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im Elsass"
Huningue
(Hüningen,
Dep. Haut-Rhin / Alsace / Oberelsass)
Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Hüningen bestand eine kleine jüdische Gemeinde im
19./20. Jahrhundert, doch lebten bereits Ende des 17. Jahrhunderts Juden am Ort.
Bei der Begründung des Friedhofsverbandes Hegenheim 1692 war unter den 24
unterzeichnenden Personen auch eine aus Hüningen.
Bei den Volkszählungen 1784 und 1807 wurden keine jüdischen Einwohner in
Hüningen festgestellt. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die
Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1846 20 jüdische Einwohner,
1861 127, 1910 58 oder 61.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), einen Religionsschule, vermutlich auch ein rituelles Bad. Die
Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in
Hegenheim
beisetzt.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt,
der zugleich als Vorbeter (Kantor) und Schächter fungierte (siehe
Ausschreibungstexte unten von 1899 und 1900). Zum Tod des Kantors Marx Weill 1910 s.u.
1936 wurden 54 jüdische Einwohner gezählt.
Unter der deutschen Besatzung wurden 1940 diejenigen, die
bis dahin nicht emigriert oder vom Ort verzogen sind, mit den Juden aus
Elsass-Lothringen nach Südfrankreich deportiert.
Von den in Hüningen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Claudine Bloch (1935), Gertrude Bloch geb. Bloch
(geb. ?), Paul Bloch (1896), Berthe Metzger (1895), Alex (Alexandre) Weill
(1905), Caroline Weil (1902), Marguerite Weill (), Marthe Weill ().
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers, Vorbeters und
Schächters 1899 / 1900
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1899:
"Die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters
in
Hüningen - St. Ludwig ist zu besetzen. Einkommen vom Staat Mark 880,
sonstiges Einkommen ca. Mark 1000. Bewerber wollen sich wenden an
Vorsteher E. Weill, St. Ludwig." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1900: "Die Lehrer-,
Kantor- und Schochetstelle der Gemeinden Hüningen und St.
Ludwig ist vakant. Das Einkommen vom Staat und den Gemeinden
beträgt ca. 1.800 Mark. Bewerber mit guten Zeugnissen als Kantor und im
Unterricht, wollen sich gefälligst an Vorsteher Herrn E. Weil, St.
Ludwig wenden." |
Zum Tod des Kantors Marx Weill 1910
Aus
dem "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. September
1910: "Hüningen im Ober-Elsass. Erst 45 Jahre alt, ist Kantor Marx
Weill seiner Frau und seinen sechs unmündigen Kindern entrissen
worden." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Der Krieg bedroht auch viele Orte mit jüdischen
Gemeinden im Oberelsass (1914)
Anmerkung: die angegebenen Zahlen der jüdischen Gemeindeglieder beziehen sich
auf ca. 1890.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 18. September 1914: "Hagenau, 10. September (1914).
Die schweren Kämpfe im Oberelsaß, die in letzter Zeit zwischen den
Franzosen und Deutschen ausgefochten wurden, erinnern uns daran, dass die
dortige Gegend ziemlich stark von Juden bewohnt ist, die jetzt nicht nur
zum großen Teil gezwungen waren, Heim und Herd zu verlassen, sondern
neben der schweren seelischen Not auch viel durch die Zerstörung von Hab
und Gut zu dulden haben. Es wohnen in dem vielgenannten Altkirch
289 jüdische Seelen, Hirsingen 74, Dammerkirch (Dannemarie)
15, Hagenbach 26, Bergheim
110, Grussenheim 314, Neubreisach
102, Blotzheim 62, Bollweiler
120, Ensisheim 27, Regisheim
154, Dürmenach 205, Hegenheim
169, Hüningen 50, Kolmar
1105, Dornach 202, Mülhausen
2271, Niederhagental 145, Niedersept
124, Pfastatt 73, Markirch
147, Rappoltsweiler 134, Habsheim
73, Rixheim 69, Sennheim
151, Wattweiler (Wattwiller) 37, St.
