere Kinder aus der christlichen Elementarschule angeschlossen hatten; dann folgte, unter einem blauen Traghimmel einherschreitend, der zur Einweihung berufene Rabbiner Herr Dr. S. Wormser von Schwalbach, umgeben von den Mitgliedern der Gemeinde, welche die Pergamentrollen des Gesetzes trugen, und begleitet von einem zahlreichen Gefolge seiner Glaubensgenossen aus der Stadt und vom Lande. In dem festlich mit Blumengewinden verzierten, anständig und würdevoll eingerichteten Tempel hatten sich die Behörden des herzoglichen Amtes, der Stadtvorstand, die christliche Geistlichkeit und besonders mehrere Landpfarrer, die Lehrer des Pädagogs und viele Honoratioren und Bürger der Stadt eingefunden. -
Hadamar AZJ 11091841b.jpg (111973 Byte)Nach den üblichen Gebeten und Choralgesängen hielt der Rabbine Dr. Wormser vor dem Altare über 1. Chronik 29,15.16 (nach Luthers Übersetzung 1. Chronik 30,15.16, in der Vulgata I. Paralopom. 29,15.16) die Einweihungsrede, worin er nach einer geistigen Auffassung der mosaischen Lehre über die Bestimmung des Gotteshauses und insbesondere über die echte Gottesverehrung im Geiste und in der Wahrheit sich verbreitete, eine Rede, die jeden Gebildeten ansprechen musste, weil die Wahrheiten, die sie ans Herz legte, aus dem Herzen stammen und ewig Segen stiften, indem sie das Band des Friedens um die Herzen aller Gottesverehrer schlingen. Die gediegene Rede schloss mit einem Gebete, worin Segenswünsche für unsern Herzog und das herzogliche Haus, für das Vaterland, für die Stadt Hadamar, die israelitische Gemeinde, die Vorsteher derselben und die Gründer des Gotteshauses ausgesprochen wurden . - Dem jungen Prediger, der sich auch der gelehrten Welt durch eine lateinische Abhandlung über die heiligen Schriften der Hebräer und durch eine Trauerrede auf den höchstseligen Herzog Wilhelm von Nassau bekannt gemacht hat, reichen wir freundlich die Hand und wünschen, dass er bei einer vielleicht bald zu erwartenden neuen Organisation der israelitischen Religionsverhältnisse eine seinen Talenten entsprechende Stellung erhalten möge; weil wir die Überzeugung hegen, dass er, wenn er in diesem Geiste zu lehren und zu schreiben fortfährt, nicht nur im Dienste der Synagoge für die Bildung seiner Glaubensgenossen, sondern auch im Dienste der Menschheit für das Reich der Wahrheit segensvoll wirken werde.  

Die Synagoge in Hadamar hatte 82 Männer- und 42 Frauenplätze. Äußerlich auffallend ist ihr Stil mit den stark gotisierenden Fenster- und Portalrahmungen, da der gotische Baustil bei Synagogen als der "typisch deutsche Baustil" nur selten vorkommt.
  
1892 konnte mit einem Fest für die ganze Stadt das 50-jährige Bestehen der Synagoge gefeiert werden. Bezirksrabbiner Dr. A. Lewinsky aus Weilburg hielt die Festrede.
   
50-jähriges Bestehen der Synagoge (1892)  

