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im Elsass"
Ribeauvillé / Rappoltsweiler (Dep. Haut-Rhin
/ Alsace / Oberelsass)
Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Rappoltsweiler sind im Mittelalter
seit Beginn des 14. Jahrhunderts
Juden nachzuweisen. 1311 bestand bereits eine Gemeinde mit Synagoge. Die Juden
in der Unterstadt waren 1338 von der Armlederverfolgung betroffen. In der
Verfolgung während der Pestzeit 1348/49 wurde zu Gemeinde zerstört. Um 1375
oder nicht lange danach ließen sich wieder Juden in der Stadt nieder, die
insbesondere vom
Geldhandel lebten. Sie wohnten in der "Judengasse" nahe dem Strohmarkt,
die jedoch auch von Christen bewohnt war.
Vom Ende des 15. bis Ende des 16.
Jahrhunderts lassen sich in Rappoltsweiler keine Juden nachweisen.
Eine neue
Gemeinde entstand wieder seit der Mitte des 17. Jahrhunderts. um 1660
waren vier jüdische Familien am Ort, 1697 bereits 13 Familien. Im Laufe des 18.
Jahrhunderts nahm die Zahl zu von 1705 23 jüdischen Familien auf 1784 58
Familien mit etwa 220 Personen.
Im 19. Jahrhundert wurde 1846 die Höchstzahl von 540 jüdischen
Einwohnern erreicht. Danach ging sie durch Ab- und Auswanderung relativ
schnell zurück auf 1861 349 jüdische Einwohner, 1900 103, 1910
64.
Vom 18.
Jahrhundert bis 1922 war Rappoltsweiler Sitz eines Rabbinates. Folgende
Rabbiner waren am Ort: 1738 genannt: Samuel Weill (1738), ab 1808 Nephtali ben
Yishay Hirtz; ab 1808 Samuel Blum (1752-1820), 1825 bis 1849 Meyer Lazard
(1772-1849), 1851 bis 1873 Jacques Weinberg (1818-1882), 1873 bis 1918 Kaufmann
Weill (1835-1918), 1915 bis 1922 Anselme Debré ().
An
Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine jüdische
Konfessionsschule sowie ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem
jüdischen Friedhof in Schlettstadt (Sélestat)
beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war neben dem
Rabbiner ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig
war.
1936 lebten noch 26 jüdische Personen am Ort. Diejenigen von
ihnen, die in den folgenden Jahren nicht die Stadt verließen, wurden unter der
deutschen Besatzung 1940 nach Südfrankreich deportiert.
Von den in Ribeauville geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Jeanne Bernheim (1887), Mathilde Blum (1875), Hortense
Haussmann (1908), Delphine van Houten (1859), Adele Lindheimer (1877), Cecile
Lindheimer geb. Levy (1877), Sarah Moch (1879), Alfred Moyse (1886), Ernestine Schwarz
(1872), Berthe See (1882), Lise Weill (1923), Louis Weill (1873).
Nach 1945 sind wieder einige jüdische Familien zugezogen. 1953 wurden 54
jüdische Einwohner gezählt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte des Rabbinates
Rabbiner Kaufmann Weill wird auszeichnet (1910)
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. April
1910: "Rappoltsweiler im Elsass. Rabbiner K. Weill erhielt
anlässlich seines 50-jährigen Amtsjubiläums den Roten Adlerorden 4.
Klasse." |
Rabbiner Dr. Anselm Debré wird Rabbiner in Rappoltsweiler (1915)
Artikel
in "Der Gemeindebote" vom 13. August 1915: "Die von dem
israelitischen Bezirkskonsistorium zu Colmar
vorgenommene Ernennung des Rabbineramtskandidaten Dr. Anselm Debré
aus Westhofen zum Rabbiner in
Rappoltsweiler ist durch das Ministerium bestätigt worden. " |
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Bericht über die jüdische Schule (1842/43)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Februar 1843:
"Straßburg, 5. Januar (1843). Der Courrier du Bas-Rhin (ein halb in
französischer, halb in deutscher Sprache erscheinendes Blatt) vom
heutigen Tag berichtet aus Hagenau von einer daselbst soeben statt
gefundenen, allgemeinen Armenlotterie.
Eine israelitische Dame fand dabei Gelegenheit, ihr Zartgefühl von den
Personen aller Glaubensbekenntnisse würdigen zu sehen, indem sie einer
der Kirchen von Hagenau ein schönes Christusbild, das sie gewonnen hatte,
zum Geschenk machte, Sie hatte alle Gebote es zu verkaufen abgeschlagen.
