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im Elsass"
Ensisheim (Dep.
Haut-Rhin / Alsace / Oberelsass)
Jüdische Geschichte / Histoire des Juifs
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Ensisheim - seit Ende des 13. Jahrhunderts der Hauptort der elsässischen
Besitzungen des Hauses Habsburg und Sitz des Landvogts - bekam für die
jüdische Geschichte Berühmtheit dadurch, dass in der dortigen Festung nach 1286
R. Meir Ben Baruch von Rothenburg (MaHaRaM)
längere Zeit von Rudolf von Habsburg gefangengehalten wurde. Meir von
Rothenburg hatte versucht, ins Heilige Land auszuwandern und hierzu auch die im
Reich lebenden Juden aufgefordert, wurde jedoch 1286 im Lombardischen Gebirge
verhaftet. Meir von Rothenburg war einer der bedeutendsten
Talmudgelehrten seiner Zeit (geb. um 1220 in Worms, lebte und wirkte von etwa 1250 bis 1286 in der Synagoge und in der
Talmudschule in Rothenburg). Er starb 1293
in Ensisheim und wurde 1307 auf dem jüdischen Friedhof
in Worms begraben.
Vgl. Wikipedia-Artikel
zu R. Meir Baruch von Rothenburg.
Im Mittelalter lebten jüdische Familien in der Stadt. Ob es zur
Gründung einer Gemeinde kam, ist nicht bekannt. 1291 werden (abgesehen
von R. Meir von Rothenburg) erstmals Juden in der Stadt genannt, bei denen die
Abtei Murbach verschuldet war. 1331 wird Jud Hegeman von Ensisheim
genannt, bei dem verschiedene Herrschaften verschuldet waren. 1338
wurden unter der "Armleder-Verfolgung" auch in Ensisheim Juden
ermordet. 1341 und 1347 ließen Jakob und Menchin von Ensisheim Darlehensgeschäfte
in die Gerichtsbücher von Frankfurt eintragen. Bei der Judenverfolgung in
der Pestzeit wurden die Juden der Stadt durch den Landvogt zunächst zu
ihrer Sicherheit gefangengesetzt. Der Landvogt holte zunächst bei Herzog
Albrecht von Österreich Instruktion ein. Die Einwohner der Stadt waren
aufgebracht darüber, dass der Landvogt die Juden nicht kurzerhand dem Tode
überantwortete, und hätten die Burg belagert, wenn der Herzog nicht
nachgegeben hätte.
Nach den Verfolgungen in der Pestzeit werden erst 1371 wieder Juden in
der Stadt genannt. Zwischen 1450 und 1510 werden mindestens 16 jüdische
Personen namentlich in Ensisheim erwähnt, darunter drei Frauen. Als die
Schweizer im Winter 1476/77 durch das Elsass zogen, ermordeten sie auch
in Ensisheim die Juden. 1499 wurde ein Jude von Ensisheim in Wettolsheim
genannt. 1504 waren zwei Ensisheimer Juden in eine
Ritualmordbeschuldigung verwickelt.
1574 wurden die Juden aus der Stadt vertrieben.
1689 wurden einige Juden für kurze Zeit gegen die Zahlung hoher
"Schutzgelder" in der Stadt
aufgenommen.
Erst im 19. Jahrhundert (seit 1824) konnten jüdische Personen /
Familien wieder in der Stadt zuziehen: aus den Jahren 1784 und 1807 liegen
noch keine Zahlen vor.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der
jüdischen Einwohner wie folgte: 1846 73 jüdische Einwohner, 1861 28, 1900
23, 1910 28.
Ob es im 19. Jahrhunderts zeitweise einen Betraum in der Stadt gab, ist
nicht bekannt. Vermutlich wurden in Privathäusern Gottesdienste abgehalten (s.u.).
1936 lebten noch 36 jüdische Personen in der Stadt. Diejenigen von
ihnen, die in den folgenden Jahren nicht die Stadt verließen, wurden unter der
deutschen Besatzung 1940 nach Südfrankreich deportiert.
Von den in Ensisheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emma Blum geb.