Hadamar Israelit 04071892.jpg (123931 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juli 1892: "Hadamar. In unserer Zeit, in welcher die Wogen des Antisemitismus so hoch gehen, ist es besonders erfreulich von einem Akt wahrer Toleranz und Humanität berichten zu können. – Der erste Tag des heiligen Schabuotfestes war für die hiesige israelitische Gemeinde ein besonderer Freudentag, galt es doch an demselben das 50jährige Bestehen unseres Gotteshauses zu feiern. Bereits am Morgen hatten die Bürger unserer Stadt ohne Unterschied der Konfession den Straßen ein Festgewand angelegt, als sichtbares Zeichen, dass der Klassen- und Rassenhass, der auch in unserer Provinz sich geltend macht, in ihrer Mitte keinen Boden gefunden. Die öffentlichen Gebäude, wie das Rathaus, Kloster, Konvikt u.a.m. sowie eine überaus große Anzahl von Privathäusern prangten im Flaggenschmuck. Um 10 Uhr begann in der herrlich geschmückten Synagoge der Festgottesdienst. Herr Bezirksrabbiner Dr. Lewinsky aus Weilburg hielt die Festrede, in welcher er es verstand, durch seinen wohl durchdachten, formvollendeten Vortrag die gesamte Zuhörerschaft zu fesseln. Die Rede wird auf allgemeinen Wunsch dem Drucke übergeben werden.  
Zu dem Festgottesdienst waren die Räte der Stadt, an deren Spitze der Bürgermeister Mathi, die Geistlichkeit und noch viele andere achtbare Mitbürger erschienen. Es nahm daher Herr Rabbiner Dr. Lewinsky in seiner Rede Veranlassung mit herzlichen Dankesworten für den bekundeten Akt der Toleranz den innigen Wunsch auszusprechen, dass, wie bisher, auch fürderhin, der friedlich, humane Geist in Hadamars Mauern weilen möge! Vorbeter und Chor trugen die Festgesänge meisterhaft vor."   
 
Publikation der Rede von Rabbiner Dr. A. Lewinsky (1892)   
Anzeige in "Der Israelit" vom 3. November 1892: "Lewinsky, A., Rede gehalten beim Festgottesdienst anlässlich des Geburtstages König Willhelm II. Mark -.30. Derselbe: Rede gehalten beim Festgottesdienst anlässlich der Feier des 50jährigen Synagogenjubiläums zu Hadamar Mark .-40."    

Beim Novemberpogrom 1938 wurde in den Morgenstunden des 10. November durch einen SS-Trupp aus Limburg (SS-Sturm 7/78: Teil des SS-Sturmbannes II/78 in Limburg) in der Synagoge Feuer gelegt. Nachbarn konnten den Brand jedoch löschen. Die Inneneinrichtung wurde im Verlauf des Tages unter anderem durch Schulkinder geschändet und verwüstet. 
 
Nach 1945: 1953 wurde das Synagogengebäude, das sich schon damals in einem schlechten baulichen Zustand befand, von der JRSO, einer Treuhandgesellschaft für jüdisches Vermögen, als Atelier an den Scherenschnittkünstler Ernst Moritz Engert verkauft (1892-1986, siehe Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Moritz_Engert), der es jedoch mit zunehmendem Alter nicht mehr unterhalten konnte. Nachdem das Haus bereits gravierende Schäden aufwies, gelang es der Stadt im Jahr 1980, die ehemalige Synagoge zu kaufen und nach historischem Vorbild zu restaurieren. Am 6. September 1982 wurde sie als Gedenk- und Erinnerungsstätte eröffnet und wird seitdem für Gedenkfeiern, Ausstellungen und Vortragsveranstaltungen genutzt (Kontakt siehe unten bei "Hinweise". Eine mit Hilfe des Hessischen Hauptstaatsarchivs erarbeitete Dokumentation informiert über die Geschichte der jüdischen Gemeinde Hadamar). Eine erneute Sanierung ist 2020 notwendig (vgl. Presseartikel unten).   
   
   
Adresse/Standort der SynagogeEhemalige Synagoge Hadamar, Nonnengasse 6, 65589 Hadamar (gegenüber dem St.-Anna-Krankenhaus)     
   
   
Hinweise: 

bulletFührungen (auch im Zusammenhang mit Stadtführungen) durch die Synagoge können über die Stadtverwaltung beziehungsweise das Fremdenverkehrsamt vereinbart werden. 
bulletKurzinformationen zu Bau und Einrichtung der Synagoge sind kostenlos erhältlich. 
bulletDer Eintritt ist frei. 
bulletÖffnungszeiten nach Vereinbarung. 
bulletInformationen/Kontakt über den Träger: Magistrat der Stadt Hadamar, Rathaus, Untermarkt 1, 65589 Hadamar, Telefon: 06433/89112, Fax: 06433/89155, E-MailAnsprechpartner: Jürgen Lanio (Hauptamt); Stadtführungen (mit Synagoge) über das Fremdenverkehrsamt der Stadt, Telefon 06433/89157 (um rechtzeitige Anfrage wird gebeten).  