-
Derselbe berichtet aus Rappoltsweiler, vom 29. Dezember (1842). -
'Verflossenen Samstag fand die Preisverteilung in der israelitischen
Kinderschule statt, in Gegenwart des Kommunal-Komitees, einiger Mitglieder
des Munizipalrates und einiger anderer namhaften Einwohner der
Stadt.
'Man bemerkte mit Zufriedenheit die Fortschritte dieser Anstalt, welche
von der Herren Marx Bloch und Lippmann Bloch geleitet wird'.'
'Dieser letztere erntete besonders vielen Beifall von seinen Zuhörern,
wegen der erhabenen Ansichten und edeln Grundsätze, welche er in einer
deutschen Rede an seine Schüler entwickelte und worin er durch
geschichtliche Vergleiche die Wohltaten des öffentlichen Unterrichtes
heraushob. Er vernachlässigte auf der andern Seite nicht, den Älteren
der Schüler den ganzen Umfang ihrer Pflichten ans Herz zu legen und die
Notwendigkeit das Werk des Lehrers durch eine gute häusliche Erziehung zu
ergänzen.
'Die israelitische Gemeinde von Rappoltsweiler darf sich glücklich
schätzen, ihre Kinder dem Unterrichte zweier so fähiger und eifriger
Lehrer anvertraut zu haben'." |
Dem Kantor wird vom Vorstand gekündigt
(1913)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom7. November
1913: "Rappoltsweiler. Der hiesige Kantor hatte sich im August
nach Erstein zu einem
Probegottesdienst begeben. Der Vorstand hatte ihm Urlaub unter der
Bedingung erteilt, dass er einen Vertreter stelle. Das tat er auch - aber
der Vertreter erschien nicht. Als der Kantor nach hier zurückkehrte, fand
er einen eingeschriebenen Brief des Vorstehers vor, der ihm seine
sofortige Entlassung ankündigte. Der Kantor hat natürlich geklagt, und
es findet in Kürze der Termin
statt." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Vortrag des Kreistierarztes E. Schild über das
Schächten (1889)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2.
September 1892: "Aus Elsass-Lothringen, 30. August (1892). In einer
landwirtschaftlichen Versammlung der angesehensten Landwirte des
Kreises Rappoltsweiler hielt der in unserm Reichslande aufs Beste
bekannte Kreistierarzt E. Schild einen interessanten Vortrag, der
auch im Druck erscheinen wird, über das in letzter Zeit viel besprochene
Thema: 'Sollen unsere Schlachttiere geschächtet oder durch Schlagen auf
den Kopf betäubt und dann geschlachtet werden. Vom physiologischen und
sanitären Standpunkt aus beleuchtet.' Referent gibt dem vom jüdischen
Ritus vorgeschriebenen Schächten dem Schlagen der Tiere den Vorzug, und
zwar aus folgenden Gründen: Das Schächten der Tiere ist keine Tierquälerei;
beim Schächten tritt sogleich Lähmung des Gehirns und in Folge dessen
Bewusstlosigkeit ein; das Tier empfindet also keine Schmerzen. Der Tod der
Tieres ist ein viel schnellerer und sicherer; das Schächten wird von
einem geübten Manne vollzogen, wogegen beim Schlagen manche Missgriffe
vorkommen. Außerdem bietet das Schächten den Vorteil, dass durch das
gänzliche Verbluten das Fleisch viel schöner weiß und auch haltbarer
wird, da es durch den Mangel an Blutstoffen vor Fäulnis bewahrt bleibt.
Referent führte auch an, dass das Schächten von den meisten
tierärztlichen Autoritäten empfohlen werde. Allgemeiner Beifall lohnte
die so herrlich gesprochenen und Anerkennung findenden Worte des
Vorredners. Möchten doch die Herren Antisemiten mit dem schönen Beinamen
Tierschützler auch einmal aus einem solchen Vortrag etwas
lernen."
|
Der Krieg bedroht auch viele Orte mit jüdischen
Gemeinden im Oberelsass (1914)
Anmerkung: die angegebene Zahl der jüdischen Gemeindeglieder bezieht sich
auf ca. 1890.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 18. September 1914: "Hagenau, 10. September (1914).