Ludwig 60, Kembs 50, Sierenz
113, Uffheim 120, Gebweiler
305, Sulz 182, Thann
163, Winzenheim 421 Juden. Die
meisten Familien, besonders in der Mülhauser Gegend, haben sich flüchten
müssen, viele davon haben sich während dieser schweren Zeit in der
Schweiz niedergelassen.". |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Möbelhändler Bloch wird auf Grund seiner
Unterstützung der Sozialdemokraten aufgefordert, sein Vorsteheramt
niederzulegen (1907)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 28. Juni 1907: "Colmar. Dem 'Elsässischen Kurier'
wird aus Hüningen berichtet:
' Im Anschluss an die hiesige Gemeinderatsersatzwahl wurde der hiesige,
erst kurz vorher gewählte Vorsteher der israelitischen
Kirchengemeinde, Möbelhändler Bloch, von verschiedener Seite aufgefordert,
sein Vorsteheramt niederzulegen, weil er bei der Ersatzwahl mit
den Sozialdemokraten marschiert beziehungsweise ihr Programm anerkannt
habe. Da sich die Unstimmigkeiten nicht ausglichen, erschien heute ein
Regierungsvertreter, der die Mitglieder der israelitischen Gemeinde
versammelte, um diese Angelegenheit zu regeln. Nach seiner Ansicht liegt
kein Grund vor, Herrn Bloch zum Niederlegen seines Amtes zu
drängen, da durch das Unterzeichnen des sozialdemokratischen
Wahlprogramms nicht zugleich die Zugehörigkeit zur Partei dargetan sei.
Der Stimmung in der Gemeinde Rechnung tragend, legte Herr Bloch dennoch
sein Amt nieder.'
Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde Hüningens sollten zu
Ortsvorstehern in Ost- oder Westpreußen ernannt werden. Dort würden
Leute ihrer Gesinnung einen freien Wirkungskreis und unumschränkte
Anerkennung erzielen." |
Aufklärung eines Mordes an einem jüdischen Kaufmann (1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Juni 1912:
"Hüningen. Nach 10 Jahren soll ein Mord, der hier verübt
wurde, seine Sühne erhalten. In dem benachbarten badischen Orte
Branzlingen (??) war vor 10 Jahren auf rätselhafte Weise ein jüdischer
Kaufmann verschwunden. Die Vermutung lag nahe, dass er das Opfer eins
Mörders geworden war. Der Ackerer Stortz wurde seinerzeit verhaftet, aber
wieder freigelassen, da sich nicht genügend Beweise für die Tat fanden.
Vor einigen Tagen hatte Stortz Streit mit seiner Ehefrau und diese rief so
laut, dass es die ganze Nachbarschaft hörte: 'Mir machst Du es nicht wie
dem Juden'. Als darauf unter Zuhilfenahme eines Polizeihundes eine
Haussuchung bei Stortz stattfand, wurde das Skelett eines Mannes,
zweifellos des ermordeten Juden im Keller vergraben
gefunden." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Getreidehandlung J. Günsbürger
(1901)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juli 1901:
"Gesucht für sofort ein Lehrling
in eine Getreide-Handlung. Kost und Logis im Hause. Samstags und Feiertage
geschlossen.
J. Günsbürger, Hüningen im Elsass." |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betsaal vorhanden. 1860 konnte die jüdische
Gemeinde ein Haus kaufen, das in den folgenden beiden Jahren zu einer Synagoge
umgebaut wurde. 1862 wurde die Synagoge durch den Oberrabbiner Salomon
Wolf Klein aus Colmar eingeweiht. Bis zum Bau und der
Einweihung einer eigenen Synagoge im Jahr 1907 besuchten auch die in Saint-Louis
lebenden
jüdischen Personen die Gottesdienste in Huningue.
Unter der deutschen
Besatzung wurde die Synagoge im 2. Weltkrieg zerstört.
Adresse/Standort der Synagoge:
Fotos
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Die Synagoge in
Hüningen auf einem im Musée historique de Huningue
aufbewahrten
Aquarell (Quelle: Rothè / Warschawsky s.Lit. S. 167) |
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Gedenkstein für
die in der NS-Zeit ermordeten Juden im jüdischen Friedhof Hegenheim:
die
Namen der aus Hüningen Umgekommenen (Foto: Detlef Ernst Rosenow) |
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Andernorts
entdeckt: Grabstein für Julius Simon, Inspektor der
Wilhelm Hagenbeckschau in Karlsruhe (1879 Hüningen -
1916 Fliegerangriff auf Karlsruhe (Grab im
jüdischen Friedhof Haid- und Neustraße
Karlsruhe) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 47.167.
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Huningue Haut-Rhin dist.
France. A small Jewish community was established in the 19th century and a
synagogue was inaugurated in 1862. On the eve of Worldwar II, 54 Jews lived in
Huningue. During the occupation, the Germans expelled all to the south of
France, together with the rest of Alsace-Lorrain Jews. Subsequently there were
no Jews in Huningue.
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