  
  
Fotos  
  

Das Gebäude der ehemaligen Synagoge im Frühjahr 2006     

  
Hadamar Synagoge 130.jpg (73929 Byte) Hadamar Synagoge 131.jpg (69867 Byte) Hadamar Synagoge 133.jpg (63810 Byte)
Blick auf das Synagogengebäude von der vorbeiführenden Nonnengasse 
    
    Hadamar Synagoge 132.jpg (64250 Byte)    
   Hinweistafeln   
        

Das Gebäude der ehemaligen Synagoge im Sommer 2009 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 23.08.2009)  

  
Hadamar Synagoge 170.jpg (78087 Byte) Hadamar Synagoge 171.jpg (73106 Byte) Hadamar Synagoge 179.jpg (83162 Byte)
Blick auf das Synagogengebäude von der vorbeiführenden Nonnengasse
     
Hadamar Synagoge 173.jpg (65561 Byte) Hadamar Synagoge 177.jpg (75831 Byte) Hadamar Synagoge 172.jpg (52759 Byte)
Hinweistafel  Westliche Seite; die Fenster gehörten
 zum Gemeindeversammlungsraum 
Fenster auf der Ostseite, ehemals 
über dem Toraschrein 
  
        
Hadamar Synagoge 178.jpg (60010 Byte) Hadamar Synagoge 175.jpg (56419 Byte) Hadamar Synagoge 176.jpg (56990 Byte)
Nördliche Traufseite mit 
drei Spitzbogenfenstern  
Eingangstür mit Spitzbogenfenster 
 
     
     
Das Steinpostament vor dem Synagogengebäude: ein Kulturdenkmal an einem ungewöhnlichen Ort 

Bei dem verzierten Steinpostament mit Vase vor dem Synagogengebäude handelt es sich nicht um einen Gegenstand mit Bezug zur Synagogen- oder jüdischen Geschichte. Es ist ein Grabstein des Seekapitäns Heinrich Reichmann von 1828. Vgl. https://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/51133/  Nach Mitteilung von Martina Hartmann-Menz (siehe Beitrag unten in der Literatur) befand sich der Grabstein zunächst auf dem alten Friedhof Hadamar bei der Liebfrauenkirche und wurde (in der NS-Zeit nach 1938) vor der Hadamarer Synagoge platziert, als geplant war, im Synagogengebäude ein Heimatmuseum einzurichten. Seekapitän Heinrich Reichmann, der in Hadamar lebte, war Bannherr des bis 1815 bestehenden Nassauischen Landsturms und hatte das Monopol auf das Lumpensammeln inne. 1823/24 war er Mitglied der Ortsarmenkommission (nach dem Adressbuch des Herzogtums Nassau). Der auf dem Grabstein befindliche Stern ist - als Verweis auf den Seekapitän - ein Polarstern und ist nicht als "Davidstern" zu deuten. 
Foto ganz links: Hahn, die drei anderen Fotos: Martina Hartmann-Menz. 

Hadamar Synagoge 174.jpg (155590 Byte)  

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

November/Dezember 2010: Ausstellung in der Synagoge "Damals - Dort"      
Artikel in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 13. November 2010 (Artikel): "'Damals – Dort': Ausstellung in Synagoge
Hadamar.
Am Gedenktag zur Reichspogromnacht eröffnete in der ehemaligen Synagoge in Hadamar die Ausstellung 'Damals – Dort'. Gezeigt werden Objekte des Holocaustüberlebenden Dr. Martin Kieselstein, der gemeinsam mit seiner Schwiegertochter und seiner Enkelin Maja (Foto) zur Eröffnung aus Israel anreiste. Die Gedenkstätte Hadamar hat die Ausstellung, die noch bis zum 5. Dezember geöffnet ist, in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Limburg und dem Verein zur Förderung der Gedenkstätte Hadamar organisiert..."    
   