Die schweren Kämpfe im Oberelsaß, die in letzter Zeit zwischen den
Franzosen und Deutschen ausgefochten wurden, erinnern uns daran, dass die
dortige Gegend ziemlich stark von Juden bewohnt ist, die jetzt nicht nur
zum großen Teil gezwungen waren, Heim und Herd zu verlassen, sondern
neben der schweren seelischen Not auch viel durch die Zerstörung von Hab
und Gut zu dulden haben. Es wohnen in dem vielgenannten Altkirch
289 jüdische Seelen, Hirsingen 74, Dammerkirch (Dannemarie)
15, Hagenbach 26, Bergheim
110, Grussenheim 314, Neubreisach
102, Blotzheim 62, Bollweiler
120, Ensisheim 27, Regisheim
154, Dürmenach 205, Hegenheim
169, Hüningen 50, Kolmar
1105, Dornach 202, Mülhausen
2271, Niederhagental 145, Niedersept
124, Pfastatt 73, Markirch
147, Rappoltsweiler 134, Habsheim
73, Rixheim 69, Sennheim
151, Wattweiler (Wattwiller) 37, St.
Ludwig 60, Kembs 50, Sierenz
113, Uffheim 120, Gebweiler
305, Sulz 182, Thann
163, Winzenheim 421 Juden. Die
meisten Familien, besonders in der Mülhauser Gegend, haben sich flüchten
müssen, viele davon haben sich während dieser schweren Zeit in der
Schweiz niedergelassen.". |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Spenden der Bürgermeisterwitwe Ostermann geb. Weißgerber
aus Ostheim (1891)
Anmerkung: bei dem genannten Ostheim handelt es sich nicht um ein in der
Rheinpfalz gelegenes Ostheim, sondern um das unweit von Ribeauville/Rappoltsweier
gelegene Ostheim (Haut Rhin)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Mai 1891: "Ostheim
(Rheinpfalz), im Mai (1891). Zum ehrenden Andenken an den langjährigen
Bürgermeister Ostermann von hier, hat dessen Witwe geb. Weißgerber,
vielen Anstalten und Vereinen Schenkungen und Gaben zugewendet. Es
erhielten das Rappoltsweiler israelitische Hospital Mark 200, die
Armenverwaltung von Ostheim Mark 800, die Frankenkasse Mark 400, die
freiwillige Feuerwehr Mark 200 usw." |
95. Geburtstag und Tod des früheren Synagogendiener/Kultusbeamten Isaak Marx
(1911 / 1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. September
1911: "Rappoltsweiler. Der frühere Synagogendiener Isaak Marx
feierte in Rüstigkeit seinen 95. Geburtstag." |
|
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 11. Oktober 1912: "Rappoldsweiler. Im 95. Lebensjahre
verschied der Kultusbeamte Isaak Marx". |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Alfred Weill, Sohn des Oberrabbiners Weill in Rappoltsweiler empfiehlt seine
Weine (1896)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Dezember 1896:
"Alfred Weill, Weingutsbesitzer, Rappoltsweiler im Elsass. Sohn des
Herrn Oberrabbiner Weill daselbst, empfiehlt seine
Prima Koscher Weine
& Branntweine zu billigsten Preisen.
Preiscourant nebst Proben auf
Wunsch zu Diensten." |
Zur Geschichte der Synagogen
Eine mittelalterliche Synagoge wird erstmals 1311
genannt. Seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts bestand vermutlich eine
Synagoge in der Judengasse, möglicherweise am Standort der heute noch stehenden
Kapelle am Eingang der Judengasse.
Im 18./19. Jahrhundert wurde zunächst ein
Betsaal in einem Privathaus eingerichtet (1711). 1830 bis 1840 wurde eine neue Synagoge
an Stelle einer älteren Synagoge in neuromanischem Stil erbaut. Das Gebäude wird
seit 1958 als Kino verwendet. 1996 wurde das Synagogengebäude
restauriert
Adresse der Synagoge: 17, rue
de la Synagogue
Fotos
Mittelalterliche Geschichte
(Fotos: Hahn, aufgenommen Mai 1987)
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Blick in die Judengasse
/ Rue
des Juifs |
Die Kapelle am Eingang der
Judengasse
könnte am Standort der alten Synagoge stehen |
Fotos der Synagoge des 19./20. Jahrhunderts
Neue Fotos werden noch erstellt. Siehe die französische
Informationsseite
zur Synagoge und Seite
in der Website synagogo.bloo.org.
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,2 S. 674-675; III,2 S. 1070-1071. |
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