Ledermann (1894), Leon Blum (1884), Marcel Blum (1924), Leon Hecker (1905),
Auguste Levy (1881), Georgette Levy geb. Rueff (1886), Germain Levy (1894),
Ninon Levy (1931), Robert Levy (1928), Sylvain Levy (1884), Adeline Weill
(1866).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Der Krieg bedroht auch viele Orte mit jüdischen
Gemeinden im Oberelsass (1914)
Anmerkung: die angegebene Zahl der jüdischen Gemeindeglieder bezieht sich
auf ca. 1890.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 18. September 1914: "Hagenau, 10. September (1914).
Die schweren Kämpfe im Oberelsaß, die in letzter Zeit zwischen den
Franzosen und Deutschen ausgefochten wurden, erinnern uns daran, dass die
dortige Gegend ziemlich stark von Juden bewohnt ist, die jetzt nicht nur
zum großen Teil gezwungen waren, Heim und Herd zu verlassen, sondern
neben der schweren seelischen Not auch viel durch die Zerstörung von Hab
und Gut zu dulden haben. Es wohnen in dem vielgenannten Altkirch
289 jüdische Seelen, Hirsingen 74, Dammerkirch (Dannemarie)
15, Hagenbach 26, Bergheim
110, Grussenheim 314, Neubreisach
102, Blotzheim 62, Bollweiler
120, Ensisheim 27, Regisheim
154, Dürmenach 205, Hegenheim
169, Hüningen 50, Kolmar
1105, Dornach 202, Mülhausen
2271, Niederhagental 145, Niedersept
124, Pfastatt 73, Markirch
147, Rappoltsweiler 134, Habsheim
73, Rixheim 69, Sennheim
151, Wattweiler (Wattwiller) 37, St.
Ludwig 60, Kembs 50, Sierenz
113, Uffheim 120, Gebweiler
305, Sulz 182, Thann
163, Winzenheim 421 Juden. Die
meisten Familien, besonders in der Mülhauser Gegend, haben sich flüchten
müssen, viele davon haben sich während dieser schweren Zeit in der
Schweiz niedergelassen.". |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zu den Hohen Feiertagen in
Regisheim übernimmt Meier Blum aus
Ensisheim die Dienste als Vorbeter und Schofarbläser (1913)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 14. November 1913: "Regisheim
(Oberelsass). Einst hatte unsere heute kleine Gemeinde bessere Tage gesehen.
Unsere schön, große Synagoge mit daneben stehenden Gemeindehaus sind stumme
Zeugen früherer Größe. Heute fällt es uns schon schwer, einen Hilfsvorbeter
für die hohen Feiertage zu bekommen, so klein ist unsere Gemeinde geworden.
Wir sind daher Herrn Meier Blum aus Ensisheim sehr dankbar,
dass er an den Festtagen zu uns herübergekommen ist um den Dienst des Bal
Tephilo (Vorbeter) und Bal Tekeoh (Schofarbläser) zu übernehmen. Da in
Ensisheim an den hohen Feiertagen kein Gottesdienst stattfindet, freuen
wir uns, an Herrn Meier Blum einen tüchtigen Bal Tephiloh für lange Jahre,
so Gott will, gefunden zu haben. Wir müssen Herrn Meier Blum doppelt danken,
da er für die uns geleisteten Dienste jede Vergütung abgelehnt hat." |
Zur Geschichte der Synagoge
Anfang des 16.
Jahrhunderts wird eine "Judenschule" in Ensisheim genannt. Nähere Angaben
liegen nicht vor.
Im 19./20. Jahrhundert fanden in privaten Räumen unregelmäßig Gottesdienste
statt. Nach dem Bericht oben von 1913 gab es allerdings damals an den hohen
Feiertagen keinen Gottesdienst in Ensisheim, sodass der in Ensisheim wohnhafte
Meier Blum ehrenamtlich die Gottesdienste in
Regisheim abhalten konnte.
Adresse/Standort der Synagoge: unbekannt
Fotos
Fotos oder
Abbildungen zur jüdischen Geschichte in Ensisheim liegen nicht vor. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 211-213; III,1 S. 305-306.
|
| E. Scheid: Histoire des Juifs d'Alsace. 1887. S.
87.107.118.135. |
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 51. 159.
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