Januar 2011: Gedenkfeier zum Holocaust-Gedenktag     
Artikel von König (koe) in der "Nassauischen Neuen Presse" vom 28. Januar 2011 (Artikel): 
"Gedenken an die Opfer. Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit hatte in die Synagoge geladen
Allein aus Hadamar wurden 50 Juden ermordet: Anlässlich des Holocaust-Gedenktages hatte die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zu einer Gedenkfeier eingeladen. 
Hadamar. 
  Erfolglos kämpften zwei tragbare Heizgeräte gegen die eisige Kälte in der kleinen Synagoge an. Die zahlreichen Gäste, die zur Gedenkfeier erschienen waren, ließen ihre Mäntel an und saßen dick eingemummt in der ehemaligen Gebetsstätte. Aus Respekt vor der Tradition des Ortes setzten mehrere männliche Besucher aber eine Kippa, die traditionelle jüdische Kopfbedeckung, auf. Die Stimmung ist andächtig und ruhig, aber trotz der Temperaturen keineswegs kühl..."      
  
Mai 2014: Die Verlegung von "Stolpersteinen" ist auch in Hadamar geplant  
Artikel in der "Nassauischen Neuen Presse" vom 6. Mai 2014: "Stolpersteine in Hadamar Steine gegen das Vergessen
Die Aktion 'Stolpersteine' setzt nun auch in Hadamar Denkmäler: Am Donnerstag, 22. Mai, laden Bürger aus der Fürstenstadt um 19 Uhr in die Gedenkstätte Hadamar ein, um über die Verlegung der Steine zu sprechen.
Hadamar. Vertreterinnen und Vertreter der beiden Kirchen und der Gedenkstätte Hadamar unterstützen das Projekt, das an die Opfer des Nationalsozialismus vor Ort erinnern soll..."  
Link zum Artikel   
Weiterer Artikel in der "Naussauischen Neuen Presse" vom 27. Mai 2014: "Stolpersteine auch für Hadamar?"  
Link zum Artikel   
Weiterer Artikel in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 1. Juli 2014: "Stolpersteine sollen an Nazi-Opfer erinnern
Link zum Artikel     
 
November 2014: Stadtrundgang zum Gedenken an die Pogromnacht 1938   
Artikel von Christof Hüls in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 7. November 2014: "Reichspogromnacht Im Spiegel der dunklen Zeitgeschichte
Fast einhundert Menschen nahmen am Mittwochabend am Stadtrundgang im Gedenken an die Reichspogromnacht teil. Die Hadamarer setzten damit ein Zeichen, dass sie nicht vergessen wollen, was am 9. November 1938 auch in der Fürstenstadt passierte...
Link zum Artikel   
 
Februar 2015: Fotos und weitere Dokumente gesucht   
Aufruf in der "Nassauischen Neuen Presse" vom 26. Februar 2015: "Gedenkstätte sucht historische Fotos und Postkarten
Hadamar. Die Gedenkstätte Hadamar und die AG „Stolpersteine“ in Hadamar suchen historische Fotos und Postkarten aus der Zeit vom 19. Jahrhundert bis Anfang der 1950er Jahre. Im Rahmen der AG „Stolpersteine“ werden zusätzliche Materialien für die Verlegung der Stolpersteine im Herbst gesucht. Dabei geht es insbesondere um Fotos und möglicherweise Dokumente zu den jüdischen Mitbürgern, die in Hadamar lebten. Die Gedenkstätte Hadamar interessiert sich besonders für Fotos und Postkarten, auf denen die Gebäude der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt bzw. des Klosters zu sehen sind. Gern werden auch Fotos und weitere Dokumente zu den ehemaligen Angestellten oder Patienten entgegengenommen.
Die Initiatoren bitten um eine leihweise Überlassung; falls gewünscht, übernimmt die Gedenkstätte Hadamar die Fotos auch gern in ihrem Bestand und garantiert damit eine fachgerechte Aufbewahrung und Zugänglichkeit.
Kontakt: Philipp Erk, Telefon: 0 64 33/91 71 72, E-Mail".     
 
Dezember 2017: Erinnerung an die Synagoge in Hadamar 
Artikel von Michael Skoruppa in hagalil.com: http://www.hagalil.com/2017/12/die-synagoge-von-hadamar/    
 
März 2020: Eine erneute Sanierung der Synagoge ist notwendig 
Artikel von Kerstin Kaminsky in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 6. März 2020: "Hadamar. Ehemalige Synagoge in Hadamar braucht dringend Pflege
Der Stadtführer möchte mit der Synagoge die Erinnerung an die jüdische Gemeinde gerne wachhalten. Die Stadt verspricht ein Konzept.
Hadamar -
Am einstigen spirituellen Zentrum der jüdische Bevölkerung von Hadamar nagt der Zahn der Zeit. Seit der Grundsanierung von 1980 unter Bürgermeister Hermann Bellinger ist hier wenig geschehen. 'In meinen Augen hat die Stadt die Synagoge vergessen', beklagt Stadtführer Harald Zumpe. Er findet es wichtig, dass dieses erhaltenswerte Denkmal gepflegt und mit neuem Leben erfüllt wird. Das ehemalige jüdische Bethaus in der Hadamarer Nonnengasse hat als eine der wenigen hessischen Synagogen die Reichspogromnacht überdauert. Zwar wurde dort in den frühen Morgenstunden des 10. November 1938 ein Brand gelegt, doch als ein Nachbar aus der Nonnengasse um 6 Uhr zum Bahnhof gehen wollte, um zur Arbeit zu fahren, entdeckte er den Feuerschein und schlug Alarm. Schnell fanden sich weitere Nachbarn ein und gemeinsam betraten die Männer die aufgebrochene Synagoge. Zum Glück fanden sie nur einiges Gerät sowie Papiere, Gewänder, Tücher und Wimpel auf einem Haufen brennend vor, der schnell gelöscht war. Sicherheitshalber rückte auch noch die Feuerwehr an, hatte aber nicht viel zu tun.
Synagoge in Hadamar: Lehrer wütete mit seinen Schülern. Deutlich größeren Schaden als die SS-Männer bei ihrer nächtlichen Feuer-Aktion richteten am Vormittag des 10. November 1938 junge Einheimische an. Nach dem Bericht von Zeitzeugen sei am Vormittag ein Volksschullehrer mit den älteren Schülern in die Synagoge eingerückt. Der Lehrer soll die Schüler aufgefordert haben, die Ausstattung des Gotteshauses zu demolieren. Nach Schulschluss seien auch noch Gymnasiasten hinzugekommen. Sie trieben die Verwüstung weiter voran, indem sie das Mobiliar von der Empore hinabwarfen.
Synagoge in Hadamar: Atelier des Künstlers Ernst Moritz Engert. Nach dem Krieg gab es in Hadamar keine Juden mehr. Die Synagoge ging in den Besitz der JRSO, einer Treuhandgesellschaft für jüdisches Vermögen, über. Der Hadamarer Künstler Ernst Moritz Engert erwarb im Jahr 1953 das inzwischen ziemlich heruntergekommene Gebäude von der JRSO und richtete dort sein Atelier ein. 1980 kaufte und sanierte die Stadt Hadamar die ehemalige Synagoge. 'Das ist ja nun schon Jahrzehnte her. Seit damals ist dort nicht viel geschehen', beklagt Stadtführer Harald Zumpe. Statt das Denkmal dem weiteren Verfall preiszugeben, wünscht er sich eine Renovierung und die regelmäßige Nutzung, zum Beispiel für Lesungen. 'Wir wollen ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen und die Erinnerung an das Leben und die Kultur der jüdischen Gemeinde von Hadamar wachhalten', beschreibt er seine Intention.
Synagoge in Hadamar: Heizung fehlt. Neben einer Renovierung der Außenfassaden sei auch an den Fenstern der ehemaligen Synagoge einiges zu tun. Außerdem fehlt in dem Gebäude eine Heizung. Bislang wurden zwei mobile Öfen betrieben, wenn beispielsweise am Tag des offenen Denkmals Gäste erwartet wurden. Die Nutzung dieser Heizgeräte ist aber inzwischen feuerpolizeilich nicht mehr gestattet. 'Nachdem das Abbild der 'grauen Busse' in unserer Stadtmitte aufgestellt war und auch die Gedenkstätte erweitert und aufgewertet wird, sollte auch der ehemaligen Synagoge wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden', so Zumpe. Durch das Engagement einiger Bürger sei es in letzter Zeit gelungen, immer mehr Menschen aus anderen Städten für das Leben und die Sitten und Gebräuche der Hadamarer Juden zu interessieren. Zumpe geht von steigenden Besucherzahlen aus. 'Toll wäre zudem, wenn wir Schulgruppen in die Synagoge holen können', sagt er.
Stadt will sich in diesem Jahr um die Synagoge in Hadamar kümmern. Ende November vergangenen Jahres hatte Harald Zumpe bei der Stadt Hadamar die Renovierung der ehemaligen Synagoge beantragt und auch schon einen Kostenvoranschlag für die Arbeiten an der Außenfassade vorgelegt. Ihm wurde schriftlich zugesichert, dass im Jahresverlauf ein Konzept für die Sanierung und spätere Nutzung erarbeitet wird, dass schließlich den politischen Gremien zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt werden soll."
Link zum Artikel  
 

     
     
Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Stadt Hadamar mit Seite zur Synagoge, weitere Seite  
bulletSeite der Denkmalpflege Hessen zur Synagoge Hadamar: https://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/51133/   
bulletGedenkstätte Hadamar 
bulletInformationsseite der Landeszentrale für politische Bildung in Hessen über die Synagoge Hadamar  
bulletSeite auf der Website der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Limburg "Auf den Spuren Hadamarer Juden"   
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Hadamar 

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. S. 310-313.
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 81.
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 93-94.
bulletdies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? Teil II. 1994. S. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 130-134.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 422-424.
bulletHadamar Mathi Lit.jpg (69111 Byte)Maria Mathi: Wenn nur der Sperber nicht kommt! Hadamar 1955.   
Das Buch erschien nach 1955 in zahlreichen Neuauflagen (u.a. Siebenstern Taschenbuch 1965( und Übersetzungen in verschiedenen Sprachen. 

Es handelt sich um einen Roman über das Leben der jüdischen Hadamarer vom Ersten Weltkrieg bis zur Deportation. Überaus einfühlsam beschrieb Maria Mathi (1889-1961) darin das Zusammenleben der Religionen bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung.
Das Buch wird heute von der Kulturvereinigung Hadamar e.V. herausgegeben. Es ist in der Gedenkstätte erhältlich. 
Vgl. zur Autorin den Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Mathi. Dazu dort genannte Beiträge von Martina Hartmann-Menz über Maria Mathi.    
bulletPeter Paul Schweitzer: Das Schicksal der Hadamarer Juden. Die israelitische Gemeinde Hadamar und ihre Synagoge. Hrsg.: Magistrat der Stadt Hadamar. 2. Aufl. Hadamar 1989. 
bulletders.: Juden im nassauischen Hadamar. Augstieg und Untergang. CD-Rom. Hrsg.: Magistrat der Stadt Hadamar 2006. 
Enthält die Geschichte der Hadamarer Juden, viele Originaltexte, detaillierte Darstellungen der jüdischen Einwohner mit Lebensdaten, -läufen und Stammbäumen.  
bulletMonica Kingreen: Jüdische Kranke als Patienten der Landesheilanstalt Hadamar (1909-1940) und als Opfer der Mordanstalt Hadamar (1941-1945), in: Uta George, Georg Lilienthal, Volker Roelcke, Peter Sandner, Christina Vanja (Hg.): Hadamar - Heilstätte-Tötungsanstalt-Therapiezentrum, Marburg 2006, S. 189-215. 
bulletEgelsbach usw Lit 020.jpg (149631 Byte)Andrea von Treuenfeld: In Deutschland eine Jüdin, eine Jeckete in Israel. Geflohene Frauen erzählen ihr Leben. Gütersloher Verlagshaus 2011.  
In diesem Buch findet sich S. S. 86-93 die Lebensgeschichte von Herta Proter, geboren als Herta Liebmann am 30. Mai 1912 in Hadamar (Vorfahren aus Ellar), lebte später in Qiryat Motzkin (Israel). 
bulletMartina Hartmann-Menz: Franziska, Otto und Bertha Schönberg aus Hadamar. Dokumentation 2017. Eingestellt als pdf-Datei (Beitrag wurde als Grundlage erstellt für die in 2017 zu verlegenden "Stolpersteine" für die drei Mitglieder der Familie Schönberg)    
bulletdies.: Die Kaufmannsfamilie Rosenthal aus Hadamar. Dokumentation 2017. Eingestellt als pdf-Datei (Beitrag wurde als Grundlage erstellt für die in 2017 zu verlegenden "Stolpersteine" für vier Mitglieder der Familie Rosenthal; Siegmund Rosenthal war Kultusvorsteher der jüdischen Gemeinde Hadamar).
bulletdies.: Familie Klein aus Frankfurt. Dokumentation 2017. Eingestellt als pdf-Datei (die Tochter Selma Klein war in der Landesheil- und Pflegeanstalt Hadamar untergebracht. Für sie ist in den Akten belegt, dass sie die Hadamarer Synagoge besuchte. Selma Klein war in den 1930er-Jahren als Hausmädchen bei einer jüdischen Familie in Hadamar tätig. Mit Blick auf die sozialen Verhältnisse der Hadamarer Familien jüdischer Herkunft ist mit höchster Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass sie bei Familie Rosenthal arbeitete. Selma Klein war zwar jüdischer Herkunft, die Systematik der Verfolgung jedoch ist die der Verfolgung sogenannter "Asozialer").  
bulletdies.: Arthur Aron aus Hadamar. Dokumentation 2017. Eingestellt als pdf-Datei.     
bulletdies.: Neumarkt Nummer 8 in Hadamar. Ein Haus und seine Bewohner in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Spiegel der Devisen- und Entschädigungsakten. Dokumentation 2020. Eingestellt als pdf-Datei.    
bulletdies.: Erinnerung am "falschen Ort?". Der Grabstein des Seekapitäns Reichmann vor der Synagogen in Hadamar. 2022. Eingestellt als pdf-Datei.    

     
       


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Hadamar  Hesse-Nassau. Established in the 17th century, the Jewish community built a synagogue in 1841 and numbered 100 (5 % of the total) in 1842. Salomon Wormser, the district rabbi (1852-1860), tried to promote Reform Judaism but met with strong opposition. Numbering 80 (3 %) in 1925, the community also had members in Hausen and Langendernbach. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue's interior was destroyed. Of the 68 Jews who lived there in 1933, 29 left (17 emigrating), four committed suicide, and 27 were deported (1942). 
The psychiatric hospital in Hadamar war turned into a Nazi "euthanasia" center housing a gas chamber and crematoria which was used in Januar-August 1941 to eliminate 10.000 mentally ill, retarded, or incurable people - some of them Jews, including the children of misc marriages.  
      
        

                   
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Stand: 30. Juni 2020